Klaus Harpprecht

Die Gräfin

Marion Dönhoff. Eine Biografie
Cover: Die Gräfin
Rowohlt Verlag, Reinbek bei Hamburg 2008
ISBN 9783498029845
Gebunden, 592 Seiten, 24,90 EUR

Klappentext

Mit 16 Bildtafeln. Sie war eine ungewöhnliche Frau, und sie wurde zur bedeutendsten Publizistin der Bundesrepublik Deutschland: Marion Gräfin Dönhoff (1909 - 2002), Aristokratin und Bürgerin zugleich. Als langjährige Herausgeberin des Wochenblatts "Die Zeit" hat sie Geschichte geschrieben; als Chronistin der Vertreibung aus ihrer ostpreußischen Heimat wurde sie zur Bestsellerautorin; als Anwältin der Versöhnung von Ost und West setzte sie moralische Maßstäbe: für die Politik, für die Gesellschaft, für das Zusammenleben der Völker im vereinten Europa. Als sie im März 2002 starb, nannte Helmut Schmidt sie in seinem Nachruf eine "wegweisende Mitbürgerin".
Warum sie zu all diesen Leistungen fähig war und was sie dabei antrieb, wer zu ihren Freunden und Weggefährten gehörte, was für ein Mensch diese ruhig-energische und so bescheiden wirkende Preußin war - all das beschreibt Klaus Harpprecht in dieser Biographie.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 30.10.2008

Arno Widmann zeigt sich begeistert von der Biografie der Gräfin Dönhoff, die Klaus Harpprecht mit viel Urteilsfreude und Hingabe geschrieben habe. Widmann hat vor allem gefallen, dass das Porträt so viele Ecken und Kanten hat, dass der Autor seine eigene Perspektive nie ausspart. Die "Fülle seiner Lebenserfahrung" versehe die Biografie ganz klar mit Harpprechts Handschrift, und der Leser positioniert sich, meint der Rezensent. Bei all dem bleibe Harpprecht aber souverän, und begegne der Journalistin auf Augenhöhe. Die ersten Kapitel erzählen ihre Familiengeschichte; besonders schön waren für Widmann die Kapitel über Dönhoffs Beziehung zum Millionärserben David Astor. Auch eine Antisemitismus-Kontroverse in der "Zeit"-Redaktion zwischen Chefredakteur Richard Tüngel und Ernst Friedländer stellt Harpprecht dar, und scheut dabei nicht vor einer deutlichen Interpretation zurück, so Widmann.
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Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 01.10.2008

Etwas kritischer hätte sich Rezensentin Franziska Augstein diese Biografie schon gewünscht. Harpprecht bringt Marion Gräfin Döhnhoff "die Verehrung entgegen, die ein Herr der Dame schuldet", spottet sie leise zu Beginn ihrer Kritik. Eine Hagiografie ist es trotzdem nicht geworden, sondern ein "ansprechend" geschriebenes, gelegentlich sogar ironisch funkelndes und abwägendes Buch, lesen wir. Dass die Gräfin mit ihrem politischen Urteil öfter mal falsch lag, halte der Autor etwa durchaus fest. In einem wesentlichen Punkt allerdings zeigt sich Augstein irritiert: wenn Harpprecht Dönhoffs "später Selbststilisierung" zur Widerstandskämpferin nicht widerspricht. Hier findet Augstein die höfliche Darstellung Harpprechts schlicht widersprüchlich.
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 24.09.2008

Rezensent Paul Stauffer hätte sich durchaus eine kritischere Würdigung Marion Gräfin Dönhoffs vorstellen können als Klaus Harpprechts nun vorgelegte Biografie der langjährigen "Zeit"-Herausgeberin. In seiner sehr umfassenden Kritik streicht der Rezensent beispielsweise heraus, dass die Umstände ihrer Flucht von ihrem ostpreußischen Gut 1944 in weniger wohlwollendem Licht gesehen werden könnten als es der Autor tut. Genauso sieht Stauffer bei der Darstellung von Dönhoffs politischen Fehlurteilen - etwa zur Widervereinigung - eine gewisse Schonung von Seiten des Autors am Werk, die sich mit der Rolle eines kritischen Biografen schlecht verträgt. Bei den Widerständen gegen die Anerkennung der Oder-Neiße-Grenze, die die Publizistin und Zeit-Journalistin erst 1970 "schweren Herzens" akzeptieren kann, zeigt Harpprecht offenbar mehr Verständnis als Stauffer aufbringen kann und auch bei der Feststellung, später habe Dönhoff in der "Zeit" einen "wesentlichen Beitrag" zur Ost-West-Verständigung geleistet, zitiert der Rezensent mit Skepsis. Stauffer, der dem Autor Stilsicherheit und genaue Kenntnis der bundesrepublikanischen Geschichte attestiert, befindet etwas enttäuscht, dass die Publizistin in dieser Biografie nicht wirklich "klare Konturen" erhält. Dass Harpprecht zudem zu "Abschweifungen" in die deutsche Geschichte neigt, trübt sein Urteil über dieses, allerdings gut geschriebene Buch, wie er betont, noch mehr.
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