Harold James

Schockmomente

Eine Weltgeschichte von Inflation und Globalisierung 1850 bis heute
Cover: Schockmomente
Herder Verlag, Freiburg im Breisgau 2022
ISBN 9783451393259
Gebunden, 544 Seiten, 35,00 EUR

Klappentext

Aus dem Englischen von Sigrid Schmid und Andreas G. Förster. Harold James' neues Buch ist eine Geschichte der modernen Weltwirtschaft, die die großen wirtschaftlichen (und im Gefolge politischen) Krisen seit der Mitte des 19. Jahrhunderts bis heute miteinander in Beziehung setzt. Von den Hungersnöten ab 1840 über die Hyperinflation 1923, die Ölkrise der 1970er-Jahre, die Finanzkrise 2008/09 bis zur Coronakrise lässt sich, so James, beobachten, wie Versorgungsengpässe und steigende Preise politische Systeme wie Unternehmen zum Besseren verändern oder hinwegfegen. Daraus ergeben sich Mechanismen, die all diese Krisen prägen und in Zukunft zur Überwindung neuer Rückschläge beitragen können.So entsteht eine fulminante Darstellung der Beziehungen von modernem Staat und Wirtschaft und den sich wandelnden Vorstellungen ihres Miteinanders. Und eine Einbettung der aufgrund von Corona zu beobachtenden globalen Umwälzungen in eine sehr viel längere Geschichte der Globalisierung. 

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 19.12.2022

Rezensent Stefan Kolev lernt mit Harold James, Hoffnung zu schöpfen. Der in Princeton lehrende Wirtschaftshistoriker blickt auf die vergangenen 180 Jahre zunehmender Globalisierung zurück und deutet im Sinne der gerade sehr modischen "Resilienz" die großen Krisen als heilsame Schockmomente, aus denen die globalisierte Wirtschaft gestärkt hervorging. Dass James dabei zwischen Angebots- und Nachfrageschocks unterscheidet, wobei erstere ein "Denken in Preisen" nach sich ziehen, letztere in "Denken in Mengen" nach sich zögen, findet Kolev sinnvoll. Dass die Globalisierung der Wirtschaft nach den aktuellen Krisen voranschreiten und auch einen geopolitisch erzwungenen Protektionismus überwinden wird, hält James für selbstverständlich und für wünschenswert. Der Rezensent liest es gern.
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Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 03.12.2022

Rezensent Thomas Fuster findet in Harold James' Untersuchung verschiedener Globalisierungskrisen von 1850 bis heute durchaus Lehrreiches. So scheint ihm James' Unterscheidung von Krisenursachen in "Angebotsschock" und "Nachfrageschock" ein nützliches Mittel zur Krisenanalyse zu sein: Ein Nachfrageschock meint dabei eine plötzliche Veränderung im Konsumverhalten, ein Angebotsschock das plötzliche Ausbleiben der Bereitstellung von Gütern; und letzteres habe in der jüngeren Vergangenheit tendenziell zu einer Beschleunigung der Globalisierung, also einem stärkeren internationalen Zusammenrücken und -arbeiten geführt, wie Fuster die These des Autors zusammenfasst. Wo er allerdings das Problem sieht, und das kann James für ihn anscheinend auch nicht über seine Reflexion einholen, ist, dass sich in vielen Krisen diese beiden Pole eben überlagern und die Lage so unübersichtlich wird - so sei etwa die derzeitige Inflation sowohl von unterbrochenen Lieferketten als auch einem Konsumboom nach Wegfall der Corona-Restriktionen begünstigt worden. Immerhin spricht James sich generell gegen den Rückgriff auf alte Lösungsansätze und für neue Überlegungen aus, lobt Fuster abschließend.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 03.12.2022

Eine Geschichte der großen Wirtschaftskrisen von 1840 bis heute, die optimistisch endet? Rezensent Nikolaus Piper ist hoch erfreut, zumal er eine Menge gelernt hat aus diesem Buch, das sieben große Krisen und ihre Folgen beschreibt. Globalisierung oder Deglobalisierung war danach immer die Frage. Gut aus ging das immer nur für die Nationen, die auf Globalisierung setzten, was dem Rezensenten besonders der Erste und Zweite Weltkrieg zeigt. Piper lernt auch, das Krisen immer große Umbrüche nach sich ziehen, Schockmomente eben, wie 2022, als die Deutschen lernten, dass Gas teuer wird. Das Gute: gerade in solchen Momente entstehen Innovationen. James' Buch ist hochaktuell, aber nicht ganz einfach zu lesen und setzt ein gewisses Grundwissen voraus, doch "die Mühe lohnt sich", versichert der Rezensent.
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