Lewis Wolpert

Unglaubliche Wissenschaft

Cover: Unglaubliche Wissenschaft
Die Andere Bibliothek/Eichborn, Frankfurt am Main 2004
ISBN 9783821845470
gebunden, 312 Seiten, 27,50 EUR

Klappentext

Warum tun sich viele von uns, wenn nicht die meisten, so schwer mit den Naturwissenschaften und mit der Mathematik? Wer ist schuld? Die Schule, der Fachjargon, die Medien? Der wahre Grund- das ist Wolperts These - liegt tiefer. Vieles an der Logik der Wissenschaften leuchtet uns nicht ein, weil sie dem alltäglichen Denken, dem Common sense, zuwiderläuft und unseren Intuitionen hohnspricht. Deshalb hat die Entdeckung, dass sich die Erde um die Sonne dreht, keineswegs alle auf Anhieb überzeugt, und die meisten wird es überraschen, dass es in ihrem kleinen Finger mehr Zellen gibt als Menschen auf der Welt. Selbst auf einfache Fragen aus der Mechanik geben Hochschulabsolventen meistens ganz falsche Antworten, und wenn es um Wahrscheinlichkeiten geht, so tappt, wer sich auf seinen Alltagsverstand verlässt, garantiert in die Falle. Diese Ignoranz hat einen schlichten Grund: "Man kann schließlich auch recht gut ohne die Kenntnis der Newtonschen Gesetze, der DNA und der Zahlentheorie leben", sagt Wolpert - auch wenn die moderne Gesellschaft ohne dieses Wissen nicht denkbar wäre.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 29.06.2004

Zwölf Jahre ist dieses Buch im Original schon alt und wenn man dem Rezensenten mit dem Kürzel "ukü" glauben darf, wurde es höchste Zeit für die deutsche Übersetzung. Der Band des Entwicklungsbiologen und Embryologen Wolpert habe nämlich das Zeug zu "einem Klassiker der Wissenschaftsphilosophie". Der Autor unternimmt es darin, mit allerhand Vorurteilen über die Naturwissenschaften aufzuräumen, die nicht zuletzt die Forschungsgelder fließen lassen. Mit Inspiration und Genie habe die Wissenschaft zum einen gar nichts zu tun. Und zum anderen besitze sie "praktisch keinen Nutzen für den technischen Fortschritt". Zwischen Forschung und Technik liege eine Kluft - und auch zwischen den naturwissenschaftlichen Ideen und dem gesunden Menschenverstand. Das Buch wendet sich an den Laien und spart nicht mit "freundlichen" Spitzen gegen die "akademische Wissenschaftsphilosophie". Der Rezensent lobt aber, dass dieser ironische Zug stets durch "überzeugende Argumente und Beispiele" untermauert wird.
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 14.06.2004

Ernst Horst widmet diesem Buch des britischen Embryologen Lewis Wolpert eine sehr eingehende Kritik. Dem Autor geht es darin um die Klärung, was Wissenschaft eigentlich ist, wie sich Wissenschaft von Technik unterscheidet, die Frage nach der Moral der Wissenschaft und darum, wie "erfolgreiche wissenschaftlichen Theorien" eigentlich entstehen, erklärt der Rezensent. Dabei überschreite Wolpert die Grenzen zur Philosophie und Soziologie und biete so etwas wie einen "Reiseführer durch ein unbekanntes Land", bemerkt Horst angetan. Die Ausführungen zur Unterscheidung von Wissenschaft und Technik fand der Rezensent zwar ein bisschen "verwirrend" und die beiden Bereiche allzu hart voneinander getrennt, was seinen Widerspruch provoziert. Außerdem ist Horst aufgefallen, dass Wolpert, wenn er sich mit den Fragen nach der Moral in der Wissenschaft beschäftigt, "extreme Beispiele" wie die Experimente von Mengele in Auschwitz "vorsichtshalber" ausklammert. Insgesamt aber findet der eingenommene Rezensent, dass der Autor "überzeugend formuliert" und er möchte diese Stimme aus der Wissenschaft "nicht missen". Was allerdings das starke Missfallen des Rezensenten erregt hat, ist die Übersetzung ins Deutsche. Er hat einige Fehler gefunden und findet vieles zu ungenau. Schon den Titel kritisiert er als fehlerhaft übersetzt und meint streng: "So geht das nicht".
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