George Soros

Die offene Gesellschaft

Für eine Reform des globalen Kapitalismus
Cover: Die offene Gesellschaft
Alexander Fest Verlag, Berlin 2001
ISBN 9783828601604
Gebunden, 400 Seiten, 20,35 EUR

Klappentext

Aus dem Englischen von Bernhard Klöckner u. a. In seinem Buch plädiert George Soros für die Verwirklichung der offenen Gesellschaft - und entfaltet damit zugleich den gedanklichen Rahmen, an dem er sich bei seiner Arbeit zeitlebens orientiert hat. Er plädiert für eine Allianz aller Demokratien, für den Aufbau einer Weltgesellschaft, die ihren Namen verdient - denn nur so eröffnen sich Antworten auf jene Fragen, die mit dem globalen Kapitalismus einhergehen: Wie läßt sich die Kluft zwischen Arm und Reich verringern? Welche Gefahren birgt die unheilige Allianz von Politik und Kapital? Und welche neuen Institutionen brauchen wir, um Freiheit und Demokratie vor den zerstörerischen Kräften des Marktes zu schützen?

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 22.10.2001

Dass gerade einer wie George Soros, der den einen als "Finanzgenie", den anderen als "Finanzguru und Superstar unter den Devisenspekulanten", Dritten als "Blender" gilt, den internationalen Finanzmarkt, mit dem er selbst reich geworden ist, kritisiert, hat Indira Gurbaxani doch etwas irritiert. Mit einem Mal ist der Börsenspekulant ins Grübeln geraten und legt in seinem Buch Konzepte und Orientierungshilfen für einen anderen, verantwortungsbewussteren Umgang mit den Kräften des Kapitals vor, berichtet die Rezensentin. Die sind ihr allerdings etwas schleierhaft geblieben. Nach Soros lauere eine Gefahr für die Demokratie in der ungehemmten Verfolgung von Eigeninteressen. Es fehlten Ordnungsprinzipien für den internationalen Finanzmarkt. Gurbaxani ist überzeugt, dass es die in Deutschland aber gibt. Und auch WTO, IWF und Weltbank genießen als Regelinstanzen das Vertrauen der Rezensentin. Soros bleibt, meint Gurbaxani, dem Leser eine Antwort auf seine aufgeworfenen Fragen zu Demokratie und Kapitalismus schuldig. Seine Gedanken zu einer "neuen weltpolitischen Architektur" findet die Rezensentin "vage".
Lesen Sie die Rezension bei buecher.de

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 20.04.2001

Geteilter Meinung zeigt sich Otto Singer über diesen Band. Einerseits findet er Soros' Plädoyer für die offene Gesellschaft (aus der sich der Staat nie ganz zurückziehen darf) unterstützenswert, da nur diese "ein Monopol auf Wahrheit" verhindern könne. Doch gerade was Schwellen- und Entwicklungsländer betrifft, so liegen deren Probleme nach Singer keineswegs an einem "Zuviel an Marktwirtschaft". Insgesamt findet Singer, dass Soros die meisten seiner hier geäußerten Thesen bereits in früheren Bänden in ähnlicher Form zu Papier gebracht hat, etwa seine Forderung nach "weltumspannender Stabilisierungspolitik". Und auch seine Ausführungen über "irrationales Investoren-Verhaltens" findet Singer "nicht sonderlich originell" und darüber hinaus schon von anderen Autoren überzeugender dargelegt. Bei seinen Angriffen gegen Marktfundamentalismus, "autistisch forschende Wirtschaftswissenschaft" und eine Zurückdrängung kollektiver Interessen durch zunehmende Ökonomisierung der Gesellschaft wird nach Singer nicht wirklich deutlich, wen Soros dafür in Verantwortung sieht.

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 11.04.2001

Vier Bücher gegen die Globalisierung und den "neuen Turbokapitalismus" stellt Wolfgang Uchatius in seiner Besprechung einander gegenüber: Viviane Forresters "Die Diktatur des Profits" (Hanser Verlag), Maria Mies' "Globalisierung von unten" (Rotbuch Verlag), George Soros' "Die offene Gesellschaft" (Alexander Fest Verlag) und "Politik ohne Macht", von Niall Ferguson.
1) Viviane Forrester: "Die Diktatur des Profits"
Ein lautes, von einem sektiererischen Ton durchdrungenes Pamphlet nennt Wolfgang Uchatius diesen Band, der Forresters Erfolgsbuch ("Terror der Ökonomie"), wie er sagt, dem Muster nach gleiche. Recht verwunderlich findet es der Rezensent, dass die Autorin zum Widerstand gegen die fremden Mächte aufruft und zum Kampf gegen das System des "Ultraliberalismus", ihr Wissen aber allein aus den Medien zu beziehen scheint. Der ihm aus diesen Seiten entgegentretende Traum vom Happy End wird ihm so wohl utopisch erscheinen.
2) Maria Mies : "Globalisierung von unten"
Im Ton Viviane Forresters "Diktatur des Profits" ebenbürtig, wolle die Autorin - Vordenkerin in ihrer Sache in Deutschland - der Verdummung entgegenwirken, schreibt der Rezensent etwas ungläubig, handelt es sich bei dem Buch doch offenbar vor allem um eine Beschreibung der Antiglobalisierungsbewegung und eine Chronik der Proteste vor und nach der Tagung der WHO in Seattle. Im Duktus der Umweltbewegung, so Uchatius, werde hier von sich weltweit solidarisch zusammenschließenden Menschen an der Basis geschwärmt.
3) George Soros: "Die offene Gesellschaft"
Auch mit dem dritten Buch im Bunde ist Wolfgang Uchatius nicht zufrieden. Zwar findet er den Ton des 70-jährigen Soros durchaus sachlicher, unaufgeregter und wissenschaftlicher als denjenigen Forresters und Mies', der Versuch des Autors, der Wirtschaftswissenschaft Unwissenheit vorzuwerfen aber und um den Begriff der Reflexibilität eine Gegentheorie zu konstruieren, erscheint ihm ganz und gar nicht neu. Zumal, wenn dieser Gedanke auf über hundert Seiten "breitgewalzt" wird. "Soros scheitert kolossal", lautet denn auch das vernichtende Urteil.
4) Niall Ferguson: "Politik ohne Macht"
Ein Buch über die Überschätzung des Ökonomischen eher als über die Globalisierung. In einer Zeit, in der viele Globalisierung sagen, wenn sie Vereinfachung meinen, sei es gut, wenn jemand das Gesamtbild wieder ein bisschen komplizierter mache, meint der Rezensent. Dass der Autor sich dabei allerdings immer wieder im Gestrüpp der Fakten verirrt und zum Beispiel über die Entstehung der Finanzmärkte und über die Verschuldung der Weimarer Republik plaudert, wie Uchatius schreibt, wo er verspricht, Fragen zu formulieren und Antworten zu geben, ist dann wohl doch zu viel des Guten.