Giulietto Chiesa

Das Zeitalter des Imperiums

Europas Rolle im Kampf um die Weltherrschaft
Cover: Das Zeitalter des Imperiums
Europäische Verlagsanstalt, Hamburg 2003
ISBN 9783434505501
Kartoniert, 230 Seiten, 15,90 EUR

Klappentext

Aus dem Italienischen von Bettina Müller-Renzoni. In Präsident Bushs Rede zum Bericht der Lage der Nation im Februar 2002 kam das Wort "Sicherheit" neunzehn Mal vor, das Wort "Europa" dagegen nicht ein einziges Mal. Um wessen Sicherheit geht es, woher drohen Gefahren und welche? Warum spielt Europa kein Rolle, wenn doch "die zivilisierte Welt" bedroht ist? Diesen Fragen geht der Autor nach - die Antworten, die er gibt, kreisen um nichts weniger als die Neuordnung der Welt.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 23.05.2003

Ach Herrje! Ulrich Speck geht in Deckung vor den Thesen des Giulietto Chiesa, in dem er einen Apolyptiker der alten christlichen Schule erkennt, getarnt als Aufklärer, der uns allen mit großer Geste das Tuch von den Augen reißt. Chiesa sei früher Moskau-Korrespondent von La Stampa gewesen und wolle uns jetzt erklären, von wem wir beherrscht werden. Denn das können wir, denen man ganze Sandberge in die Augen gestreut habe, nicht sehen. Die Bösen, fasst Speck die Aussage des Buches zusammen, sind nicht die Illuminati, aber fast: "Die Kuppel", ein geheimer Bund von "Hypermächtigen aus Finanz und Politik" hat die Macht übernommen und steuert "mit aller nur denkbaren Raffinesse" alles, was passiert. Namen nennt Chiesa offensichtlich keine, aber daß Amerikaner prominent vertreten sind im Aufsichtsrat der Weltgeschichte, ist klar. Diesen "Mix aus Anti-Amerikanismus, Anti-Kapitalismus und Verschwörungsthesen", schreibt Speck, "würzt der Autor mit einer gehörigen Prise Weltuntergang". Wenn er das jetzt noch besser begründen könnte, dann hätte ihn der Rezensent sicher ein wenig ernster genommen.

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 01.04.2003

Zwei Drittel des Buches sollte man als "effekthaschende Füllmasse" mit Missachtung strafen, verlangt Detlef Gürtler. Hat man aber gnädig über moralinsaure Kapitalismuskritik und abstruse Verschwörungsfantasien zum 11. September hinweggesehen, stößt man auf ein geopolitisches Szenario, das es nach Gürtler in sich hat. Bislang nämlich, meint der Rezensent, sei die Geopolitik eine Domäne der Rechten gewesen - das sollte sich angesichts der aktuellen Weltpolitik dringend ändern. Chiesa biete hier erstmals ein kühles und sehr machiavellistisch anmutendes Szenario für die nächsten zwanzig Jahre an, im Mittelpunkt natürlich die USA auf Kriegszug. Gürtler schreibt Chiesa einige paranoide Züge zu, doch davon abgesehen zeichne er ein klares Bild der Interessenslagen der Weltmächte. Auch wenn der Autor keine Antwort darauf wisse, wie man der sich abzeichnenden Weltordnung entgehen könnte, sei dem Autor zumindest eine klare Analyse zu danken, findet Gürtler.
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