Hanns-Josef Ortheil

Die große Liebe

Roman
Cover: Die große Liebe
Luchterhand Literaturverlag, München 2003
ISBN 9783630871479
Gebunden, 316 Seiten, 22,50 EUR

Klappentext

Hanns-Josef Ortheil erzählt von der leidenschaftlichen Liebe eines Paares, das sich an der italienischen Adria-Küste kennen lernt. Er, ein deutscher Fernsehredakteur, recherchiert dort für einen Film über das Meer, sie ist Meeresbiologin und leitet ein Forschungsinstitut. Er hat sich gerade aus einer längeren Beziehung gelöst, sie ist mit einem Institutskollegen verlobt. Beide sind fasziniert vom Wasser, seinen Farben, Gerüchen, und bereits über ihrer ersten Begegnung liegt eine eigentümliche Magie. Sie können den anderen nicht mehr aus den Augen lassen und erkennen, dass sie füreinander geschaffen sind - eine Erfahrung, die keiner von beiden vorher gemacht hat. Zuerst langsam, dann mit rapide wachsender Intensität lassen sie sich aufeinander ein und versuchen ihre Liebe gegen alle inneren und äußeren Widerstände zu behaupten.

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 16.12.2003

Es sei nicht leicht, "vom Glück zu erzählen", meint Kolja Mensing, vom Glück der Liebe handelt Hanns-Josef Ortheil neuer Roman "Die große Liebe", den er in der Rubrik "Neue Bücher Kurz Besprochen" rezensiert: Giovanni, ein Fernsehredakteur reist an die italienische Adria, um einen Dokumentarfilm zu drehen, und lernt die Meeresbiologin Franca kennen und lieben. Dem Autor sei es gelungen, durch seine sorgfältige und präzise Wortwahl jeglichen Kitsch zu vermeiden, lobt der Rezensent, und berichtet von Beschreibungen kulinarischer Köstlichkeiten, die sich "in lauter meeresbiologische Details" verwandelten, so ein Zitat Ortheils, und von einem mit "Proustscher Genauigkeit" geführten "Notizbuch der Liebe". Ein "schönes Buch" sei es, urteilt Mensing, das uns eine "von erfüllter Sehnsucht getragene Geschichte" erzählt.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 08.10.2003

Keinen Moment muss Michaela Kopp-Marx daran zweifeln, dass die "Große Liebe", die in diesem Roman beschworen wird, auch "glücklich endet". Die Rezensentin ist von dieser Geschichte um einen Fernsehredakteur, der sich bei Filmrecherchen in Italien in eine Meeresbiologin verliebt, sehr angetan. Sie findet hier eine "neue Sinnlichkeit" entfaltet, die ihrer Meinung nach in der deutschsprachigen Gegenwartsliteratur "längst fällig" ist. Nicht in der unspektakulären Handlung liegt der besondere "Reiz" dieses Romans, sondern vielmehr im "unprätentiös-eleganten Stil" des Autors und in der genauen Wiedergabe der sich "steigernden Verzauberung" der beiden Liebenden, so Kopp-Marx begeistert. Auch den gewandelten Blick auf die Welt, durch den sich frisch Verliebte auszeichnen, findet sie beeindruckend dargestellt. Die "selbstreferentielle Schleife" schließlich, mit der die Geschichte wieder an ihren Anfang zurückführt und das Augenmerk auf den Schreibprozess selbst gelegt wird, überzeugt die Rezensentin, selbst wenn sie sich offenkundig nur ungern aus der "perfekt aufgebauten Erzählillusion" der großen Liebe reißen lässt. Dass der Roman auf dem "Höhepunkt" des Glücks endet, so die Rezensentin abschließend, ist "konsequent", denn nur so lässt sich die "Intensität des Anfangs" aufrechterhalten. Darin unterscheidet sich eben Literatur vom wahren Leben.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 06.10.2003

