Katharina Hacker

Eine Dorfgeschichte

Cover: Eine Dorfgeschichte
S. Fischer Verlag, Frankfurt am Main 2011
ISBN 9783100300669
Gebunden, 125 Seiten, 17,95 EUR

Klappentext

Ein Dorf im Odenwald, ein Kind, das mit seinen Brüdern, Eltern und Großeltern dort die Sommer verbringt. Doch diese äußerlich noch unversehrte Welt der Sicherheit und stillen Schönheit ist von feinen Rissen durchzogen, aus denen Ängste und Träume steigen. Unheimlich sind die Keller unter den Häusern, das "Teufelsgrab" am Ortsrand, der dunkle Wald, durch den der Jäger geht. Unverständlich sind die Gebräuche und Gespräche der Erwachsenen. Und auch die eigene Familiengeschichte führt tief in eine Zeit der Vertreibung und des Schreckens, wenn die Großmutter erzählt.

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 12.01.2012

Wegen ihres "dokumentarischen Werts" weiß Kristina Maidt-Zinke Bücher über das deutsche Landleben durchaus zu schätzen, von Katharina Erinnerungsbuch "Eine Dorfgeschichte" allerdings ist sie nicht unbedingt begeistert. Sie spürt in jeder Zeile die Ambition der Autorin, hier nicht bloß persönlich Erlebtes, sondern einen "Topos" zu beschreiben, weshalb die Anekdoten, Erinnerungen und kleinen Szenen nebst ihren Protagonisten auch insgesamt bekannt wirken und blass bleiben, wie die Rezensentin moniert. Gerade die Betonung des Autobiografischen hätte hier in den Augen Maidt-Zinkes die Erinnerungen aus dem Vagen und "Geläufigen" herausgerissen und ihnen Kontur und Gewicht verliehen. So ist das Buch durchaus "hübsch und klug", aber eben auch wenig aufregend geworden, beklagt die Rezensentin.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 22.11.2011

Die Vergangenheit lässt sich nicht klären oder gar beherrschen. Einmal mehr erfährt Beatrice von Matt diese Wahrheit. Indem sie Katharina Hackers Spurensuche zurück in eine Kindheit im Odenwald folgt, lernt sie aber auch, wie man sich damit zufrieden geben kann. Mit Empfindungen mehr als mit Tatsachen, mit Umrissen, seelischen Regungen und dergleichen, hervorgerufen von erinnerten Szenen, Bildern, Situationen. Hacker eröffnet der Rezensentin einen schattenhaften Erinnerungsraum, keine Dorfgeschichte also, höchstens das, was davon im Gedächtnis bleibt.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 15.10.2011

Für Rezensentin Anja Hirsch ist Katharina Hackers neuer Roman "Eine Dorfgeschichte" eine Werk von großer "poetischer Dichte und Intensität". Begeistert ist sie einer melancholischen Heimkehrerin in das Dorf ihrer Kindheit gefolgt und hat in lebendigen und sinnlichen Bildern einiges über deren kindliche, aus Realität und Fantasie zusammengesetzte Erinnerungen an eine Nachkriegskindheit erfahren. Dass die heraufbeschworenen, wuchtigen Bilder nie zum "Heimatfilmkitsch" werden, liegt für die Kritikerin nicht nur an Hackers erfrischendem und frechen Erzählstil, sondern auch an dem Schweigen, welches in dem beschriebenen Dorf allgegenwärtig spürbar ist. Meisterlich, so Hirsch, gelinge es der Autorin dieses Gefühl von Bedrohung in der Sprache erklingen zu lassen.
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Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 13.10.2011

Ein böser Verriss. Für Thomas Steinfeld haftet der "Dorfgeschichte" von Katharina Hacker das Handarbeitshafte einer Stickarbeit an, was ihm spürbar Unbehagen bereitet. Davon abgesehen, dass es, wie der Rezensenten sinniert, vielleicht ohnehin zuviel Autobiografisches in der gegenwärtigen deutschsprachigen Literatur gibt, meint er, dass der Kindheitssommer, wie ihn die Autorin hier erinnert, oft genug beschworen wurde. Zudem findet Steinfeld, dass der Rückzug auf ein schwer fassbares "Wir", wie er in diesem Buch zumeist betrieben wird, irgendwie zu "bequem" ist, also keine ordentliche schriftstellerische Anstrengung bedeutet. Ein wenig sentimental, etwas geschichtslos und mitunter "demonstrativ" präzise wird für den Rezensenten aus diesen Erinnerungen keine wirkliche Geschichte.
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