Giuliano Turone

Geheimsache Italien

Cover: Geheimsache Italien
Marixverlag, Wiesbaden 2023
ISBN 9783737412056
Gebunden, 416 Seiten, 29,90 EUR

Klappentext

Aus dem Italienischen von Klaudia Ruschkowski. Am 11. Juli 1979 wurde Giorgio Ambrosoli, Liquidator der bankrotten Banca Privata Finanziaria von einem amerikanischen Killer ermordet. Auftraggeber war der später im Gefängnis ermordete mafiose Bankier Michele Sindona. Die den Fall bearbeitenden Richter folgten Spuren, die in den Vatikan, die Politik, die internationale Finanzwelt und zur Mafia führten. Fast zufällig entdeckten sie die Loge P2, das Zentrum dieses konspirativen Netzwerks. Ihm gehörten Spitzenvertreter der Politik, der Wirtschaft, der Medien, des Militärs, der Geheimdienste, der Polizei und der Mafia an. Ein Staat im Staat, ein Staat im Untergrund. Der Mailänder Richter Giuliano Turone beschreibt anhand der offiziellen Prozessakten und Untersuchungsberichte dieses weitverzweigte System illegaler Macht, an dessen Aufdeckung er maßgeblich beteiligt war. In Geheimsache Italien legt er Dokumente vor, die zum Teil nie ganz aufgeklärte Verbrechen in einem neuen Zusammenhang erscheinen lassen: der Mord an Aldo Moro (1978), der Bombenanschlag auf den Bahnhof in Bologna (1980), die Morde an den internationalen Finanzmanagern Calvi (1982) und Sindona (1986), aber auch fast vergessene Verbrechen wie der Mord am Bruder des italienischen Staatspräsidenten Mattarella (1980).

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 25.07.2023

Rezensent Andreas Rossmann annonciert ein fesselndes, wenn auch nicht ganz leicht zu lesendes Buch mit diesem Werk des Mailänder Untersuchungsrichters und Juraprofessors Giuliano Turone. Gemeinsam mit seinem Kollegen Gherardo Colombo kam Turone Ende der achtziger Jahre den Machenschaften rund um die Freimaurerloge Propaganda Due (P2) auf die Spur, erläutert der Kritiker: Die P2 wob ein Netzwerk zwischen Politik und Kriminalität, Mafia und Geheimdiensten, ihren Höhepunkt erreichten die Machenschaften in jenen Jahren zwischen der Entführung Aldo Moros und dem neofaschistischen Anschlag auf den Bahnhof von Bologna, fährt der Rezensent fort. Für sein 2019 im italienischen Original erschienenes und für die deutsche Auflage aktualisiertes Werk hat Turone Prozessunterlagen, Gutachten, Zeugenaussagen und Urteile gesichtet, neu bewertet und die Vorgänge "minutiös" rekonstruiert, lobt Rossmann. Diesem spannenden Einblick in eine "mafiöse Matrix" verzeiht der Kritiker auch gern, dass er bei der Vielzahl an Namen gelegentlich den Überblick verliert.
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Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk, 04.07.2023

"Spannend wie ein Thriller" findet Rezensent Nikolas Nützel Turones Buch, das sich mit dem Verschwörungsskandal um die sogenannte Loge "P2" in Italien auseinandersetzt. Turone bringt so beispielsweise die Entführung und Ermordung des Christdemokraten Aldo Moro 1978 durch die Roten Brigaden und weitere Verbrechen in Verbindung mit dieser Geheimorganisation, die hochrangige Akteure aus Politik und Finanzwelt mit der Mafia vernetzte. Dabei weiß der Autor nur zu gut, worüber er schreibt, versichert Nützel, denn er hat die P2 als ehemaliger Ermittlungsrichter mit aufgedeckt. Haarsträubendes fördert Turone in diesem "faktenprallen Buch" zuweilen zutage, nachprüfen lassen sich manche Thesen nicht, so der Kritiker, denn viele Gerichtsverfahren sind noch unabgeschlossen. Dem Autor gelingt es auf jeden Fall mit seiner umfangreichen Quellensammlung und Expertise darzustellen, an welchem kritischen Punkt Italien vor 40 Jahren stand, schließt der begeisterte Rezensent.