Jon Savage

Teenage

Die Erfindung der Jugend (1875-1945)
Cover: Teenage
Campus Verlag, Frankfurt am Main 2008
ISBN 9783593385143
Gebunden, 522 Seiten, 29,90 EUR

Klappentext

Wohl jede Generation glaubt von sich, sie habe Idealismus, Provokation und Tabubruch erfunden und besonders symbolisch dafür steht die Jugend. Doch ab wann wurde "Jugend" überhaupt als eigenständiger Lebensabschnitt betrachtet? Der Kulturwissenschaftler und Musikjournalist Jon Savage beginnt im Jahr 1875 und zeigt: Über Grenzen und Generationen hinweg wurden Jugendliche mit ihrer Energie und ihrem Idealismus entweder nach Kräften kontrolliert oder ausgenutzt. Von Hollywoods Traumfabrik bis Peter Pan und der ewigen Jugend, von Wandervögeln bis zur Hitlerjugend, von den städtischen Jugendbanden bis zum umworbenen "Konsum-Kid" gewährt das Buch faszinierende Einblicke in die Vorgeschichte des modernen Teenagers.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 28.10.2008

Die Jugend wird immer wieder neu erfunden, jedes neue Medium ändert die Dynamik. Und die Jugend nutzt auch jedes Medium, um sich immer neu zu erschaffen. Das hat Klaus Walter aus dem groß angelegten Buch von Jon Savage gelernt. Interessiert zeigt sich der Rezensent gegenüber dieser kulturwissenschaftlichen Arbeit zum Thema "Teenage", doch geht sein Enthusiasmus nicht viel weiter. Der Autor habe darin sieben Jahre Material verarbeitet und spüre dem Teenage-Phänomen in "unvordenklichen Zeiten" nach, das heißt im 19. und frühen 20. Jahrhundert. Teenage sei somit kein Kind der Popkultur, sondern immer schon dagewesen. Doch natürlich habe sich Jugendkultur immer anderen Idolen und Stilen hingegeben, wie zum Beispiel der Teenager-Filmlegende Judy Garland, Jazz Musik allgemein, Elvis Presley, Gangstern wie Tony Montana und später dem Gangster-Rap Genre. Massenkultur habe laut Savage einen enormen Einfluss auf die Psyche und das Selbstbild von Jugendlichen, berichtet der Rezensent. Und Motive wie Rebellion und Abgrenzung waren dabei immer schon ähnlich, resümiert Walter.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 22.10.2008

Rezensentin Sabine Fröhlich findet durchaus Interessantes in dieser Analyse, in der sich der englische Popsoziologe Jon Savage der Frage annimmt, was dem Nachkriegsphänomen des Teenagers historisch vorausging. Trotzdem ist sie mit seinem Fazit, dass die Postulierung der Existenz von Teenagern "weniger ein Akt wirklicher Anerkennung als vielmehr ein werbewirksamer Coup der aufstrebenden amerikanischen Unterhaltungsindustrie" gewesen sei, nicht richtig einverstanden. Zu widersprüchlich und von ganz unterschiedlichen Interessen geleitet erscheint ihr der wirkliche Geschichtsverlauf, um ihn in einer solchen "Verschwörungstheorie" aufgehen zu lassen. Die Stärke von Savages Buch besteht nach Fröhlichs Meinung vor allem in "der Auswahl und stringenten Montage des Materials". Dies verleiht seinen Thesen Schwung, eine schlüssige "gedankliche Entwicklung" ist nach Meinung der Rezensentin in Savages Ausführungen aber eher nicht zu erkennen. 

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 15.10.2008

Den Autor nennt Rezensentin Florentine Fritzen einen Stimmensammler und -moderator. Die "Erfindung der Jugend" als nicht länger nur biologisches, sondern auch soziales Phänomen zwischen 1875 und 1945, die Jon Savage im Blick hat, wird der Rezensentin gegenwärtig durch Savages Beschreibungen von Teenagern aus aller Welt, von Pfadfindern und Kriminellen, Musikern und Peter-Pan-Gestalten, aber auch durch die Perspektive der Erwachsenen - Richter, Politiker, Wissenschaftler, wie der Psychologe G. Stanley Hall, dem Fritzen "als zweite Stimme" des Textes in fast jedem Kapitel begegnet. Eine solche "pointillistische" Vorgehensweise, weiß Fritzen, hat ihre Gefahren, etwa möchte sie Savages Untersuchungen lieber nicht auf Vollständigkeit prüfen. Am Ende erhält die Rezensentin dennoch ein klares Bild und dankt dem Autor für seinen Mut zu diesem Buch.
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