Holger Gumprecht

Israel

Literarische Spaziergänge durch das Heilige Land
Cover: Israel
Klett-Cotta Verlag, Stuttgart 2000
ISBN 9783608942552
Gebunden, 182 Seiten, 18,41 EUR

Klappentext

Der Publizist Holger Gumprecht ist den Spuren bedeutender Autoren wie Else Lasker-Schüler, Arnold Zweig, Ephraim Kishon, Mark Twain und vielen anderen gefolgt und möchte abseits der üblichen Touristenrouten auf ausgewählten Spaziergängen durch Jerusalem, Tel Aviv und Haifa zu den literarisch wichtigen, zuweilen wenig bekannten Stätten führen. Legendäre Buchhandlungen, wie beispielsweise das noch heute existierende Geschäft "Landsberger" in Tel Aviv, und berühmte Künstlercafés dürfen dabei nicht fehlen. Dieser ausgiebig recherchierte Band soll dem kulturell interessierten Besucher als verlässlicher Reiseführer wertvolle Dienste erweisen, aber auch Lust zum Lesen wecken.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 05.08.2000

Rezensent Joachim Schlör lobt zu Beginn die Tradition, Landschaft und Literatur miteinander zu verbinden. In diesem löblichen Kontext sei auch die Bücherreihe des Klett-Cotta Verlag zu sehen, in der "ausgesuchte Regionen auf ihre literarische Ausstrahlung befragt" werden. Eine Sonderposition in dieser Hinsicht nimmt zweifelsohne Israel ein. Kaum ein anderer Landstrich habe die künstlerische Phantasie derart angeregt, in kaum einer anderen Region sei die literarische Produktion so mannigfaltig gewesen. Der Autor Holger Gumbrecht habe nun das fast Unmögliche versucht - das "ganze Land Israel im Spiegel der Texte" vorzustellen. Eine kaum zu bewältigenden Fülle an "Literatur, Religion" und geschichtlichen und politischen Ressentiments. Dennoch, lobt der Rezensent, sei daraus ein "sinnvoll" aufgebautes Buch geworden, in dem verschiedene Wege und Phasen der Stadt beleuchtet werden. Eine anregende Lektüre vor allem für "Israel-Neulinge", die sich noch nicht entscheiden wollen, ob sie sich im Israel, in Palästina, in Levante oder einfach am Mittelmeer befinden.

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 03.08.2000

Ulrike Meyer-Timpe kommentiert drei Neuerscheinungen über die Stadt Jerusalem und das Land Israel, die mehr als ein üblicher Reiseführer zu sein behaupten.
1) Batya Gur: "In Jerusalem leben"
Die hierzulande als Krimiautorin bekannte Batya Gur gewährt in ihrem Buch Einblick in die Sicht linker israelischer Intellektueller - eine lohnende Lektüre, meint Ulrike Meyer-Timpe. Besonders das Verhältnis zu Jerusalem, das die im weltoffenen Tel Aviv aufgewachsene Autorin als nach wie vor als zwiespältig beschreibe, gebe Anlass zu verschiedenen Ortserkundungen wie des arabischen oder des orthodoxen Viertels und verschieden ausfallenden Befindlichkeitserklärungen. So empfinde Batya Gur die Kluft zu den orthodoxen Juden als noch größer als zu den arabischen Bewohnern der Stadt. Zwischen den Essays finden sich von der israelischen Autorin eingefügte literarische Texte von Landsleuten. Als Manko der deutschen Ausgabe betrachtet Meyer-Timpe das fehlende Inhaltsverzeichnis und die etwas beliebig wirkende und nachlässig betreute Auswahl der Schwarz-Weiß-Fotos.
2) Thorsten Schmitz: "Abraham zwischen den Welten - Ansichten aus Israel"
Nicht nur als Vorbereitung für einen Israel-Besuch empfiehlt Ulrike Meyer-Timpe die zu einem Buch zusammengefügten Reportagen von Thorsten Schmitz, Korrespondent der Süddeutschen Zeitung. Seine Geschichten orientieren sich an den Menschen seines Gastlandes, schreibt Meyer-Timpe, berichten von Jugendlichen, die sich aus dem orthodoxen Umfeld lösen wollen oder von Kindern amerikanischer Einwanderer, die nicht klarkommen. Ein Besuch bei Amos Oz fehlt ebenso wenig wie die Beschreibung der grellen Yuppie-Szene von Tel Aviv. Leider erfährt man von Meyer-Timpe nichts darüber, ob Schmitz für das Buch auch neue, bislang unveröffentlichte Texte geschrieben hat.
3) Holger Gumprecht: "Israel"
Dieses Buch beschreibt die Rezensentin als das konventionellste unter den drei Neuerscheinungen. Es beschreibt "Literarische Spaziergänge durch das Heilige Land", für die der Herausgeber allerdings gründlich recherchiert habe, lobt Meyer-Timpe. Fast die Hälfte dieser literarischen Porträts von Stadt und Land widmen sich Jerusalem, wohin es viele Schriftsteller - von Flaubert bis Melville, von Gogol bis Mark Twain - gezogen hat. Und nicht alle, so Meyer-Timpe, waren begeistert. Etwas oberflächlich kamen ihr die von Holger Gumprecht, dem Herausgeber selbst stammenden Ortsbeschreibungen vor, die gegenüber den literarischen Erkundungen offensichtlich qualitativ abfallen. Ein Buch zum Weiterlesen anderer Bücher, meint die Rezensentin.