Klaus Naumann

Generale in der Demokratie

Generationengeschichtliche Studien zur Bundeswehrelite
Cover: Generale in der Demokratie
Hamburger Edition, Hamburg 2007
ISBN 9783936096767
Gebunden, 381 Seiten, 28,00 EUR

Klappentext

Wer sind eigentlich die grauen Herren mit den goldenen Sternen auf den Schultern? Die Öffentlichkeit weiß wenig über sie, und in der Geschichts- und Sozialforschung sind sie noch immer nicht angekommen. Die Wiederbewaffnung der jungen Bundesrepublik in den 1950er Jahren war auf Skepsis gestoßen, die Verwendung altgedienter Wehrmachtsoffiziere rief Unbehagen hervor. Skandale erweckten den Eindruck, die Truppe und vor allem ihre Führung stehe mit der Demokratie auf Kriegsfuß. Das diffuse Bild der Militärelite war und ist von Stereotypen und Vorurteilen geprägt. Erst seit einiger Zeit rücken angesichts der zunehmenden Zahl, Intensität und Problematik von Auslandseinsätzen die Generalität und die Soldaten der Bundeswehr stärker in den Bereich der öffentlichen Wahrnehmung. Klaus Naumanns Studie lässt sich als eine Art Eröffnungsbilanz des Führungspersonals der neuen Bundeswehr lesen. Er stellt Gruppierungen und Einzelpersönlichkeiten der deutschen Militärelite nach 1945 vor und bietet einen Überblick über die verschiedenen Offiziersgenerationen, die die Bundeswehr geprägt haben, von den "Offizieren ohne Armee" im Vorfeld der Streitkräftegründung über die ehemaligen Reichswehr- und Wehrmachtsoffiziere der Aufbauphase bis zu den jungen "selbstgestrickten" Bundeswehroffizieren der Nachkriegszeit.

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 26.07.2007

Interessant, wichtig, aber methodisch nicht unproblematisch findet Rezensent Wolfram Wette diese Studie zur Mentalität der Bundeswehrgeneraliät. Bereits der persönliche Ausgangspunkt der Untersuchung, nämlich das Staunen des Autors über die Geräuschlosigkeit, mit der die "hitlerhörige Wehrmachtsgeneralität" einst in der Bundeswehr aufgegangen war, gefällt dem Rezensenten. Und so folgt er den Ausführungen zunächst auch mit Spannung, und gerät erst ins Grübeln, als er feststellt, dass Klaus Naumann seine Studie zur Mentalitätsgeschichte vorwiegend auf Gesprächen mit Bundeswehrgenerälen aufgebaut hat, die aber dann für den Geschmack des Rezensenten mitunter etwas zu unhinterfragt "von ihrem spezifisch soldatischen Ehrverständnis und den ewigen Werten des deutschen Soldatentums schwadronieren" dürfen. So findet er dann die "Lebenskonstruktionen" der Befragten zwar höchst aufschlussreich, aber insgesamt für eine kritische Geschichtsschreibung nicht so tauglich.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 18.05.2007

Angesichts der eher schmalen Quellenbasis findet Reiner Pommerin die Menge an Details in dieser generationsgeschichtlichen Studie zur Bundeswehr-Führungselite beachtlich. Mit seiner militärsoziologischen Perspektive stellt Klaus Naumann für Pommerin ohnehin eine echte Ausnahme dar. Allerdings schürt Pommerin auch keine allzu großen Erwartungen an die mit Generälen a. D. geführten Interviews und deren Interpretationen. Zwar staunt Pommerin über den "Pathos des Neuen" und das "unideologische Wirklichkeitsverhältnis" der Altgeneräle, das die Gespräche zutage fördern. Wie repräsentativ für die Bundeswehrspitze solche Ergebnisse letztlich sind, kann ihm der Autor aber nicht vermitteln.
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 25.04.2007

"Verhaltensrepertoire unauffällig" laute die positive Diagnose von Klaus Naumann zur Demokratiefähigkeit der Bundeswehrgeneräle. Rezensent Franz Borkenhagen weist aber auch auf die kleinen "Wenn und Aber" dieser "verdienstvollen" Studie hin, wenn Naumann konzedieren müsse, dass es bis in die 1980er Jahre in der Bundeswehr zwar schon demokratisch ambitionierte Generäle gegeben habe, dass sie aber gleichsam "umstrittene Persönlichkeiten? waren. Der Autor stütze seine Analysen im wesentlichen auf fünf Interviews, wobei die mit den ehemaligen Generalinspekteuren Wolfgang Altenburg und Klaus Dieter Naumann als repräsentativ anzusehen seien. Repräsentativ für die heutige Situation, in der die Bundeswehr bereits eine eigene von der Wehrmacht unabhängige Tradition entwickelt habe. Das sei eine gute Nachricht, so der Rezensent, zumal wenn man über den Zaun zu anderen westeuropäischen Staaten blicke. Wünschenswert sei es nun, wenn Klaus Naumann seine Studie auch auf die heute aktiven Generäle ausweite und der spannenden Frage nachgehe, inwieweit sich ihr Selbstverständnis durch die weltweiten Einsätze verändert habe.