Friedrich Ani

Gottes Tochter

Roman
Cover: Gottes Tochter
Droemer Knaur Verlag, München 2003
ISBN 9783426196045
Gebunden, 396 Seiten, 19,90 EUR

Klappentext

Julika, eine 18-jährige Gymnasiastin aus München, ist spurlos verschwunden. Sie ist ihrem Freund Rico heimlich nach Rostock hinterhergereist. Rico war als Jugendlicher bei Ausschreitungen mit dabei. Die Vergangenheit holt ihn nun ein, als auf einer Feier ein Unfall passiert, bei dem die Verlobte seines besten Freundes ums Leben kommt. Ricos rechtsradikale Freunde bringen das junge Liebespaar in größte Gefahr. Tabor Süden, Kommissar der Vermisstenstelle, nimmt den Fall in die Hand und vertraut bei den Ermittlungen wie immer seiner Intuition. Als ihn die Suche nach Julika in die Ostseestadt führt, läuftdie Clique um Rico Amok.

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 16.12.2003

Friedrich Ani hat mit "Gottes Tochter" einen "ungewöhnlichen Roman" geschrieben, urteilt Kolja Mensing in seiner Besprechung unter der Rubrik "Neue Bücher Kurz Besprochen". Das Buch erzähle in Anlehnung an "Romeo und Julia" eine Kriminalgeschichte, in deren Zentrum die achtzehnjährige Julika steht, die aus der Enge ihres Münchner Elternhauses aus- und an die deutsche Ostseeküste aufbricht, um Rico zu treffen. Sie ist auf der Suche nach einem "Raum, unverwüstet vom Terror ihrer Eltern", zitiert der Rezensent den Autor, und findet ihn "in einem der hoffnungslosesten Orte der ostdeutschen Provinz", befindet Mensing und identifiziert ihn mit Rostock-Lichtenhagen. Ein Mord geschieht und Tabor Süden, der Kommissar aus Anis erfolgreicher Krimiserie, ist auf den Fall angesetzt. Am Ende dieser bedingungslosen Liebe wartet der Tod, meint Mensing und lobt das Buch, weil der Autor die Tristesse des Ortes nicht als bloße Kulisse eines ostdeutschen Gesellschaftsdramas genutzt habe.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 31.10.2003

Stephan Maus ist einfach hingerissen von diesem Krimi: So rühmt er die "hohe Kunst des Dialoges", die Charaktere, seine Raffinesse. Die Rahmengeschichte: Frisch verliebt flüchtet die achtzehnjährige Julika aus München, "Papis hochpolierte Perle", aus dem Elternhaus zu Rico, ihrem Angehimmelten, nach Rostock Lichtenhagen, wird jedoch umgehend als vermisst gemeldet. Der verantwortliche Kommissar, Tabor Süden und seines Zeichens "Südpol aller Desorientierten", macht sich auf den Weg nach Rostock. Dort, so der Rezensent, wird schon bald der "Plattenbaublues" gespielt. Hooligan Rico legt mit seinen Kumpanen Feuer in einem von Vietnamesen bewohnten Haus und beteiligt sich an einer rassistischen Hatz, durch die ein Vietnamese zu Tode kommt. So ist Friedrich Ani nicht allein eine "ergreifende Geschichte zweier Heranwachsender" auf der Suche nach ihrem eigen Weg gelungen, formuliert Stephan Maus, sondern zudem noch ein "differenziertes Bild eines entlarvenden Moments jüngerer deutscher Vergangenheit". Gestoßen hat sich Maus allein am unverdeckten Drang Anis "seinen so gelungenen Krimi zu literarisieren", doch vermag er großzügig darüber hinweg zu sehen, erkennt er darin doch bloß einen "verzeihlichen Ausrutscher ... auf dem Weg zum perfekten Krimi".
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