Harry Pross

Zeitungsreport

Deutsche Presse im 20. Jahrhundert
Cover: Zeitungsreport
H. Böhlaus Nachf., Weimar 2000
ISBN 9783740011253
Gebunden, 334 Seiten, 29,65 EUR

Klappentext

Am Ende des 20. Jahrhunderts blickt der Publizist und Medienwissenschaftler Harry Pross zurück auf die Geschichte der Presse und schreibt ein engagiertes Kapitel deutscher Kulturgeschichte von 1900 bis zum Jahr 2000. Entstanden ist ein Buch, das den Wechsel der politischen Strömungen und kulturellen Denkmuster dokumentiert.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 26.07.2000

Rolf-Bernhard Essig scheint es zu begrüßen, dass angesichts des Internet nun auch einmal ein Blick auf die traditionellen Medien gerichtet wird. Dabei gefällt ihm an dem vorliegenden Band nicht nur die Darstellung des facettenreichen Pressewesens im 20. Jahrhundert, bei der der Autor auch einen Blick auf die "Organisationsformen von Redaktionen" geworfen habe, sondern auch auf das nicht immer spannungsfreie Verhältnis der Presse zur Politik und Ökonomie. Einen Schwerpunkt in diesem Buch sieht Essig in der Darstellung, wie es zunehmend zu einem "Konzentrationsprozess im Pressewesen" gekommen sei und konzernähnliche Strukturen Einzug hielten. Dabei habe die zunehmende Abhängigkeit von Anzeigenkunden und Marktanteilen zu einer Behinderung der "kritischen Berichterstattung" geführt. Auch "Regierungstreue, Bündnistreue, nationale Einheit und Objektivität" hätten die Meinungsvielfalt im deutschen Pressewesen gebremst und eine zunehmend unreflektierte Berichterstattung zur Folge gehabt, referiert Essig. Nach der Meinung des Autors sollte sich die Presse jedoch wieder stärker auf `redaktionelle Genauigkeit und Thematik` und ihre alten Tugenden besinnen, um sich von Medien wie dem Internet wirkungsvoll abzusetzen. Essig hält sich mit einem dezidierten Urteil über dieses Buch sehr zurück. Man kann jedoch davon ausgehen, dass er mit den wichtigsten Thesen des Autors, die er in seiner Rezension aufgezählt hat, einverstanden ist.
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Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 09.06.2000

Eine `Kulturgeschichte`, wie im Klappentext angekündigt, ist dies nicht, findet Christian Geulen. Allerdings zeigt er sich recht angetan davon, dass der Autor in diesem Band einen Überblick über die Entwicklung der deutschen Presse im 20. Jahrhundert bietet. Besonders hebt er in seiner Rezension den Propagandajournalismus hervor, auf den Pross nicht nur hinsichtlich der Weimarer Republik oder bei der NS-Presse eingeht, sondern auch bei den Siegermächten. Pross geht in seiner Darstellung chronologisch vor, so Geulen, und so wird seiner Ansicht nach deutlich, wie sehr die Presse in der ersten Jahrhunderthälfte vor allem von der Politik beeinflusst war, in der zweiten jedoch vielmehr von wirtschaftlichen Aspekten. Bedauerlich findet Geulen allerdings, dass der Autor nur wenig darüber sagt, wie sich "Journalisten und Redakteure selber ihre freie und kritische Presse vorstellten" und was sie eigentlich geschrieben habe.
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Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 23.03.2000

Den Zeitpunkt für eine gleichermaßen zurückblickende wie vorausschauende Betrachtung der Zeitungslandschaft findet Dietrich Schwarzkopf in Hinblick auf den zunehmenden Einfluss des Internet auf die Medienwelt gut gewählt. Pross gehe es vornehmlich um die Pressefreiheit, und er scheue sich nicht vor "eigenwilligen Wertungen" und polemischen Äußerungen. Pross, Professor für Publizistik, hat sich nicht in den akademischen Elfenbeinturm zurückgezogen, so Schwarzkopf, sondern widmet sich seinem Thema mit Engagement.