Lothar Baier, Pierre Filion (Hg.)

Anders schreibendes Amerika

Eine Anthologie der Literatur aus Quebec 1945 - 2000
Cover: Anders schreibendes Amerika
Verlag Das Wunderhorn, Heidelberg 2000
ISBN 9783884231647
Gebunden, 276 Seiten, 28,63 EUR

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 25.09.2000

So richtig überzeugt ist Christoph Bartmann von dem Buch, das Prosa, Lyrik, Essays und Auszüge aus Theaterstücken aus Québec versammelt, nicht. Bei den diversen Texten entstehe kein "bleibender Eindruck" und sie hätten außer ihrer Sprachgemeinschaft und ihrer relativen Isolation wenig gemeinsam. Als "wirklich lehrreich" allerdings schätzt der Rezensent einige Essays ein, die am ehesten etwas von der "Kraft und Originalität" vermittelten, die durch die sprachliche und soziologische Sonderstellung der frankokanadischen Literatur entstehen könne. Und auf einen Beitrag weist er besonders hin: auf das Manifest Paul-Émile Borduas von 1948. Dies sei ein "Schlüsseltext", der als Wegbereiter der Avantgarde in Québec zu gelten habe, lobt der Rezensent.
Lesen Sie die Rezension bei buecher.de

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 15.07.2000

Die in dieser Anthologie enthaltenen Texte beweisen, so Christoph Vormweg, dass die französischsprachige Literatur Kanadas bisher "zu Unrecht als zweitrangig und provinziell" gegolten hat. Mit dem Ende des Zweiten Weltkriegs begann auch in Québecer Literaturkreisen ein Umdenken. Für die Loslösung von der katholischen Kirche als moralischer Instanz steht der Name Paul-Èmile Borduas, für den intellektuellen Neubeginn der Lyriker Gaston Miron; und darüber, dass "das Zwischenmenschliche" wieder mehr thematisiert wird, seit das Projekt Unabhängigkeit der "Befreiungsfront Québecs" gescheitert ist, schreibt Marie-Andreè Lamontagne; einen Text zur Multikulturalität auch des französischsprachigen Kanada hat der brasilianischstämmige Sergio Kokis beigesteuert. Vormweg erwähnt zum Schluss auch noch den "Sprachspieler" Réjean Ducharme, der Kanada einmal als "unermesslichen Kältepalast" bezeichnet hat, und den Stückeschreiber Michel Tremblay mit seinem Stück "Schwesterherzchen", - verrät dem Leser aber leider nicht, ob sich Kostproben der beiden in diesem Band finden. Lesenwert waren ihm auch die kenntnisreichen Anmerkungen der Herausgeber, von deren "literarhistorischen Einordnungsbemühungen" man sich keinesfalls abschrecken lassen sollte, "denn es sind die Texte, die im Mittelpunkt stehen".
Lesen Sie die Rezension bei buecher.de