Juan Carlos Onetti

Willkommen, Bob

Gesammelte Erzählungen
Cover: Willkommen, Bob
Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main 1999
ISBN 9783518410790
gebunden, 455 Seiten, 25,46 EUR

Klappentext

Onetti findet seine Themen zumeist auf der Nachtseite: Eros und Sexualität in ihren dunklen, unglücklichen Formen, unentrinnbare Einsamkeit von Mann und Frau, Scheitern als Grundform der menschlichen Existenz. Neben seinen berühmtesten Erzählungen enthält der vorliegende Band in deutscher Erstübersetzung sieben Geschichten aus den vierziger Jahren sowie 26 Erzählungen und Skizzen, die 1970 und später entstanden sind.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 24.06.2000

Thomas Sträter nützt die Gelegenheit des Erscheinens von Juan Carlos Onettis Gesammelten Erzählungen zum so nachdrücklichen wie umfassenden Hinweis auf diesen noch immer weithin unbekannten Autor. Bedauerlich sei es, dass Onetti nach wie vor in erster Linie von Autorenkollegen und nicht von den Lesern anerkannt werde. Sträter beschreibt die Onetti- Lektüre als so verwirrende wie lohnende Erfahrung, von der vor allem "Stimmungen, Momente, Szenen, Personen, Orte" in Erinnerung bleiben. Das liege in einer Ästhetik des Schweigens begründet, deren Stärke im Weglassen liege. Leider, so der Rezensent, sei die vorliegende Ausgabe unvollständig. Auf die ersten Erzählungen der dreißiger Jahre habe man bedauerlicherweise verzichtet. Dennoch biete der Band einige Entdeckungen, insbesondere die späten Erzählungen, die Onettis "Meisterschaft der Reduzierung und Komprimierung" vorführen. Als das große Thema Onettis beschreibt Sträter das unmögliche bzw. verlorene Glück - als einen der seltenen Glücksmomente zitiert er dann aus "Das Gesicht des Unglücks" den Blick eines Mannes auf ein jungfräuliches Mädchen. Großes Lob gilt zuletzt den Übersetzern des Bandes, die"so etwas wie einen deutschen Onetti-Ton" gefunden hätten.

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 09.12.1999

Katharina Döbler merkt zunächst an, dass es sich hierbei um die umfassendste in deutsch erschienene Sammlung von Erzählungen Onettis handelt. Sie bedauert allerdings, dass seine frühen Erzählungen unberücksichtigt geblieben sind. Gerade aber im Vergleich mit den frühen Erzählungen lasse sich die Entwicklung von Onettis Schreibstil gut nachvollziehen. An den Geschichten selbst hält sie Onettis "selbstmörderische Resignation" für einen hervorstechenden Zug. Der "barocke und extrovertierte Exotismus", der mit lateinamerikanischer Literatur gern in Verbindung gebracht werde, geht Onetti laut Döbler völlig ab. Onettis Thema sei vor allem die Unfähigkeit des Menschen, aus seiner eigenen Haut heraus zu können. Jeder Versuch in dieser Richtung ende desaströs. Aber dennoch: Trotz der "Leere des Himmels" gehört die Vorstellung vom Glück in Döblers Augen durchaus zu Onettis Repertoire.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 13.10.1999

Eine Pflichtübung. Eberhard Falcke bespricht die von Jürgen Dormagen und Gerhard Poppenberg ausgewählten `gesammelten Erzählungen` mit der Routine eines Rezensenten, der schon alles von Juan Carlos Onetti gelesen hat. So ist schwer auszumachen, ob Falcke nur etwas uninspiriert schreibt oder ob ihn diese Neuausgabe nicht auch selbst ein wenig gelangweilt hat. Er beschreibt den bei Onetti vorherrschenden Grundton der Einsamkeit, Sinnlosigkeit und der Stagnation und entwirft ein Kurzporträt des Autors als Initiator des Magischen Realismus. Doch ob ihm die Erzählungen etwas Neues eröffnet haben, erfährt man leider nicht.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 13.10.1999

Ute Stempel zeichnet in dieser Rezension zunächst ein Porträt des Autors und geht dann auf bestimmte Charakteristika seines Schreibens ein, in der Hoffnung, dass der Leser selbst entscheidet, ob er sich mit den immer wiederkehrenden Themen und dem Stil Onettis anfreunden kann. Nach Stempel ist der Dreh- und Angelpunkt seines Schreibens die Desillusionierung und Trostlosigkeit, die mit dem Älterwerden (alt ist in diesem Kontext jeder, der den Kinderhosen gerade entwachsen ist) und vor allem der Ehe einhergeht. Liebe spiele demnach bei Onetti kein Rolle, und der "Ehe-Hölle" könne man sich konsequenterweise nur durch Selbstmord entziehen oder als Künstler mit einer schöpferischen Energie, die für die Rezensentin beinahe "Erlösungscharakter" hat. Die Auswahl der Erzählungen in diesem Band findet sie "hervorragend".
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