Joseph Andras

Kanaky

Auf den Spuren von Alphonse Dianou. Ein Bericht
Cover: Kanaky
Carl Hanser Verlag, München 2021
ISBN 9783446269132
Gebunden, 320 Seiten, 25,00 EUR

Klappentext

Aus dem Französischen von Claudia Hamm. Joseph Andras zeichnet das Porträt eines außergewöhnlichen Mannes, des kanakischen Unabhängigkeitskämpfers Alphonse Dianou. Bis heute gehört die südpazifische Inselgruppe Neukaledonien zu Frankreich. Um den kanakischen Unabhängigkeitskämpfer Alphonse Dianou, der dort bei einer vom französischen Militär blutig beendeten Geiselnahme ums Leben kam, ranken sich die widersprüchlichsten Legenden. Joseph Andras beginnt nachzuforschen, er reist an den Ort des Geschehens, trifft Dianous Witwe, Vertraute und Zeitzeugen. Seine Notizen, Gespräche und Begegnungen verbindet er zu einem augenöffnenden Text, der in den Kern eines hier kaum bekannten Konflikts dringt. Voller literarischer Kraft erzählt Andras von einer schillernden Figur des antikolonialen Widerstands, von einer verdrängten Kultur und einem Land, zerrissen im Kampf für einen unabhängigen Staat: Kanaky.

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 31.05.2021

Rezensentin Hannah Engelmeier liest diese Geschichte des kanakischen Unabhängigkeitskämpfers Alphonse Dianou als Roman (sie erkennt darin offenbar einen Erzähler), aber auch als Essay und Autopsie einer Biografie. Dianou gehörte zu den Anführer eines missglückten Aufstands im französischen Übersee-Departement, der 1988 unter Präsident François Mitterand brutal niedergeschlagen wurde. Engelmeier sieht das Verdienst des Buches nicht nur darin, viele Stimmen zu Wort kommen zu lassen und dabei die kolonialistische Unterdrückung in Neukaledonien zu zeigen, sondern auch sichtbar zu machen, was für eine reiche und vielfältige Kultur hier unterdrückt wird.

Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk, 04.05.2021

Rezensent Dirk Fuhrig erkennt klare Sympathien des Autors Joseph Andras für den in diesem Buch porträtierten neukaledonischen Revolutionsführers Alphonse Dianou, der 1988 von den Franzosen getötet wurde. Dianous Geschichte und die seiner kanakischen Befreiungsfront erzählt der Autor anhand umfassender Recherchen vor Ort auf dem Ouvea-Atoll und in Gesprächen mit Zeitzeugen. Eindrucksvoll erscheinen dem Rezensenten die journalistischen wie historischen Forschungen des Autors und seine Schilderungen der Ereignisse um die Geiselnahme, die Dianou anleitete und die ihm den Tod brachte. Für Fuhrig ein starkes Beispiel für zeitgenössische engagierte Literatur.

Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk Kultur, 06.04.2021

Rezensentin Sigrid Löffler liest gebannt die Geschichte des Aufstands der Kanak in Neukaledonien von 1988, wie sie Joseph Andras dokumentiert. Die deutliche Sympathie des Autors für die Freiheitskämpfer, besonders ihren im Zuge des Aufstands von französischen Soldaten getöteten Anführer Alphonse Dianou scheint Löffler nicht voreingenommen, sondern angebracht. Die Spurensuche des Autors legt laut Löffler nahe, dass die im Buch dokumentierte Geisel-Aktion als Höhepunkt des Aufstands eher dilettantisch ausgeführt und von der französischen Kolonialmacht brutal niedergeschlagen wurde. Andras' Revision des offiziellen Narrativs der Franzosen hält Löffler für erhellend in Bezug auf fortbestehende kolonialistische Strukturen.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 16.03.2021

Rezensent Florian Kaindl verfolgt mit Spannung den Weg des neukaledonischen Freiheitskämpfers Alphonse Dianou, wie ihn Joseph Andras in seinem Buch schildert. Andras' Recherchen vor Ort machen das Buch laut Kaindl zu einem faszinierenden Zeitdokument, dicht und engagiert. Wie der Autor aus der Betrachtung seines Helden auch eine Erkundung des kolonialen Erbes Frankreichs macht, findet Kaindl interessant. Der kanakischen Urbevölkerung Neukaledoniens verleiht der Autor damit eine Stimme, findet der Rezensent.
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