Adam Johnson

Nirvana

Stories
Cover: Nirvana
Suhrkamp Verlag, Berlin 2015
ISBN 9783518425008
Gebunden, 262 Seiten, 19,95 EUR

Klappentext

Aus dem Englischen von Anke Caroline Burger. Nach dem Hurrikan Katrina zieht ein Mann mit seinem Sohn durch das verwüstete Louisiana, um dessen Mutter zu finden. Jahre nach dem Fall der Mauer muss ein ehemaliger Aufseher sich im Stasi-Gefängnis Hohenschönhausen seiner Vergangenheit stellen. In Palo Alto findet eine schwerkranke Frau Trost im Gespräch mit einem Hologramm ihres verstorbenen Idols, Kurt Cobain - seine Worte "Mir bedeuten Dinge immer erst dann etwas, wenn sie nicht mehr da sind" fangen das Gefühl dieses Erzählungsbandes ein. Denn so unterschiedlich die Geschichten dieser Menschen auch sein mögen, steht doch über allen die Frage nach Erlösung - vom Chaos der Gegenwart, vom Schmerz, von den Geistern der Vergangenheit.

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 09.02.2016

Stefan Hochgesand hat wenig Hoffnung für die Figuren in Adam Johnsons Kurzgeschichten. Dass der Autor draufhält, wenn's wehtut, und dem Leser keine finstere Szene erspart, scheint ihm allerdings ein Qualitätsmerkmal zu sein. Immer treibt ihn beim Lesen die Frage um, ob die Figur den Absprung noch schafft, aus der Missbrauchsschleife, dem sozialen Elend, der emotionalen Totalgerinnung. Für Hochgesand überzeugende Weltuntergangsprosa mit Authentizitätsfaktor.

Rezensionsnotiz zu Die Welt, 02.01.2016

Schon Adam Johnsons mit dem Pulitzerpreis ausgezeichneter Nordkorearoman "Das geraubte Leben des Waisen Jun Do" habe vom Blick des Autors fürs Absurde und Skurrile gelebt, schreibt Britta Heidemann. Mit seinen sechs Kurzgeschichten, ihrerseits mit dem National Book Award prämiert, verhalte es sich ganz ähnlich. Bisweilen erzeuge dieser Hang zum Grotesken allerdings schiefe Töne, wie die Rezensentin findet, angesichts von Themen wie Pädophilie und Stasi-Haft kippe der Witz mitunter ins allzu Unbedarfte ab. Insgesamt zeigt sich Heidemann aber angetan von Johnsons Short Stories, mit der autobiografischen Erzählung "Interessant!" ist dem Autor ihres Erachtens "quasi im Vorübergehen ein sympathisches, ironisches Selbstbildnis gelungen".

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 10.12.2015

Ronald Düker, der den Autor Adam Johnson in San Francisco besucht hat, ist beeindruckt: ein Schrank von einem Mann - und dabei so einfühlsam. Das zeigt sich auch in den hier vorliegenden, in den USA mit dem National Book Award ausgezeichneten Stories. In fast allen Geschichten Johnsons spielen die neuen Technologien eine Rolle, erzählt Düker. Als Beispiel nennt er die Geschichte um eine todkranke Frau, die sich virtuell in Kurt Cobain verliebt, während ihr Ehemann sich mit dem Hologramm eines toten Präsidenten unterhält. Dabei sind die beiden sich durchaus zugetan, versichert der Rezensent. Das die psychologische Entwicklung der Figuren nie auf Kosten der Begeisterung fürs Technische geht, macht für ihn die eigentliche Qualität von Johnsons "fettfreier Prosa" aus.