John Berger

Hier, wo wir uns begegnen

Cover: Hier, wo wir uns begegnen
Carl Hanser Verlag, München und Wien 2006
ISBN 9783446206557
Gebunden, 224 Seiten, 17,90 EUR

Klappentext

Aus dem Englischen von Hans-Jürgen Balmes. John, der Ich-Erzähler, trifft in Lissabon auf einer Parkbank seine längst verstorbene Mutter wieder. In Genf besucht er mit seiner Tochter das Grab von Jorge Luis Borges und in Islington erinnert er sich an die Studienzeit an der Kunsthochschule und die Londoner Liebesnächte, während die Bomben fielen. All das sind Stationen auf John Bergers Buch der Erinnerung, in dem er all seine großen Themen vereint: Begegnungen und Abschiede, das Sichtbare und Verborgene, die Kunst und das Leben.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 06.11.2006

Thomas David zeigt sich von dem autobiografisch geprägten Buch über fiktive und reale Begegnungen, das der britische Autor John Berger zu seinem 80. Geburtstag vorlegt, beeindruckt und bezaubert. Wie schon in seinen früheren Büchern evoziert der Autor die "Stille" und das Unsichtbare hinter den sichtbaren Dingen, meint der Rezensent, dem dies gerade in dem in Lissabon spielenden Kapitel auffällt, wo Berger seiner verstorbenen Mutter wieder begegnet. Die eigentlich in sich abgeschlossenen Kapitel verbindet Berger fast unmerklich und durchaus "hintergründig" miteinander, wobei er Vergangenes und Gegenwärtiges ineinander fließen lässt, stellt David fasziniert fest. Dabei scheinen ihn Bergers Erinnerungen an den Vater, der ihn offenkundig sehr geprägt hat, am meisten beeindruckt zu haben. Für ihn stellt "Hier, wo wir uns begegnen" ein singuläres und wichtiges Werk dar, das er insbesondere für seine "Ethik der disziplinierten Menschlichkeit" äußerst hochschätzt.
Lesen Sie die Rezension bei buecher.de

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 02.11.2006

John Bergers neues Werk, eine Reise durch seine Erinnerung, hat Rezensent Carsten Hueck überaus beeindruckt. Er würdigt den Autor als "universal gebildeten", "undogmatischen Linken" und beschreibt ihn als "Dialektiker der Postmoderne", der Strukturen und formale Begrenzungen aufhebt, statt Beliebigkeit aber Zusammenhänge stiftet. Die Schilderung der bereisten Orte und der Begegnungen mit Menschen, bei denen sich Alltagsbeobachtungen, essayistische Passagen und philosophische Überlegungen abwechseln, zeichnen sich laut Hueck durch ihre Farbigkeit und Sinnlichkeit aus. Besonders eindringlich findet er das Gespräch, das der Autor in Lissabon auf einer Parkbank mit seiner verstorbene Mutter führt. Die große Kunst des Autors sieht er in dessen "zutiefst demokratischer Erzählhaltung", also der Absicht, Menschen, Dingen, Ereignissen und Orten Gleichberechtigung zu verschaffen.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 04.10.2006

Der Rezensent Christoph Bartmann hat es mit einem ungewöhnlichen Buch zu tun. John Bergers acht essayistische Erzählungen, in denen er "tagträumerische Exkursionen" an die Orte seines Lebens unternimmt, fügen sich weniger zu einer Autobiografie als zu einem "Skizzenbuch" über Orte und Menschen zusammen. Immer sei es das Sichtbare, an dem Berger sich orientiere, an dem sein "geschulter" und "beweglicher" Blick zunächst hängen bleibe, doch hangele sich sein Schreiben vom Sichtbaren über das "Halberblickte" zum Unsichtbaren. Dies kommt nicht nur seinen Städtebeschreibungen sehr zugute, wie der Rezensent lobend bemerkt, es ruft auch die Verstorbenen aus ihren Gräbern, zum Beispiel seine im Nachleben mit apodiktischer Weisheit ausgestattete Mutter, mit der er flanierend diskutiert. Man kann Berger mit seinem kulturhistorischen Wissen, mit seiner selbstbewussten, gewandten Art, über die Welt und die Menschen zu sprechen, "mondän" finden, meint der Rezensent, doch der Reiz, der Bergers Welt anhaftet, resümiert sich in einem Wort: "Stil". Dieses Buch, das Bergers Lebensart widerspiegelt, ist für den nunmehr entzückten Rezensenten "ein Ausdruck von gelebtem Stil" - einem Stil, der "von innen kommt".
Lesen Sie die Rezension bei buecher.de
Stichwörter