Julia Zange

Die Anstalt der besseren Mädchen

Roman
Cover: Die Anstalt der besseren Mädchen
Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main 2008
ISBN 9783518420256
Gebunden, 160 Seiten, 15,00 EUR

Klappentext

Loretta ist Mitte Zwanzig und so erwachsen wie Kate Moss. Sie weiß, was ihr steht, bewegt sich in Künstlerkreisen, führt die Coverversion eines hippen, bohemistischen Lebens. Sie ist nicht zimperlich, aber im praktischen Leben von ihrem Freund Malte abhängig: Findet sie am Morgen keinen To-do-Zettel von ihm vor, streift sie ziellos durch Berlin. Die Stadt mit ihren verwitterten Häusern, wilden Menschen und Tieren ist ihre Feindin und beste Freundin. Loretta steckt in einem Kokon aus Mode und Verführungskraft, Realitätsflucht und Kindlichkeit fest. Oder liegt in ihrer Mädchenhaftigkeit gerade ihre besondere Stärke? Loretta wird schwanger. Ein selten bezauberndes Mädchen kommt neben den Umkleidekabinen eines Dessousgeschäfts zur Welt. Für die junge Mutter beginnt eine neue Phase der Verzweiflung. Sie muss verhindern, dass ihr kleines, schönes Ebenbild ein selbstverliebtes Mädchen-Mädchen und ihr zur Konkurrentin wird.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 18.02.2009

Rezensent Martin Krumbholz erkennt in Julia Zanges Debütroman "Die Anstalt der besseren Mädchen" einen Wiedergänger der Lore-Romane aus den 60er Jahren. Seine Anhaltspunkte dafür sind die eher einfach gestrickte Handlung und die Thematik, die schicksalshafte Liebe eines jungen Paares, Mutterschaft und altmodische Rollenklischees. Auch wenn Krumbholz keinerlei Hinweise darauf finden kann, dass Zange den Schundroman parodieren will, konstatiert er, dass sie das Genre ein wenig auf den aktuellen Stand des Berliner Künstlermilieus gebracht hat, indem sie ihre Protagonistin (Lore!) die konventionelle Mutterrolle unterlaufen lässt. Was Krumbholz damit meint, wenn er Zanges Humor als "gewissermaßen frei flottierend" bezeichnet, bleibt genauso rätselhaft, wie seine überraschende Versicherung am Schluss, dass man von Zange noch viel hören werde: "Schreiben kann sie."

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 08.12.2008

Nicht erwärmen kann sich Florian Kessler für Julia Zanges Debütroman über Loretta, eine ziemlich infantile junge Frau, die sich im szenigen Berlin zwischen Parties, Fashion und ein wenig Kunst bewegt und sich dabei vor allem um sich selbst dreht. Die "monomanen Irrungen und Wirrungen" Lorettas bilden zu seinem Bedauern dann auch vornehmlich den Inhalt des Romans. Den Stil des Buchs findet er mal "pampig", mal "zuckrig" und "manchmal auch einfach nur auf anmutige Weise vollkommen ungelenk". Mit den Nebenfiguren, die auftreten und "sentenzenhafte Parabeln" oder Liedtexte aufsagen, kann Kessler erst recht nichts anfangen. Auch dass Loretta dann ein Kind bekommt und mit ihr in einem seltsamen Mädchencamp landet, bevor sie von ihrem Freund wieder nach Berlin zurück geholt wird, macht das Buch in seinen Augen nicht besser.
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 28.11.2008

Gestört, aber unterhaltsam. Die Figuren in diesem Debütroman, und sind sie auch noch so eigenartig, gehen Julia Bähr nicht auf die Nerven. Für einen Berlin-Roman aus dem Künstlermilieu ganz erstaunlich, findet Bähr. Und sucht die Vorbilder der Heldin auch einige Stufen höher, bei Nabokov natürlich, dessen Lolita mit Julia Zanges schwer komplizierter Heldin Loretta mehr als bloß den gleichen Anlaut im Namen gemein hat, wie Bähr erklärt. Kindlichen Eigensinn etwa. Dass stilistisch hier einiges anders läuft als bei Nabokov, merkt die Rezensentin allerdings auch sofort: Die Autorin erfreut mit "schlichten Formulierungen" und jeder Menge impressionistischer Bilder. Wenn Zanges "Lo" auch in der Anstalt landet, Zange und Bähr sehen das ganz wertfrei.
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Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 09.10.2008

Von einem "auf wunderliche Weise" unterhaltsamen Buch über die Leiden einer jungen Frau in der Großstadt spricht Rezensent Jochen Jung. Und das, obwohl er gleich auf der dritten Seite dieses Debütromans dreimal das Wort "Ficken" gelesen hat. Aber Julia Zange nimmt ihn innerhalb kürzester Zeit mit ihrem "rabiaten Jugendstil" und einem erstaunlichen Sprachtalent gefangen, an dem ihn die "schillernden und glitzernden" Sätze ebenso begeistern, wie die Lakonie der Autorin, die erst parodistisch und selbstironisch daherkomme, um ihn im nächsten Moment mit einem "Sehnsuchtsblick" zu hyptnotisieren. Sätze, die für ihn mal selbstmitleidig "wie aus einem Opernlibretto" klingen und dann wieder "mit der ganzen Schärfe der Erkenntnis" aufwarten. Insgesamt kommt ihm das episodische Buch wie eine höchst gelungene Mischung aus Rainald Goetz, Joseph von Eichendorff, Sibylle Lewitscharoff und Rainer Braune vor.
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