Jakob Hein

Wurst und Wahn

Ein Geständnis
Cover: Wurst und Wahn
Galiani Verlag, Berlin 2011
ISBN 9783869710471
Kartoniert, 128 Seiten, 14,00 EUR

Klappentext

Irgendwo in einem In-Viertel einer größeren deutschen Stadt, irgendwann demnächst. Bei einer Weihnachtsfeier bestellt ein junger Mann arglos eine Gänsekeule, - und erntet von seinen Kollegen fassungslose Blicke und entsetzte Kommentare. Denn alle sind inzwischen Vegetarier der reinen Lehre. Eine peinliche Situation, aus der nur eines hilft: die Verkündung des Vorsatzes, ab Neujahr 'natürlich' vollständig auf Fleisch zu verzichten. Doch der Entzug ist schwerer als gedacht: Ein Leben ohne tote Tiere auf dem Teller und ohne die darin enthaltenen Antibiotika, Östrogene nebst dem Adrenalin, das die Tiere kurz vor dem Schlachten in Todesangst ausschütten, ist äußerst hart. Der Mittagsteller, einst Höhepunkt des Arbeitstags, erinnert verdächtig an Liebe ohne Sex. Innerhalb kürzester Zeit schleppt sich der junge Mann energielos durch sein Leben. Schlimme Visionen plagen ihn.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 22.12.2011

Zugegeben, Jan Wiele hat sich mit dem irrsinnigen Monolog eines durch sozialen Druck zum Vegetarier gewordenen und später rückfälligen Fleischvertilgers streckenweise schon amüsiert. Richtig satt hat ihn diese Parodie aber nicht gemacht. Als "nette" Einlage auf der Satirebühne mag Jakob Heins Büchlein durchgehen, und dass er nicht nur Vegetarier-Klischees verhackstückt, sondern am Ende auch seinen Fleischesser als durchgedrehten "Verschwörungstheoretiker" scheitern lässt, wird ihn vor Kritikern aus beiden Lagern schützen, meint der Rezensent.
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Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 01.09.2011

Jakob Hein sagt ja zur Wurst, und Ursula März stimmt ihm zu, denn er sei "ein Spötter bester Art: exzentrisch in der Pointe, aber nie plump". Sein Buch ist das satirische Geständnis eines Mode-Vegetariers, den eher die geistige als die fleischliche Einsicht zum Gemüse getrieben hat. Heins Buch ist die Zukunftsvision einer totalitären Vegetariergesellschaft, in der sich eine geheime Fleisch-Esser-Sekte im Untergrund an der Fressbude labt. Heins "Verschwörungsfarce" wird schließlich zum "Kriminalfall" bemerkt Ursula März, denn schließlich muss sich die Hauptfigur wegen Mordes vor Gericht verantworten. Mit Rechtfertigungen hat ein Mode-Vegetarier immer zu kämpfen, aber März freut sich über Jakob Heins ebenfalls sehr modisches Geständnis.