Günter Kunert

Zu Gast im Labyrinth

Neue Gedichte
Cover: Zu Gast im Labyrinth
Carl Hanser Verlag, München 2019
ISBN 9783446264632
Gebunden, 112 Seiten, 19,00 EUR

Klappentext

"Barfuß im Sand / des Strandes lebt die Kindheit / weiter. Großmutter, erzähl mir / ein Märchen, ehe du gestorben wirst. / Ich war Pinocchio auf Zeit, / mein Herz hölzern beim Anblick / verstummter Menschen und / schweigender Ruinen." Günter Kunert blickt in seinen neuesten Gedichten zurück bis in die Kindheit, zurück auf ein bewegtes Leben in einer bewegten Zeit. Gleichzeitig beobachtet er seine Gegenwart mit  illusionslosem Scharfsinn.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 12.12.2019

"Als Dichter war Kunert ein Baum", erkennt Rezensent Jürgen Verdofsky, der mit diesem Band seufzend Abschied nimmt von dem im September verstorbenen Dichter. Verdofsky zitiert und assoziiert, er findet "bitteres Wissen" in den Gedichten, Ambivalenz und Melancholie. Ein letztes Mal sieht Verdofsky von Günter Kunert auch aufgezeigt, dass Scharfsinn auch in seiner höchsten Form nicht immer weiterhilft.

Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk Kultur, 26.09.2019

Rezensent Björn Hayer gibt zu, dass Günter Kunert sich mit seinen letzten Gedichten nicht neu erfunden hat. Brisant und dringlich erscheinen ihm die Texte gleichwohl. Gegen die Sinnkrise der Gesellschaft stellt der Autor Reim und Vers in aufklärerischer Manier, Mythos und Lied, notiert Hayer. Der klare, unpathetische Stil des politischen Dichters Kunert beeindruckt Hayer weiterhin, auch wenn mancher im Band ausbuchstabierter Kontrast zwischen Spätmoderne und dem Urraum der Poesie dem Rezensenten plakativ erscheint. Auf die Sprache der Natur und des Mythos wie auch auf das Nachdenken über das Altern versteht sich Kunert gleichermaßen, versichert Hayer.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 24.09.2019

Zwei Tage nur nach Günter Kunerts Tod im Alter von neunzig Jahren ist dieser Gedichtband erschienen, der dem Rezensenten Hubert Spiegel den "Stenograf unserer Katastrophen" noch einmal in seiner ganzen Größe nahe bringt. Ob ihm Kunert in nur sechs Zeilen die Katastrophen des 20. Jahrhunderts vor Augen führt oder "kleine Menschheitsdramen" in Verse gießt - stets spürt der Kritiker die Resignation und den Pessimismus des Dichters, der sich davon allerdings nie lähmen ließ. Ebenso wie Kunert Vergangenheit und Gegenwart verzahnt, gelingt es ihm, Mythologisches mit Alltäglichem zu verknüpfen, staunt der Rezensent, der hier unter anderem von Flüchtlingszügen, Vulkanausbrüchen oder der Oktoberrevolution 1917 liest.
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