"Die große Liebe" ist für Stephan Maus ein sehr kleiner Roman, der in jeder Hinsicht regressive Züge hat: ein biederer Liebesroman für die Toskana-Fraktion, ein Triple-A-Roman, höhnt der Rezensent, in dem Adria, Averna und natürlich Amore die Hauptrolle spielen. Ein deutscher Fernsehredakteur recherchiert an der Adria für einen Film über das Mittelmeer, verliebt sich in die Chefin der meeresbiologischen Station, geht gut essen und mit der Dame schlafen. Das nennt man geglückte Regression, stöhnt der vielleicht neidische Rezensent. Und wo ein Fernsehredakteur im Spiel ist, ist auch die Dramaturgie eher schlicht, belehrt uns Maus. Der Roman habe das Niveau eines gehobenen Fernsehspiels. Das einzige, was der Rezensent gelten lässt, sind die literarischen Landschaftsbeschreibungen, die bei dem angesammelten Fachwissen äußerst lesenwert seien.
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 26.09.2003

Ein kleiner Roman über die große Liebe, der, wie Thomas Rietzschel meint, nichts Weltbewegendes erzählen, der nur beglückende Sprache für ein beglückendes Ereignis finden wolle: Zwei - ein Deutscher und eine Italienerin - treffen sich, es zieht sie zueinander, sie lieben sich, und Hanns-Josef Ortheil erzähle es mit "feinsinniger Beobachtung", nicht mehr, nicht weniger. Zu wenig? Nein, meint Rietzschel milde und voller Nachsicht für den "biedermeierlichen Zeitgeist", der uns in schlechten Zeiten befalle - es ist doch nur ein Märchen.
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Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 25.09.2003

Ulrich Greiner bemerkt zunächst, dass sich über die glückliche, problemfreie Liebe eigentlich nicht schreiben lässt, weil es ihr an "Dramatik" mangelt und es dem großen Glück in der Regel die "Sprache verschlägt". Dass es der Autor mit diesem in Italien spielenden Roman dennoch wagt, von der großen "schattenlosen" Liebe zu schreiben, beeindruckt den Rezensenten nachhaltig. Denn das Buch handelt von einem Fernsehredakteur, der sich auf einer Recherchereise Hals über Kopf in eine Meeresbiologin verliebt, die diese Liebe erwidert, fasst Ortheil die nahezu konfliktfreie Handlung zusammen. Und dass dieses "riskante" Projekt des Romans tatsächlich gelingt, liegt nach Ansicht des begeisterten Rezensenten an der "klangvollen, musikalischen Sprache", die die Leser einnimmt, auch wenn der Stoff durchaus "kitschverdächtig" ist. Er sieht das Buch nicht nur die Literatur um einen schönen Italien-Roman vermehren, sondern preist den Autor auch, seine Geschichte überaus "kunstvoll" zu inszenieren. Aber um den Roman genießen zu können, gibt Greiner zu bedenken, braucht es einen "neidlosen" Leser, den diese Idylle nicht "zum Messer greifen" lässt.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 20.09.2003

Wolfgang Schneider ist zunächst irritiert. Wo bleibt das Negative in Ortheils neuem Roman? Der Rezensent sucht, findet aber nichts Nennenswertes. Ein gestandener Mann fährt nach Italien, wo er seine große Liebe trifft. Größere Hindernisse stellen sich den beiden zur Überraschung des Rezensenten nicht in den Weg, obwohl dies doch im Allgemeinen als unverzichtbares Ingredienz eines Liebesromans gesehen werde. Dennoch attestiert Schneider dem Autor Mut, dessen es bedürfe, um sich solcher Konventionen zu widersetzen, und dankenswerterweise gleite Ortheil selten in den "Prosecco-Kitsch" hinüber. Gleichzeitig bediene sich der Autor einer höchst geschliffenen, fast musikalischen Sprache, weshalb das Fazit des Rezensenten dann auch ein positives ist: ein "erstklassiger Unterhaltungsroman mit literarischem Anspruch."