Gert Jonke

Redner rund um die Uhr

Eine Sprechsonate
Cover: Redner rund um die Uhr
Jung und Jung Verlag, Salzburg 2003
ISBN 9783902144485
Gebunden, 63 Seiten, 16,00 EUR

Klappentext

Die hier miteinander oder gegeneinander reden, sind ein Mund und dessen Besitzer, und da sich gelegentlich ein Zuhörer (oder Leser) aus dem Off einmischt, sind es vielleicht drei oder am Ende doch nur einer, der hier redet, rund um die Uhr. Es ist wie ein Streit der Hilfsverben, ein Widerstreit des Wollens und Möchtens gegen das Dürfen und Müssen. Es ist das Suchen nach den richtigen Wörtern, das immer mal wieder mit dem Finden der falschen belohnt wird. Und mittendrin stehen Sätze über die uns allen verlorene Kindheit...

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 17.04.2003

Ernst Jandl, schreibt Paul Jandl, beherrschte wie kein zweiter die "Trivialisierung der ewigen Modelle eines poetischen Gefühls". Will heißen: Gedicht ist, wenn sich ein Mund öffnet und schließt. Einen solchen - den "Redner rund um die Uhr" - habe Gert Jonke im Geiste des Meisters zur Hauptfigur seiner "Sprechsonate" gemacht, auf das er plappere und palavere und seinen Besitzer um Kopf und Kragen bringe. Dieser wiederum sei der Erzähler von Jonkes "sprachartistischer Prosa" und das Buch somit die Inszenierung einer hintersinnigen Auseinandersetzung von Reden und Schreiben: Mund gegen Mann, "Maulheld" gegen um Ordnung bemühten Erzähler. Das, so Jandl, führt in "Mikrokosmen des Aberwitzes" hinein und geradewegs zu einem "unverwechselbaren Werk", das die Bedeutung eines "Textes" ganz neu definiere: "Nicht der Zusammenhalt der Ideen, Bilder und Sätze fixiert das Gemeinte, sondern ihr beharrliches Auseinanderstreben."

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 11.04.2003

"Je weniger man weiß, desto unbeschwerter, fesselloser lässt sich palavern", weiß Rezensent Andreas Dorschel aus langjähriger Berufserfahrung. Für eine Suada ist umfassende Ignoranz damit sogar unablässliche Bedingung. In seiner "Sprechsonate" halte sich der "ebenso wortmächtige wie musikalische" Gert Jonke vorbildlich an diese Notwendigkeit und lasse seine Rede wie Musik allein um sich selbst kreisen, lobt Dorschel. Diese Emanzipation des Redens von seinem Inhalt, die "Verflüchtigung des Gedankens in Blödsinn" findet der Rezensent komisch und verstörend zugleich, verstörend deshalb weil Jonke mit seinem Witz den Leser zum Komlizen mache und damit auf den "Schwätzer in ihm selbst" stoße.
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