Ilse-Margret Vogel

Über Mut im Untergrund

Eine Erzählung von Freundschaft, Anstand und Widerstand im Berlin der Jahre 1943-1945
Cover: Über Mut im Untergrund
Lukas Verlag, Berlin 2014
ISBN 9783867321570
Kartoniert, 220 Seiten, 19,80 EUR

Klappentext

Herausgegeben von Jutta Hercher und Barbara Schieb. Mit 33 Schwarzweißabbildungen. Ilse-Margret Vogel kam 1938 aus der schlesischen Provinz nach Berlin, um Kunst zu studieren. Sie hasste die Nazis und schwor sich, niemals mit "Heil Hitler" zu grüßen. Als ihre Freunde, unter ihnen Juden und Deserteure, in Schwierigkeiten gerieten, half sie ihnen, so gut sie konnte, und geriet dabei in abenteuerliche Situa tionen. Davon berichtet das Buch und porträtiert verschiedene Menschen, die überleben wollten, ohne sich zu Komplizen des Regimes zu machen. Ihre Aktivitäten beweisen: Widerstand war möglich.
Einer der Freunde, Fred, arbeitete beim Film und weigerte sich, Nazi-Propaganda zu unterstützen. Als er an die Front geschickt werden sollte, wurde er zum Simulanten; einem anderen Deserteur, dem "Kleinen König", half Ilse Vogel in langen Fußmärschen, seine geliebte Bibliothek vor den Bomben in Sicherheit zu bringen. Von ihrer jüdischen Schulfreundin Vera aus Görlitz, die auf der Flucht nach Spanien in Berlin auftauchte, wurde Ilse gewarnt, ihr zu helfen, weil es gegen das Gesetz sei. Doch deren Antwort war: "Diese Gesetze gelten für mich nicht".
Manchmal glich der Widerstand einem gefährlichen Drahtseilakt. Als Ilse Vogel jemanden versteckte, der von der Gestapo gesucht wurde, entging sie aufgrund dessen Unvorsichtigkeit nur knapp einer Katastrophe. Das längste Kapitel des Buches widmet sie dem im Untergrund lebenden Fälscher Oskar Huth. Eines Tages führte er sie in seine Werkstatt im Luftschutzkeller, wo sie nicht schlecht staunte: Es war ihm gelungen, sich eine Druckpresse zu besorgen, mit der er dort eine "Fälscherwerkstatt für Überlebenspapiere" betrieb.

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 14.02.2015

Mit den ersten fünfzig Jahren nach dem Krieg entstandenen, unter dem Titel "Über Mut im Untergrund" erschienenen Erinnerungen Ilse-Margret Vogels hat Rezensent Klaus Hillenbrand ein ebenso wichtiges wie andersartiges Buch über deutsche Widerstandskämpfer gelesen. Denn hier begegnen dem Kritiker keine großen Helden, sondern Menschen, die sich bei aller Angst vor der Gestapo und den Bomben dem Nationalsozialismus auf ihre ganz eigene Art und Weise widersetzten: Vogel selbst etwa, die als junge Malerin ein großes Hitler-Porträt farbig übermalte, um es dann in seine Einzelteile zu zerreißen oder ihr Freund, der schwule Fred, der sich nicht nur trickreich dem Wehrdienst, sondern auch seiner Stellung als Regieassistent bei Propaganda-Filmen entzieht. Fasziniert liest Hillenbrand auch, wie ein Freund Vogels eine Skulptur Georg Kolbes von einem Friedhof klaut, um sie vor dem drohenden Bombardement zu retten. Wunderbar erzählte Geschichten, die ein ganz neues Bild auf die Hitler-Gegner im Verborgenen - mit all ihren Ängsten, der Verzweiflung, aber auch dem Mut und der Lebenslust - werfen, lobt der eingenommene Rezensent.
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