John Updike

Die Witwen von Eastwick

Roman
Cover: Die Witwen von Eastwick
Rowohlt Verlag, Reinbek bei Hamburg 2009
ISBN 9783498068868
Gebunden, 416 Seiten, 19,90 EUR

Klappentext

Aus dem Amerikanischen von Angela Praesent. Ein Vierteljahrhundert ist es her, seit die Hexen Alexandra, Jane und Sukie nach den Orgien mit Darryl van Horne und dem Mord an dessen Favoritin den Ort Eastwick verließen. Nun, erneut verheiratet und verwitwet, tun sie, was einsame alte Damen eben tun: Sie nehmen wieder Kontakt auf, reisen zusammen. Den Nil hinauf oder nach China, wo sie den einbalsamierten Mao dazu bringen, ihnen zuzuzwinkern, und die berühmte Terrakotta-Armee marschieren lassen. Schließlich machen sie noch einmal Sommerferien in Eastwick - nicht unbedingt eine gute Idee, denn dort erinnert man sich an sie. Und hat alte Rechnungen offen.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 26.05.2009

Mit aller Sympathie für den im Januar verstorbenen John Updike bespricht Thomas Hermann das letzte Werk des Autors. Der Roman ist die Fortsetzung der Emanzipationssatire "Die Hexen von Eastwick" aus dem Jahr 1984. Hermann lernt nun nicht nur die vom Autor liebevoll beschriebenen moralischen Defizite der drei Hauptfiguren kennen, sondern erkennt in dem Buch auch eine Art Porträt der Hexe als globetrottende Seniorin. Unterhaltsam findet Hermann das allemal. Die grelle Unbekümmertheit der drei Hexen im Ruhestand im Umgang mit dem Tod und mit dem Übernatürlichen nimmt Hermann dem Autor allerdings nur bedingt ab, als "letztes Augenzwinkern" eines großen, das Leben liebenden Erzählers.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 09.05.2009

Sie sind wieder da, die Hexen von Eastwick, nach dreißig Jahren, in John Updikes letztem Roman. Sie hatten geheiratet, sind nun Witwen, reisen um die Erde und kehren dann nach Eastwick zurück, um den Schauplatz des ersten Romans ein weiteres Mal zu behexen. Als exemplarisches Updike-Werk begreift der Rezensent Burkhard Müller auch diesen Roman, auch, aber nicht nur, weil der Sex hier allemal wichtiger ist als das, was die Leute so Liebe nennen. Vor allem aber charakterisiert Müller die Updike-Magie mit den Worten: "Dieses Englisch gleitet durch die Luft, wo andere Idiome zu Fuß gehen müssen." Damit ist das eigentliche Thema der Rezension genannt. Das letzte Drittel von Müllers Artikel nämlich ist ein Hohelied auf die englische Sprache, die, in den Händen eines Meisters wie Updike, die Dinge noch in langen Satzperioden zum Schweben bringt. Da sei die Übersetzerin Angela Praesent, die ihre Sache so gut mache wie nur möglich, auf verlorenem Posten. Ganz im Ernst kann Müller darum der deutschen Sprache nur raten, viel, viel englischer zu werden.
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 18.04.2009

Dies ist der letzte Roman, den John Updike vollenden konnte. Es ist ein Sequel, die Fortsetzung seiner "Hexen von Eastwick". Dreißig Jahre nach dem ersten Roman kehrt er zurück in die Kleinstadt Eastwick in Rhode Island. Wiederum handelt es sich, so Patrick Bahners, um eine Meditation über moderne Gemeinschaften, über das Wirken von Legende und Gerücht, um Ausgeburten verborgener Wünsche und Ängste. Wer glaubte, das ganze sei nicht mehr als eine Satire auf "feministische Gegenmachtphantasien", nahm schon das erste Buch weit unter Niveau, warnt der Rezensent. Als "Spaziergang durch das Vorgängerwerk" habe Updike nun das Nachfolger-Buch bezeichnet. Man muss  Band eins deshalb, so Bahners, schon kennen, um nun den zweiten auch wirklich zu verstehen. Ansonsten ist die umfangreiche Besprechung eine jener üblichen wendungsreich-intellektuellen Meta-Improvisationen, mit denen Patrick Bahners besprochenen Gegenständen Gedanken und Thesen abringt, von denen ihren Autoren nicht unbedingt etwas schwante.
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Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 08.04.2009

Stephan Wackwitz singt das Hohelied des Fortsetzungsromans als zutiefst "liberal, protestantisch und heroisch" und summiert John Updikes Werk insgesamt als der zugleich etwas verschrieenen Gattung zugehörig. Der letzter Roman des im Januar gestorbenen amerikanischen Autors, "Die Witwen von Eastwick", lässt die einst so populär verfilmten "Hexen von Eastwick" gealtert und verwitwet erneut zusammentreffen und konfrontiert sie mit allem, was die Hochkultur verächtlich findet, mit "Seniorensex", Pauschalreisen und versuchtem Mord, fasst der Rezensent zusammen. Wenn er auch nicht findet, dass der Roman Updikes bestes Buch ist, so zeigt er sich dennoch gerührt, unterhalten und beeindruckt, und er ist ihm zutiefst dankbar, dass er sich auch hier nicht auf "hochkulturelle Vornehmtuerei" einlässt. Für die Übersetzung ins Deutsche allerdings hat Wackwitz nur ein böses Wort übrig: "grauenvoll".

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 08.04.2009

Was John Updike hier verhandele, sei die "gottverlassene Wirklichkeit", schreibt ein höchst ergriffener Rezensent Fritz J. Raddatz, der durch die "geradezu monströse Klarheit seiner Charakterzeichnungen" den im Januar verstorbenen amerikanischen Ausnahmeautor fast atmen hört. Es geht Raddatz zufolge um drei "ältlich, faltig, dürr oder fett gewordene Witwen" auf der Suche nach Ersatz für die toten Männer, den sie wahlweise in Sex, Reisen oder anderen Fluchten fänden. Nebenbei beschreibe Updike dabei mit "bestürzender Akkuratesse" die Ödnis der amerikanischen Provinzstädte und des Lebens darin, Menschen mit zur "Stumpfheit abgeschliffenen Wahrnehmungsunfähigkeit". Allerdings hat Raddatz bei allem Zauber auch Degoutantes in diesem Buch entdeckt, dem er sich entschieden verweigert. Nicht nur, dass er Updikes generelle "Schwanzfixiertheit" nervtötend findet. Die Art, wie hier die Protagonistinnen sexuell bloßgestellt werden, missfällt ihm zutiefst. Auch deshalb, weil sich der "klangfanatische Wortsetzer" und "Kaltnadelradierer" mit diesen Szenen selbst desavouiert.