Helen Meier

Die Agonie des Schmetterlings

Böse Geschichten
Cover: Die Agonie des Schmetterlings
Xanthippe Verlag, Zürich 2015
ISBN 9783905795462
Kartoniert, 160 Seiten, 26,90 EUR

Klappentext

Als die 55-jährige Helen Meier mit "Trockenwiese" debütierte, wusste niemand, dass sie schon zwischen 1955 und 1980 Texte geschrieben hatte, die in ihrer Direktheit, ihrem rebellischen Impetus und ihrer unzimperlichen weiblichen Radikalität dem ab 1984 Publizierten ebenbürtig waren. Der vorliegende Band vermittelt erstmals Zugang zur frühen Helen Meier, und die 25 kürzeren oder längeren Texte bestechen nicht nur durch die Konsequenz, mit der bereits ihr ureigenstes Thema - die Unmöglichkeit der Liebe und das unablässige Suchen danach - variiert ist, sondern auch durch die schier unerschöpfliche Vielfalt an Situationen, Schauplätzen und Konstellationen.
Da ist die todessüchtige Frau, die über eine Brücke geht und sich den Absturz wie einen Orgasmus ausmalt; da ist das Paar, das in ein enges Tal hinein wandert und immer mehr in eine tödliche Sackgasse gerät; da ist die Frau, der in ihrer Vereinsamung eine luxuriöse Villa zur Hölle wird; der Maler, der seine Partnerin mit erotischen Fantasien verrückt macht; die Bäuerin, die im Spital ihr armseliges Leben Revue passieren lässt; der Arzt, der sich nach Jahrzehnten für die Treulosigkeit seiner Frau rächt; die Behinderte, die sich auf animalische Weise einem Bergbauern hingibt, oder die Schriftstellerin, die nichts so sehr hasst wie die Geschichte, die sie vorlesen soll.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 03.12.2015

Präzisere Zeitangaben zu den 25 frühen Prosatexten von Helen Meier hätte sich Rezensentin Beatrice Eichmann-Leutenegger gewünscht. Für die meist kurzen Erzählungen selbst hat die sie indes nur lobende Worte übrig: Sie lobt sie als wortgewaltig und häufig sogar "von archaischer Wucht". Eichmann-Leutenegger erkennt hinter den Texten eine versierte Stilistin, die gekonnt Erzählformen kombiniert. Des Weiteren attestiert sie Meier den Hang zum Grotesken, einen unsentimentalen Blick sowie den Mut, ohne Rücksicht unter Oberflächen und hinter Fassaden zu schauen. Die Vorliebe fürs tragische Geschehen kennt die Kritikerin bereits aus anderen Texten der Autorin.
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