Francis Wyndham

Der andere Garten

Roman
Cover: Der andere Garten
Dörlemann Verlag, Zürich 2010
ISBN 9783908777571
Gebunden, 191 Seiten, 18,90 EUR

Klappentext

Aus dem Englischen von Andrea Ott. England, kurz vor Ausbruch des Zweiten Weltkriegs. Der Ich-Erzähler, ein Junge in der Pubertät, lebt in abgeschiedener ländlicher Idylle. Eines Tages lernt er die doppelt so alte Kay kennen, Tochter der Familie Demarest. Kay ist schüchtern und still, extravagant und erotisch. Die beiden werden Freunde. Im anderen Garten - ein formaler Garten, den der Vater des Jungen mit großer Hingabe stutzt und hegt - findet die ruhelose Kay für kurze Zeit einen Platz zum Sonnen. Sie kann sich ihren Tagträumen hingeben und sie selbst sein, was ihr in ihrer Familie und im Leben verwehrt bleibt.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 01.02.2011

Wunderschön erscheint dieser bereits 1987 im Original erschienene Roman von Francis Wyndham der Rezensentin nicht nur wegen seiner Aufmachung. Von einer echten Wiederentdeckung spricht Bernadette Conrad nicht zuletzt mit Blick auf die dichte Atmosphäre, die zarte Symbolik und die Spannung, die der Autor aus der melancholischen Gestimmtheit des Textes einerseits und der präzisen Sprache andererseits bezieht. Vor dem (fernen) Hintergrund des Zweiten Weltkriegs erzählt Wyndham die Geschichte einer beinahe zu idyllischen Kindheit und Jugend, die den Helden in einem Zustand der Unverbindlichkeit, ja Leidenschaftslosigkeit verharren lässt. Die Trauer der Figur über diesen Zustand jedenfalls stimmt die Rezensentin offenbar nicht nur traurig, sondern auch froh.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 24.12.2010

Die Briten zeigen es nicht gern, aber auch sie streben durchaus nach Ruhm und Vermögen, erklärt Rezensentin Felicitas von Lovenberg. Und wenn jemand den Ehrgeiz, diesen "heiklen Charakterzug", so vermissen lässt wie die Heldin in Francis Wyndhams einzigem Roman "Der andere Garten", erntet er oder sie Verachtung. Die Handlung spielt in England kurz vor Ausbruch des Zweiten Weltkriegs, erfahren wir. Der Ich-Erzähler, der offenbar noch zur Schule geht, lernt in den Ferien auf dem Land die fast doppelt so alte Kay Demarest kennen. Eine schüchterne, linkische junge Frau, die nichts auf ihr Äußeres gibt und nirgends zu glänzen versucht. Sie und der Erzähler werden Verbündete gegen die ehrgeizigen und statusbewussten Erwachsenen. Lovenberg ist beeindruckt, wie behutsam und leichthändig Wyndham die "ganze Ambivalenz" dieser Gesellschaft schildert. Die Übersetzung von Andrea Ott findet sie "vorzüglich".
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 18.12.2010

Francis Wyndham hätte wohl ein ganz "meisterlicher" Autor werden können, wären seinen ersten schriftstellerische Gehversuche in den 40er Jahren nicht mit soviel Nichtachtung gestraft worden, glaubt Ulrich Rüdenauer nach der Lektüre dieses Romans. So aber blieb es bei "Der andere Garten", den Wyndham erst im Alter nach einer Karriere als Rezensent und Lektor verfasst hat und der nun erstmals in deutscher Sprache erschienen ist. Die am Rande des Zweiten Weltkrieges spielende Geschichte um den 13-jährigen Ich-Erzähler und seine Freundschaft zu der wesentlich älteren, tuberkulosekranken Kay, die sich in das Refugium des titelgebenden Gartens vor der Welt zurückziehen, besteche durch "exzellente" Dialoge und liebevoll gezeichnete Figuren, lobt der Rezensent. Und wenn der Autor die Abgründe hinter der Fassade von Kays bürgerlicher Familie schildert, fühlt sich Rüdenauer gar an bedeutende englische Erzähler wie Jane Austen oder Henry James erinnert.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 15.11.2010

Ein Buch, eine Rezension wie ein Spätsommerwind. Was Franziska Sperr zu diesem Adoleszenzroman von Francis Wyndham zu sagen hat, weht uns kaum merklich an. Aber genauso ist wohl das Buch, leicht bis zum Verschwinden erzählt es vom behüteten Erwachsenwerden auf dem südenglischen Land in den späten 1930ern, von erstem, kaum Liebe zu nennenden Empfinden, diskret, amüsant, unschuldig noch, wenn der Krieg kommt. Hier und da etwas ausladend vielleicht, wie Sperr zu bedenken gibt, und kritisch, gnadenlos nur, wenn es den Blick auf die Erwachsenenwelt imitiert. Die Übersetzung findet Sperr nicht immer geschickt.
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