Jörg Blech

Die Krankheitserfinder

Wie wir zu Patienten gemacht werden
Cover: Die Krankheitserfinder
S. Fischer Verlag, Frankfurt am Main 2003
ISBN 9783100044105
Gebunden, 255 Seiten, 17,90 EUR

Klappentext

Der Wissenschaftsautor Jörg Blech enthüllt, wie Menschen systematisch zu Patienten gemacht werden. Global operierende Konzerne, so seine These, sponsern die Erfindung ganzer Krankheiten und Behandlungsmethoden. Auf diese Weise schaffen sie für ihre Produkte neue Märkte. Jörg Blech zeigt, wie man sich vor dieser Entwicklung schützen kann.

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 10.04.2004

Ein "Buch zur Zeit" erblickt Rezensent Gerrit Bartels in Jörg Blechs Buch "Die Krankheitserfinder", nach dessen Lektüre man "leicht paranoid" werden könne. Wie Bartels berichtet, erläutert Blech darin, wie der medizinisch-industrielle Komplex an einer kranken Gesellschaft interessiert ist, an einer "Medikalisierung des Lebens", und wie wir dementsprechend zu Patienten gemacht werden. So gibt es eine Menge "Krankheiten" - Reizdarmsyndrom oder Cholesterinämie, primärer Bluthochdruck, erektile Dysfunktion oder Menopause -, die keine sind oder nicht zwingend einer Medikalisierung bedürfen, referiert Bartels. Beruhigend findet er, dass der Spiegel-Wissenschaftsredakteur Blech bei seinem Buch die Hilfe einer Vielzahl von besonnenen Medizinern in Anspruch genommen hat.

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 11.12.2003

Elisabeth von Thadden sieht in Jörg Blechs Werk "eine sorgfältige Recherche zum Geschäft mit der Krankheit". Blech decke die Methoden der Werbung für die "vermeintlich käufliche" Ware Gesundheit auf, er stelle bloß, wie Firmen und Verbände ganz normale "Prozesse des Daseins" in medizinische Probleme ummünzen und damit neue Geschäftsfelder erschließen. Sei es nun die Beruhigungs-Droge Ritalin, die Pathologisierung der weiblichen Pubertät, Schwangerschaft oder Menopause, die Umdeutung von Kinderlosigkeit in Krankheit oder die Erklärung des männlichen Alterns als Fall von Testosteron-Bedürftigkeit: In allen vorgestellten Fällen "buddelt" Blech stets eine Wahrheit aus, schreibt von Thadden. Die für die Pharmafirmen einträgliche Vorstellung, Gesundheit sei käuflich.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 29.09.2003

Dieses Buch wird weder bei Ärzten und der Pharmaindustrie, noch bei Patienten Freude auslösen, sagt Lorenz Beckhardt voraus. Autor Jörg Blech versucht darin nachzuweisen, dass viele Krankheiten gar keine sind, sondern lediglich dem Absatz von Medikamenten dienen, fasst der Rezensent die Hauptthese des Buches zusammen. Er führt einige Beispiele des Autors wie die Osteoporose oder ADHS an und lobt die Argumente Blechs als ziemlich überzeugend. Die "Stärke" der Darstellung sieht Beckhardt in der wiederholten Demonstration, wie aus einem "harmlosen Zipperlein" eine behandlungswürdige Krankheit wird. Nur bedauert er, dass der Autor Zusammenhängendes über verschiedene Kapitel ausbreitet und dies wegen der "blumigen" Überschriften schwer auffindbar ist. Und dass dem Patienten in diesem Buch kein Rat zuteil wird, was er tun soll, wenn an ihm eine der vermeintlichen Krankheiten diagnostiziert wird, findet der Rezensent auch schade.
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 12.09.2003

Was ist "redeskriptive Medizin"? Schauen Sie im Buch des kritischen Medizinjournalisten Jörg Blech nach, empfiehlt Michael Adrian. Dieser decke nämlich auf, wie "Pharmaindustrie, Ärztegruppen und PR-Firmen" zusammenarbeiten, um für vorhandene Medikamente Krankheiten zu erfinden, Volkskrankheiten am besten. So werden aus natürlichen Alterungsprozessen Mangelerscheinungen, gegen die dann massenhaft Testosteronmittel verschrieben und verkauft werden. So wird aus den Wechseljahren der Frau eine Krankheit, gegen die Östrogenpräparate helfen. Und die Krankenkassen müssen für diesen "Großtrend im Gesundheitswesen" zahlen. Blechs Buch, schreibt Adrian, sei populär geschrieben und überaus erhellend. Er hätte sich allerdings gewünscht, der Autor hätte seine "spektakulären Zahlen" manchmal besser belegt.
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