Heiner Link

Frl. Ursula

Roman
Cover: Frl. Ursula
Rowohlt Verlag, Reinbek 2003
ISBN 9783498039165
Gebunden, 222 Seiten, 17,90 EUR

Klappentext

Als Heiner Link im Mai 2002 starb, hatte er gerade ein umfangreiches Manuskript abgeschlossen. Sein Roman "Frl. Ursula" könnte als das große Lebensbekenntnis eines Mannes über seine Amouren, Liebesversuche und tragischen Zurückweisungen gelesen werden, wäre die Tonlage des Berichts nicht von einem so trockenen Witz getragen. Illusionslos präzise erzählt Link von Helden und Versagern und ihren zahllosen Unternehmungen, den zwischengeschlechtlichen Standardsituationen erfolgreiche Höhepunkte hinzuzufügen.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 19.11.2003

Ein "zum Weinen witziges Finale" habe der verstorbene Heiner Link seinem schriftstellerischen Schaffen verpasst, auch wenn das meiste in "Frl. Ursula" gar nicht lustig ist. Wie Links andere Bücher, rekapituliert Christiane Schott, spiele es nämlich in der Welt des "deutschen Mittelmaßes". Links Thema, zitiert Schott Norbert Niemanns Nachwort, "war die Exotik der schnuckeligen Einfamilienhäuser nebenan". In dieser Welt sind der Ich-Erzähler und seine großmäuligen Kumpanen zu Hause, halten es kaum aus und versuchen "Angst und dunkle Ahnungen" durch grobe Männergeselligkeit zu überspielen. Der Ich-Erzähler, "Mitläufer unter skrupellosen Saubermännern und zugleich einsamer Rebell" versucht sich kläglich als Bürgerschreck, doch der Ausweg der Revolte, in früheren Büchern Links zumindest noch halboffen, steht in "Frl. Ursula" nicht mehr zur Verfügung. Links, lobt die Rezensentin, ist mit seinen Vorbildern Karl Valentin, Joachim Ringelnatz und Gerhard Polt und ihren "Waffen der Ironie und des drastischen Humors" nah dran an der jämmerlichen Figur im Innern des Bürgers - auch emotional. Er hat sich, so das Fazit, mit einem Buch verabschiedet, "in dem sich Spott und Melancholie zu Menschenfreundlichkeit verdichten".

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 22.07.2003

Eher zwiespältig bewertet der Rezensent Hans-Peter Kunisch diese wahrscheinlich letzte Veröffentlichung des bereits verstorbenen Autors Heiner Link. Nach Meinung des Rezensenten gehen die im Buch auftretenden zwei Ebenen "Herrenwitz und Vorstadtskizze" eine allzu enge Beziehung ein, "in der die Vorstadtskizze der Umarmung schließlich erliegt". Trotzdem räumt er ein, dass durchaus lesenswerte Abschnitte vorhanden sind, bei denen Heiner Links "wichtigstes Stilmittel", die Ironie, gut zur Geltung kommt. Den Vergleich mit Houellebecq findet der Rezensent aber eher unverständlich und sehr gewagt.
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