Jens Sparschuh

Nicht wirklich

Ein Roman
Cover: Nicht wirklich
Kiepenheuer und Witsch Verlag, Köln 2023
ISBN 9783462001402
Gebunden, 224 Seiten, 22,00 EUR

Klappentext

Jens Sparschuh unternimmt in seinem neuen Roman eine faszinierende Abenteuerreise ins Zwischenreich von Realität, Erinnerung und Imagination und begibt sich auf die Spuren eines vergessenen Philosophen: Hans Vaihinger. "Die Wahrheit ist nur der zweckmäßigste Irrtum." So behauptete es Vaihinger in seinem Hauptwerk "Die Philosophie des Als ob". Hundert Jahre später fragt sich Dr. Anton Lichtenau, Privatdozent für Philosophie, aus wie vielen zweckmäßigen Irrtümern sein eigenes Leben bestanden hat. Ein unvorhergesehenes Ereignis auf dem Weg zur Vorlesung hat ihn völlig durcheinandergebracht. Während die Studierenden sich in der Abschlussklausur an einer Interpretation von Vaihingers Thesen versuchen, richtet er den Blick zurück. War es Zufall, dass er wegen mangelnder Russischkenntnisse nicht in Leningrad, wie es vorgesehen war, studierte, sondern in Berlin? In diesem anderen, seinem nicht gelebten Leben, hätte er Claudia nicht kennengelernt, die ihn dann auch nicht hätte verlassen können, und ... Je tiefer Lichtenau ins Labyrinth seiner Was-wäre-gewesen-wenn-Erwägungen eindringt, desto mehr verliert er den festen Boden bisheriger Gewissheiten unter den Füßen.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 08.04.2023

Rezensentin Cornelia Geißler warnt davor, Jens Sparschuhs Roman zu unterschätzen. Denn die Geschichte um einen Vertretungsprofessor für Philosophie, der an den eigenen Ansprüchen scheitert, entfalte erst mit der Zeit und im Detail ihr doppelbödiges Spiel mit Realität, Fiktion und Wahrnehmung. So ziehe der Autor, selbst Philosophieprofessor, immer mehr "Schleifen" ein, die die Verhältnisse unklar machen: von der Genrebezeichnung auf dem Buchcover, die nicht einfach "Roman", sondern "Ein Roman" lautet, über die Freundin des Protagonisten, die als Lektorin ihre Autoren zur logischen Korrektheit des Plots ermahnen muss, bis hin zu Erinnerungen an eine gemeinsame Reise nach St. Petersburg, an die sich die beiden Figuren bezeichnenderweise völlig anders erinnern, wie Geißler fasziniert wiedergibt. Gespickt sei das Ganze von humoristischen Missverständnissen und Slapstick-Momenten. Ein Roman, dem man langsam auf die Schliche kommt oder das zu tun glaubt, so die Kritikerin, die "köstlich unterhalten" ist.

Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk, 01.04.2023

Fasziniert lässt sich Rezensent Jörg Magenau in Jens Sparschuhs Dschungel der Was-Wäre-Wenns und Als-Obs mitnehmen: Der neue Roman des Autors, der auch Philosoph ist, spielt anhand des Protagonisten, dem Privatdozenten Anton Lichtenau, mit Überlegungen zur Wahrheit und zur Erkenntnistheorie. Magenau findet das anregend, besonders durch die Kunst des Autors, schwierige philosophische Theoreme verständlich, leicht und humorvoll in die Geschichte zu integrieren. Das "schlechterdings Unmögliche, das sich niemals verifizieren lässt", das eine (gute) Fiktion, ein Spiel mit den Wahrnehmungen und Realitäten ausmacht, sieht er nicht nur an den Beispielen der kindlichen Imagination, die der Dozent seinen Studierenden naheliegt, sondern auch an dessen Leben: Die vielen Fragen, über die er grübelt, spiegeln auch  Lebensstationen Sparschuhs, der in Leningrad studierte, wider, erkennt der Kritiker. Eine Gedankenwelt, in die abzutauchen er gerne empfiehlt.