Larissa Boehning

Das Glück der Zikaden

Roman
Cover: Das Glück der Zikaden
Galiani Verlag, Berlin 2011
ISBN 9783869710396
Gebunden, 287 Seiten, 19,99 EUR

Klappentext

Moskau, Ende der 30er Jahre. Hitlers Landsleute sind in Moskau unerwünscht. Die Familie der überzeugten Kommunistin, aber deutschstämmigen Sängerin Nadja wird gezwungen, auszuwandern. Ausgerechnet ins verhasste Nazideutschland müssen sie, ihr Mann Anton und die zwei Kinder. An eine Bühnenkarriere ist in Berlin nicht zu denken. Ihr anpassungsfähiger Mann übernimmt die Ernährung der Familie, er erstellt für eine Zeitung Horoskope. Nie wird Nadja ihm seinen eilfertigen Verrat aller früheren Ideale verzeihen. Sie verschließt sich in sich selbst - bis sie mit einem ehemaligen Kollegen Antons zu korrespondieren beginnt, der nach Amerika ausgewandert ist. Als dieser ankündigt zurückzukommen, zieht Anton alle Register des Verrats, um seine Frau zu halten.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 14.10.2011

Larissa Boehnings erster Roman "Licht Stoffe" hatte Florian Kessler noch gut gefallen, der vorliegende zweite Roman "Das Glück der Zikade" jedoch ließ ihm die Haare zu Berge stehen. Überhaupt findet er das Genre der Generationsromane reichlich überstrapaziert, die vom "Niedergang" einer Familie erzählen und sich dabei brav an den Wegmarken der deutschen Geschichte entlang hangeln. In Boehnings Fall dreier Frauen mit kommunistischer Vergangenheit, die ihrem Land und ihrem Leben immer fremder werden, kommen gravierende stilistische Mängel hinzu, wie er moniert. Das ach so stolze Schweigen dieser sich verweigernden Frauen, meint Kessler, schlägt sich vor allem in einem hochtrabenden, dafür ausgesprochen unlebendigen und ungelenken Ton nieder, was er mit Zitaten nachvollziehbar macht. Außerdem findet er ein Geschlechterbild, demzufolge Frauen ihr Glück im Rückzug und in stiller Duldung finden, so "verquast" wie "erzkonservativ".
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 19.08.2011

Eingenommen ist Anja Hirsch von Larissa Boehnings zweitem Roman über drei Frauen, deren Schicksale sie zu "Marksteinen der deutsch-deutschen Geschichte" macht. Bisweilen scheint ihr die Autorin ein wenig zu dick aufzutragen und nicht immer findet sie die Komposition des Werks völlig ausgegoren. Nichtsdestoweniger attestiert sie Boehing "erschreckende Kollektivbilder" und eine "mutige, theatralische Prosa".
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 25.07.2011

Sehr freundlich nimmt Katharina Granzin diesen zweiten Roman von Larissa Boehning auf, der die Geschichte dreier Generationen von Frauen erzählt, deren Leben von den ideologischen Gräben des Jahrhunderts zerrissen werden. Nadja, die Schauspielerin in Moskau, wird in den dreißiger Jahren wegen ihrer deutschen Herkunft zusammen mit ihrem Mann Anton nach Nazideutschland abgeschoben; die Tochter Senta wird in der Bundesrepublik auch nicht heimisch, ihr Mann geht in die DDR; deren Tochter Katharina schließlich teilt sich nur über ihr Klavier mit. Überhaupt ist die mangelnde Kommunikation das große Problem dieser Frauen, erklärt die Rezensentin, was sie in dem hohen Ton, den Boehning anschlägt, sehr treffend dargestellt fand: "Eine derart auf Stelzen einherschreitende Prosa", meint Granzin, passe sehr gut zu den unnahbaren Personen, die jede Kontaktaufnahme verweigerten.
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