Lisa Appignanesi

In der Stille des Winters

Cover: In der Stille des Winters
Aufbau Verlag, Berlin 2000
ISBN 9783351028787
Broschiert, 412 Seiten, 23,52 EUR

Klappentext

Aus dem Englischen von Wolf-Dietrich Müller. Kanada im Winter 1989. Madeleine Blais, eine einstmals gefeierte Schauspielerin, ist in ihre Heimatstadt Montreal zurückgekehrt, um in der Rolle der Hedda Gabler an den Erfolg vergangener Tage anzuknüpfen. Die Kritiken aber sind vernichtend. Und als ein Amokläufer an der Universität vierzehn Studentinnen erschießt, hat auch Madeleine das Gefühl, von einem Unbekannten auf Schritt und Tritt verfolgt zu werden. Niemand kann ihr die Angst nehmen, das nächste Opfer zu sein - auch ihr alter Freund Pierre Rousseau nicht. Wenig später wird Madeleine in der Scheune ihrer Großmutter erhängt aufgefunden. Alles deutet auf Selbstmord hin. Nur Madeleines Großmutter ist überzeugt, daß es sich um einen Mordfall handelt.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 13.12.2000

Lutz Krützfeldt kann diesen Roman mit Einschränkungen durchaus empfehlen. Ihm gefällt, dass es sich hierbei um einen Krimi der ruhigeren Art handelt, der sich darüber hinaus durch eine "gewisse Komplexität und melancholische Eindringlichkeit" auszeichnet. Der Rezensent befasst sich in seiner Besprechung ausgiebig mit den drei Hauptfiguren des Romans: Da ist zum einen der Ich-Erzähler, ein Anwalt, der- so Krüztfeldt - vor allem als ausgebrannter, passiver Typ in Erscheinung tritt, und der von seiner verstorbenen Frau geradezu besessen war. Zum anderen ist dort seine Frau Madeleine, die erhängt aufgefunden wurde (man weiß nicht, ob es Selbstmord war, verrät der Rezensent), und die wie ein exaktes Gegenteil ihres Mannes gewesen sein muss: "spontan, selbstsüchtig und dünnhäutig". Und dann ist da noch der Kommissar Contini, der wie Madeleine ein Faible für Schauspielerei und Inszenierungen zeigt, auch bei seinen Ermittlungen: ein "boshafter Underdog", der dem Rezensenten von allen Figuren am besten gefällt. Neben den Verwicklungen persönlicher Art, sieht Krützfeldt in diesem Buch auch ein aufschlussreiches Bild gezeichnet von der "Miefigkeit und Bigotterie in einer kanadischen Kleinstadt". Insgesamt fehlt seiner Ansicht nach dem Buch jedoch etwas wie der "letzte Pfiff".

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 25.05.2000

Eine "Prinzessin-Diana-Geschichte" mutet uns die Autorin da zu, meint Bernadette Conrad über den Roman von Lisa Appignanesi, den die Rezensentin insofern gelten lassen würde, wäre die Geschichte mit mehr kritischer Distanz, Ironie und Tiefenschärfe erzählt. Wie Diana ist die ermordete Filmschauspielerin Madeleine, die im Mittelpunkt der Handlung steht, eine Ikone, ein Mythos, dessen Schönheit und Unnahbarkeit alle erliegen, auch die Autorin, die vorgibt, mithilfe ihres Erzählers dem Geheimnis von Madeleine auf die Spur zu kommen. Zwar sei die kriminalistische Seite der Geschichte klassisch und zufriedenstellend gelöst, schreibt Conrad, unbefriedigt bliebe jedoch die Neugier der Leser auf die Figuren, die glatt und schematisch erscheinen. Nicht zufrieden ist die Rezensentin außerdem mit der Übersetzung von Wolf-Dietrich Müller, die stilistische Unsicherheiten aufweise.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 29.04.2000

Der Exmann einer erhängt aufgefundenen Schauspielerin will die These vom Selbstmord nicht glauben und gerät auf der Suche nach der Wahrheit in der kanadischen Hauptstadt ?in gefährliche Verwicklungen, schreibt Heribert Hoven. Die Lösung des Rätsels findet er ?vergleichsweise banal?, - und außer dieser gebremsten Inhaltsangabe erfährt der Leser dann leider nichts weiter über Sprache, Stimmung oder Stil des Buches.
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