Neil Young

Ein Hippie-Traum

Die Autobiografie Waging Heavy Peace
Cover: Ein Hippie-Traum
Kiepenheuer und Witsch Verlag, Köln 2012
ISBN 9783462044775
Gebunden, 475 Seiten, 22,99 EUR

Klappentext

Aus dem amerikanischen Englisch von Stefanie Jacobs, Michael Kellner und Hans-Ulrich Möhring. Mit zahlreichen Fotos. Neil Young ist eine herausragende Figur in der Geschichte des Rock'n'Roll und der Popkultur der letzten vier Jahrzehnte. Seit seinen frühen Tagen in den 1960ern mit Buffalo Springfield, bahnbrechenden Soloalben, Megaselleralben mit Crosby, Stills & Nash bis hin zu seiner Inthronisierung als Pate des Grunge, ist Neil Young der Inbegriff des kompromisslosen Künstlers, der allein seinem Herzen und Verstand folgt. In seiner Autobiografie gibt er Einblick in sein Privatleben und die Wurzeln seiner musikalischen Kreativität. Das Buch ist eine Reise, die von den schneebedeckten Landschaften Ontarios über die LSD-Boulevards im Los Angeles der 1960er Jahre bis hin zum heutigen paradiesischen Rückzugsort Hawaii führt.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 21.12.2012

Ueli Bernays kann sich zwei Sorten von Lesern vorstellen, die sich Neil Youngs Autobiografie "Ein Hippie-Traum" vornehmen: Hörer und Hörige. Für erstere ist das Buch des Musikers über weite Strecken eine Zumutung, findet der Rezensent, während letztere sich daran kaum stören dürften. Young hat das Schreiben unter anderem als Selbsttherapie verstanden, um wieder Kreativität für die Musik zu schöpfen, verrät Bernays: "Die Muse war auf Reisen" und sollte zurückgeholt werden - entstanden ist ein "Wust an Zufälligem, Privatem, Banalem", berichtet der Rezensent. Bezeichnend findet er, dass Youngs private Bekenntnisse unterhaltsamer sind als seine Gedanken über die eigene Musik, Methode oder Inspiration. Bernays hätte sich Substanzielleres gewünscht. Mit Aussagen wie: "Mir scheint, dass Songs das Ergebnis von Erfahrung und einer kosmischen Ausrichtung der Umstände sind", kann er nicht viel anfangen. Der Text wird gegen Ende des Buches zwar zunehmend flüssiger, findet Bernays, besonders dicht wird er dennoch nicht. Neil Young scheint zu schreiben wie er spielt, meint der Rezensent: "Nicht ganz bei Sinnen."

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 24.11.2012

Neil Youngs Autobiografie "Ein Hippie-Traum" scheint Julian Weber etwas durchwachsen. Das Leben des kanadischen Rockstars in seiner ganzen Ambivalenz ist in dem Buch für ihn gut spürbar. Besonders interessant sind in seinen Augen die Passagen, in denen Young sein rastloses Umherschweifen und die Aufnahme neuer Songs beschreibt. Auch die extremen und ausgefallenen Seiten des klassischen Rockerdaseins fängt Young seines Erachtens gut ein. Dass der Autor manches für ihn Unangenehme wie etwa die Bekanntschaft mit Charles Manson einfach auslässt, will der Rezensent nicht verschweigen. Andererseits findet er in dem Buch durchaus Befremdliches wie Youngs Leidenschaften für Modelleisenbahn und Cranberrysaft. Die nicht immer fehlerfreie Übersetzung, die von drei Übersetzern stammt, weist nach Angaben von Weber "stilistische Schwankungen" auf.

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 27.09.2012

Dass das Talent zum Schreiben von Songs nicht mit dem Talent zum Schreiben von Büchern gleichzusetzen ist, muss Jean-Martin Büttner bei der Lektüre von Neil Youngs Autobiografie "Ein Hippie-Traum" feststellen. Das kanadische Rock-Idol schreibe im anekdotischen Plauderton, ohne Chronologie und Struktur und vor allem: ohne jegliche prüfende Selbstkritik, so der Rezensent, weshalb es ihm bisweilen vorkomme, als schreibe kein weltweit anerkannter Künstler, "sondern der Herausgeber einer Schülerzeitung". Der "intellektuelle Duckabfall" etwa gegenüber den biografischen Fragmenten etwa von Patti Smith oder Bob Dylan sei frappierend, klagt Büttner, und übersetzen lasse sich Youngs informeller Stil auch nicht: was im Amerikanischen noch alltagssprachlich daher kommt, klingt im Deutschen "töricht" und "kindisch". Das Buch, so Büttners vernichtendes Urteil, leide "an der Unschärfe des Kiffers und der Selbstüberschätzung des Koksers".