Giorgio Agamben

Der Gebrauch der Körper

Cover: Der Gebrauch der Körper
S. Fischer Verlag, Frankfurt am Main 2020
ISBN 9783100024510
Gebunden, 480 Seiten, 25,00 EUR

Klappentext

Aus dem Italienischen von Andreas Hiepko und Michael von Killisch-Horn. Der Abschluss der großen Homo-Sacer-Reihe - der Philosoph Giorgio Agamben legt den letzten Band seines Lebenswerkes in einer gegenüber der italienischen Originalfassung erweiterten Ausgabe vor.  Giorgio Agambens "Homo Sacer" ist eines der wegweisenden Werke der politischen Philosophie der letzten Jahrzehnte, in dem er  die tiefsten Grundlagen des westlichen politischen Denkens untersucht. Mit dem neunten und letzten Band in dieser Reihe reflektiert Agamben die Herausforderungen und Auswirkungen seines Werkes und beschreitet gleichzeitig neue Wege. Dabei nutzt er Aristoteles' Diskussion über Sklaverei als Ausgangspunkt für ein radikales Umdenken des Selbst, er fordert eine vollständige Überarbeitung der westlichen Ontologie und untersucht das Konzept der "Lebensform", das in vielerlei Hinsicht die treibende Kraft hinter dem gesamten Homo-Sacer-Projekt ist.

Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk, 14.09.2020

Rezensent Thomas Palzer empfiehlt das neue Buch von Giorgio Agamben, auch wenn es für Kenner nicht unbedingt Neues enthält. Den Wegen Agamben'schen Denkens zu folgen, einer Methodik, in der laut Palzer Historie und Philologie die Metaphysik ersetzen, scheint dem Rezensenten Anreiz genug. Wie Agamben der Frage folgt, wie das Leben seine Lebendigkeit verlieren konnte, wie er dazu bis zu Aristoteles, zu den Ursprüngen abendländischen Denkens und zur Sklaverei zurückgeht, findet Palzer lesenswert.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 28.08.2020

Rezensent Dieter Thomä betrachtet Giorgio Agambens "Homo sacer"-Projekt, zu dem er den neuen Band dazuzählt, mit Skepsis. Der Mensch entkleidet von allen Errungenschaften wie Produktivität, Kreativität, Besitz, politischer Repräsentation, wie Agamben ihn propagiert, erscheint Thomä als Karikatur. Heiter geht es auch durchaus zu im Buch, meint er, wenn der Autor z. B. mit Marsilius von Padua und Hölderlin die Fähigkeit feiert, sich selbst zu "bewohnen". Im übrigen erstaunt den Rezensenten immer wieder auch Agambens "eklatante Ignoranz", etwa, wenn der Autor sich zur Sklaverei äußert. Aber das ist immerhin nicht das Erwartbare, räumt Thomä ein.
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Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk Kultur, 31.07.2020

Rezensent Jens Balzer rät Giorgio Agamben, den Kopf aus den Wolken des Geistesgesprächs "großer Männer", wie Aristoteles, Augustinus, Kant und Heidegger, zu ziehen. Dann könnte er erkennen, so Balzer, dass die biopolitische Zurichtung des Menschen, gegen die der Autor laut Balzer wettert, durchaus Gegenwind bekommt. Der "Radikalismuskitsch", der Agambens Idee von einer "situationistischen Eliteherrschaft" anstelle der Demokratie für Balzer umgibt, ist für den Rezensenten nur schwer erträglich. Ebenso Agambens überkomplexe philosophische Erörterungen im Band, die unter der Schicht "detailverliebter" Klassiker-Diskussion durchaus "interessante Erkenntnisse" zu einem besseren, wahren Leben bieten, wie der Rezensent ahnt.

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 18.06.2020

Fasziniert und genervt zugleich ist Thomas Assheuer von diesem neuen Buch des italienischen Philosophen Agamben. Der durchquere hier die Geschichte der Philosophie seit Aristoteles, um die Details und die Gesamtlast ihrer Schuld an der modernen Entwertung des lebendigen Seins festzustellen. Seine These, dass nunmehr reine Biopolitik herrsche, also ein Liberalismus, der keinerlei Legitimität mehr habe und daher die Corona-Pandemie benutze zur Herstellung eines Notstands, hat dem Kritiker gar nicht gefallen. Er spricht von nervenzerrend "penetranten Übertreibungen", beschäftigt sich aber sehr ernsthaft mit den Thesen des Philosophen. Ihm fällt auf, dass sich diese "Radikalkritik", die insbesondere Immanuel Kant als einen Hauptschuldigen aufruft, entlang Heideggerscher Maximen durch die Zeiten "spekuliert". Der Kritiker findet es "verblüffend", wie wenig sorgfältig dabei die Entwicklung der Auffassung von der Religion angeschaut wird. Und tatsächlich, so donnert er, ist dann der auf Platon zurückgreifende Vorschlag, zur Verbesserung der Welt eine Art Ältestenrat zu etablieren, nichts anderes als die Installation von "Ajatollahs."