Kem Nunn

Wellenjagd

Roman
Cover: Wellenjagd
DuMont Verlag, Köln 2002
ISBN 9783832150747
Gebunden, 360 Seiten, 22,90 EUR

Klappentext

Aus dem Amerikanischen von Herbert Schuster. Ike kommt aus einem Kaff in der kalifornischen Wüste. Er ist an die Küste gefahren, um nach Lebenszeichen seiner Schwester zu suchen. Hier in "Surf City" verliert sich ihre Spur, bei den Motorradrockern und Wellenreitern, in der lärmenden Brandung des Pazifik. Alles, was Ike hat, ist eine Liste mit den Namen der drei Menschen, die womöglich hinter ihrem Verschwinden stecken.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 25.02.2003

Selbst als "wasserscheue Inlandbewohnerin" hat sich Rezensentin Maike Albath nach eigenem Bekunden vom Zauber des Meeres einfangen lassen, dem Kem Nunn in seinem Debütroman huldigt. Die Geschichte handelt von dem jungen Ike, der sich aus seinem kleinen Wüstenort nach Huntigton Beach aufmacht, nach "Surf-City", um dort seine Schwester zu suchen. Als erstes kauft er sich natürlich ein Surfbrett und erlebt fortan den strudelnden Sog, die mitreißenden Wellen und die ungestüme Kraft des Meeres und des Lebens. Jenseits der üblichen Collegegeschichten oder "Fänger-im-Roggen-Adaptionen", versichert Albath, ist Nunn dabei ein kalifornischer Entwicklungsroman mit starker Atmosphäre gelungen. Zwar moniert die Rezensentin, dass Nunn bei der Darstellung der Surfszene als einzigem Sündenbabel etwas dick aufträgt, doch stört dies nicht ihr Gesamturteil über seine fesselnde, kraftvolle Geschichte vom Meer als Offenbarung, an dem man "seine Kräfte messen kann" und "sich selbst erfährt".
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Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 12.12.2002

Die Rezensentin Dorothea Dieckmann weiß nicht so recht, wie und ob sie Kem Nunns Erstlingsroman verteidigen soll. Denn dieser wurde sozusagen "nachgereicht", nach dem berechtigten Erfolg des "meisterlich erzählten" Surf-Romans "Wo Legenden sterben". In "Wellenjagd" verknüpfe Nunn die "Reise zu den Wellen des Todes" mit einer "anderen Grenzerfahrung, dem Erwachsenwerden". Dieser Prozess, so Dieckmann, ist nicht als "Entwicklung", sondern als "Initiation" beschrieben. Doch nun hagelt es Kritik: die "monoperspektivisch und chronologisch erzählte" Geschichte steuere ihren Höhepunkt "nur schwerfällig" an, die subtile Konstellation sei "berechenbar ausgebreitet", das Surf-Motiv "eher hinzugedichtet, als integriert". Nunns Protagonisten seien "seltsam geschwätzig", die "Gedankenrede" des jungen Helden "redundant und zäh". Zuletzt gibt die Rezensentin dem Autor Schreibunterricht, zitiert eine Passage, und ruft "streichen, streichen!". Nunn sei eben in diesem Erstlingsroman noch nicht mehr als ein "guter Anfänger".

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 09.10.2002

Richtig beeindruckt zeigt sich Tobias Rapp von den Surferrromanen des Kaliforniers Kem Nunn und entdeckt neben dem Surfen eine gemeinsames Thema in seinen Romanen: den magischen Wellenritt, das absolute Freiheitsgefühl, das Surfen zu einer Droge macht. "Wellenjagd" nennt er ein Frühwerk, sein späterer Roman "Wo Legenden sterben" ist für ihn dagegen Nunns Meisterwerk. "Wellenjagd" ist ursprünglich 1984 erschienen. Rapp findet es "jung und frisch". Damit steht es stilistisch im Kontrast zu der beschriebenen, mittlerweile alt, zynisch und gewalttätig gewordenen Surferszene, auf die der junge Protagonist Ike auf der Suche nach seiner verschwundenen Schwester trifft. Der Tenor des Buches ist: "Die guten Tage des Surfens sind vorbei." Außer dieser Botschaft entdeckt Rapp in dieser Geschichte Verbindungslinien zum "West-Coast-Stricherroman" und eine stilistische Nähe zu Raymond Chandler und Ross McDonald.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 29.08.2002

Michael Schmitt charakterisiert Kem Nunns Roman "Wellenjagd" als "fesselnde Geschichte des Erwachsenwerdens": Allzu schnell wird die Hauptfigur des Romans ins Erwachsenenleben hineingeschleudert. Nunns Erzählstil sei langsam und psychologisch sehr dicht. Die Suche eines schmächtigen Achtzehnjährigen nach seiner großen Schwester, einziger familiärer Bezugspunkt seiner Kindheit und Jugend, führt ihn zum legendären Hunington Beach, dem "Ort der verkrachten Idole, die ihr freies Leben irgendwann verzockt haben". Somit sei der Roman, wie Schmitt findet, gleichzeitig ein Buch über den Mythos der Westküste.
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