Joachim Lottmann

Zombie Nation

Roman
Cover: Zombie Nation
Kiepenheuer und Witsch Verlag, Köln 2006
ISBN 9783462036657
Broschiert, 398 Seiten, 9,95 EUR

Klappentext

Eigentlich betreibt er Ahnenforschung für seinen großen Roman "Die Lohmers, Verfall einer Familie". Doch nebenbei entdeckt Jolo ein Land, das seine letzten Kinder frisst. Er kapiert: Das Methusalem-Komplott ist gar keine Schreckensvision, sondern längst Realität. Nach einem Jahr Jugend-Feldforschung ist Johannes Lohmer reif fürs Sanatorium. Brav feiert er mit Frau, Hund und Schwiegermutter Weihnachten - es wird fürchterlich. Der deprimierte Ex-Popautor fragt sich: Wer bin ich, wo komme ich her, warum hänge ich mich an fremder Leute Familien und habe keine eigene? Er beginnt Dokumente zu wälzen, besucht die letzten lebenden Verwandten und erfährt: Die Lohmers waren eigentlich immer tolle Hechte, ob Nazi-General oder Widerstandsheld. Der Ur-Lohmer war so was wie der erste Popautor und mit dem preußischen Dandy Graf Pückler ist Jolo irgendwie auch verwandt. Seinem Verlag erzählt er, er schreibe einen Roman a la "Buddenbrooks". Aus Jolos Recherche wird ein Ahnen-Trip, der seine Lebensgeister weckt. Er berauscht sich an den Vorfahren, hat eine Affäre und sogar wieder Sex mit der Ehefrau. Nur eines stört: das Gerontoland, durch das ihn die Familienforschung führt. Unterwegs sieht er iPod-Opas, Schlager-Mumien und Punk-Grufties, er kommt durch jugendbefreite Zonen, beobachtet den Tanz der Polit-Vampire und wird Zeuge, wie die Rentnerdemokratie ihre letzten Kinder frisst.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 13.07.2006

Mit eindeutigen Zuschreibungen ist Joachim Lottmann nicht beizukommen, und auch Ulrich Rüdenauer hält es in seiner Rezension lieber schön zweideutig. "Zombie Nation", meint Rüdenauer, enthalte alles, was man an Lottmanns Bücher verachten und bewundern müsse, wozu Rüdenauer unter anderem Gefallsucht und "literarische Impotenz bei ausgestellter sexueller Potenz" rechnet sowie "hinterhältigen Witz, ein Faible für Nazi-Kitsch und spröden Charme". Aber Rüdenauer muss Lottmann auch eines zugestehen: Er ist unglaublich komisch. Und so reist er mit ihm amüsiert durch die Dämmerung der rot-grünen Politik, durch Talkshows und zum Papstbesuch nach Köln, immer auf der Suche nach sich selbst und den familiären Wurzeln. Denn Familienromane sind derzeit en vogue und so tue sich natürlich auch Lottmann an ihnen gütlich. Sein Alter Ego Johannes Lohmer allerdings muss weit in die Vergangenheit zurückreisen. Er findet sich selbst erst im Urgroßvater seines Urgroßvaters, um zu der bitteren Einsicht zu gelangen: "Der Verfall der Familie ist unaufhaltsam."
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