Hilary Mantel

Von Geist und Geistern

Autobiografie
Cover: Von Geist und Geistern
DuMont Verlag, Köln 2015
ISBN 9783832197698
Gebunden, 240 Seiten, 19,99 EUR

Klappentext

Aus dem Englischen von Werner Löcher-Lawrence. Wir alle haben Geister in unserem Leben. Es sind Facetten unserer Persönlichkeit, die wir nie realisieren konnten. Für jedes Ja stirbt ein Nein, für jeden Jungen, der geboren wird, entsteht der Geist eines Mädchens. Hilary Mantel hat sich ihren Geistern gestellt. In ihrer Autobiografie erzählt sie von ihrem Aufwachsen in einfachsten Verhältnissen und von den Zwängen, denen sich das eigensinnige und träumerische Mädchen unterwerfen muss. Und sie erzählt von ihrer Krankheit, die dazu führen wird, dass sich das Äußere der jungen Frau verändert und sie niemals Kinder gebären wird. Im Angesicht der Geister entscheidet sie sich für ein Geistesleben und wird zu einer der meistgefeierten Autorinnen und wichtigsten sozialkritischen Stimmen Englands.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 21.04.2015

Die große Offenheit des Textes gefällt Marion Löhndorf. Wenn Hilary Mantel darangeht, einen Lebensrückblick zu schreiben, ist das, versichert die Rezensentin, anders als bei vielen Erfolgsgeschichten nicht selbstgefällig. Zwar entsteht aus den kleinen Details zu Kindheit und Jugend der Autorin kein ganzes Bild. Aber gerade dass bei Mantels assoziativem Blick nach innen, weniger zurück, wie Löhndorf schreibt, stets etwas Geheimnisvolles, Unaufgelöstes bleibt, hält die Rezensentin für sympathisch eigensinnig und aufregend.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 08.04.2015

Rezensent Alexander Menden schätzt Hilary Mantel als große Erzählerin, die den Figuren in ihren historischen Romanen mit unsentimentalem Blick und grimmigem Humor begegnet. Und auch ihre Autobiografie, die im Original bereits vor dreizehn Jahren erschienen ist, hat er gern gelesen. Allerdings baut Menden recht entschieden der Erwartung vor, Mantel würde auf sich selbst mit ähnlicher Klarheit blicken. Menden fand sich hier vielmehr einem "Gespinst aus Andeutungen" gegenüber, Aussparungen und Verschwiegenheiten. Warum sie denselben Mann zweimal heiratet, hätte er zum Beispiel schon gern gewusst, andererseits scheint er das Leiden der Autorin an der Welt nicht ganz so ernst nehmen zu können wie sie selbst. Aber er weiß, das alles ist ihr gutes Recht, und eigentlich beeindruckt ihn diese sehr spezielle Kombination aus Ehrlichkeit und Verwirrung.
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 12.03.2015

Barbara Klimke spürt in Hilary Mantels Autobiografie "Von Geist und Geistern" den Hang zum Unheimlichen, zum Gespür für das, was nicht mehr da ist: mögliche andere Leben, vergangene Menschen. Für Mantel scheinen die Geister, die sie mit diesem Buch austreiben wollte, vor allem ihre Krankheit, die Klosterschule und ihr Stiefvater zu sein, so die Rezensentin. Die Endometriose wurde lange nicht erkannt und dann falsch behandelt, was dauerhaft psychische wie physische Schäden verursachte, die Nonnen der Klosterschule schlugen mit Linealen zu, und der Stiefvater verbot Shakespeare, fasst Klimke zusammen. Mantel suchte damals schon "zwischen den Zeilen" Zuflucht, jetzt tut sie es wieder, vielleicht erfolgreich, hofft die Rezensentin.

Rezensionsnotiz zu Die Welt, 07.03.2015

Wieland Freund ist schwer beeindruckt von dieser Frau und ihrer Biografie. Was Hilary Mantel in ihrer Lebensgeschichte unternimmt, scheint ihm allen Respekt wert: Sie schreibt über alles, was wehtut. Auch wenn dabei kein sehr langes Buch herauskommt, für Freund ist es in seiner Härte exzeptionell, genauso wie in seiner Form, die auf eine Chronologie verzichtet und lieber motivisch vorgeht, wie Freund erklärt. Bei der Lektüre jedenfalls erkennt der Rezensent, was für eine Exzentrikerin diese Autorin ist.

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 19.02.2015

Auch wenn sich Hilary Mantels Autobiografie "Von Geist und Geistern" stellenweise wie eine Passionsgeschichte liest, geht es der Autorin nicht darum, Mitleid zu heischen, berichtet Susanne Mayer. Die Autorin will ihr Ich zwischen den Druckbuchstaben erhaschen, "wo die Geister der Bedeutung leben", zitiert die Rezensentin. Mantel litt unter Endometriose, verrät Mayer, einer extrem schmerzhaften Krankheit, und wurde von stümpernden Ärzten unkontrolliert mit Medikamenten traktiert. Dem Umstand, dass die Autorin damals aus Shakespeare und den Rittern der Tafelrunde Kraft zog, verdanken wir wahrscheinlich ihre Bücher über die großen Helden und Schurken der Geschichte, vermutet die Rezensentin.
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