Horst Bredekamp

Thomas Hobbes: Der Leviathan

Das Urbild des modernen Staates und seine Gegenbilder. 1651-2001, 2., veränderte Auflage
Cover: Thomas Hobbes: Der Leviathan
Akademie Verlag, Berlin 2003
ISBN 9783050037585
Gebunden, 203 Seiten, 39,80 EUR

Klappentext

Zu den Mitteln, mit denen der Leviathan die Menschen vom Unfrieden abhält, gehören Bilder, und aus diesem Grund steht dem Leviathan ein Frontispiz voran. Obwohl seit Jahrhunderten selbst entfernteste Aspekte von Hobbes' Werk ausgeleuchtet wurden, ist dieses grundlegende Element seiner Lehre bislang nicht erörtert worden. Eine systematische Untersuchung seiner Wertschätzung des Augensinnes fehlt ebenso wie eine umfassende Analyse seiner Bildmittel. Das Buch erschließt mit Abraham Bosse den Künstler des Frontispizes, es stellt sämtliche Varianten dieses Urbildes des modernen Staates zusammen und versucht die Vorgeschichte seiner politischen Ikonographie zu klären. Im Zentrum stehen die königlichen Kunstleiber von Westminster Abbey sowie optische Geräte, mit deren Hilfe Hobbes neben dem Körper und dem Raum auch eine künstliche Zeit als Wirkmittel des Leviathan zu etablieren suchte. Schließlich werden in einem für die 2. Auflage verfaßten neuen Kapitel die Wiederkehr der Hobbesschen Staatsikone im neunzehnten und zwanzigsten Jahrhundert sowie die Zukunft des Staates als Bild erörtert.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 07.06.2003

Es ist das wohl berühmteste Frontispiz der Buchgeschichte, die Darstellung des "Leviathan" als Körper aus Körpern, in der Thomas Hobbes' Theorie des Staates zum Bild findet, dessen Macht die Rezeption des Buches beeinflusst hat. Der Kunsthistoriker Horst Bredekamp bietet nun eine "übersichtliche" Zusammenfassung der Quellen und Einflüsse des viel interpretierten Werks, etwa "Kosmosleiber, arcimboldeske Kompositkörper, polyoptrische Anamorphosen, bewegungsfähige Effigies des Königszeremoniells" - und vieles mehr. Die Notwendigkeit des Denk-Bildes, so Bredekamps These, ergab sich aus dem Misstrauen des Philosophen gegenüber der unzuverlässigen Sprache, die der Unterstützung durch die "visible power" der bildlichen Darstellung bedarf. Das Frontispiz wird so lesbar nicht als "Zusatz" zum Text, sondern als dessen "Protektor". Plausibel findet der Rezensent Uwe Justus Wenzel angesichts dieser Interpretationen auch die aktualisierende Wendung des Autors: in den Aufnahmen des brennenden World Trade Centers habe auch uns die unmittelbare Macht der Bilder eingeholt.
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