Lisa Kränzler

Lichtfang

Roman
Cover: Lichtfang
Suhrkamp Verlag, Berlin 2014
ISBN 9783518424452
Gebunden, 175 Seiten, 16,95 EUR

Klappentext

Wenn der Ball im Korb landet, liebt sie mich, denkt Rufus, nimmt Maß, wirft und trifft. Das Orakel behält recht, Lilith und er werden ein Paar. Die beiden sind neunzehn, das Abitur steht bevor eine Zeit des Übergangs, turbulent, beängstigend und schmerzlich intensiv. Rufus blickt mit Zuversicht und Trotz nach vorn, setzt der Unsicherheit Zahlen und Fakten entgegen. Durchkommen will er und gute Noten, um später Astrophysik zu studieren, denn er ist überzeugt: Auf die Wissenschaft ist Verlass. Lilith hingegen will keine Zukunft und keinen Abschluss, sie will malen, die Zeit anhalten, das Licht beherrschen, den Schatten und die Farben. Doch Lack und Leinwand taugen nicht als Waffen, und ihr irrationaler Wunsch gebiert Ungeheuer.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 07.05.2015

Einigermaßen genervt, weil gelangweilt zeigt sich Sibylle Birrer vom "poetisch-überreizten Dauergebrauch von Alliterationen und Vergleichen" in Lisa Kränzlers inzwischen drittem Roman über eine destruktive Adoleszenz in drei Jahren. Auch in "Lichtfang" kreise die Hauptfigur der jungen Autorin wieder eng um die eigene Biografie, bemerkt die Kritikerin. Wort- und Bildgewalt sieht Birrer sehr wohl in dem Werk, nur kippe die Sprache mit ihren Spielereien dabei ins Überdeutliche und Manierierte ab. Als Beleg zitiert die Rezensentin von der ersten Buchseite und entdeckt schon dort eine "überdrehte Nahaufnahme mit zweifelhaften Wie-Vergleichen", die strengere Lektoren der Autorin nicht hätten durchgehen lassen, wie Birrer mutmaßt. Am Ende wird sie noch einmal deutlich: Die angedeutete dramaturgische Kraft Kränzlers mache Lust auf mehr, allein "vom ungeschminkten U-20-Pathos" hat die Kritikerin genug.

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 27.11.2014

Hubert Winkels warnt davor, aufgrund der schieren Geschwindigkeit und der Jugend-Kunst-und-Drogen-Thematik von Lisa Kränzlers Roman "Lichtfang" zu glauben, man hätte es mit einem "Stück gebrüllter wilder Prosa" zu tun: das Buch sei präzise gebaut und ganz auf die poetische Idee der versengenden Intensität der Kunst zugespitzt, die auch die Malerin Lilith, die Protagonistin, für sich entdeckt, und an der sie zugrunde geht, fasst der Rezensent begeistert zusammen.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 05.11.2014

Vollgaskunst findet Martin Halter in Lisa Kränzlers neuem Roman, der die altbekannten Themen der Autorin wieder aufnimmt bzw. nicht loslässt, wie Halter erklärt. Leider steckt in dem Tempo, mit dem die Autorin zwei heroisch-überspannten Teenagern die "volle Dröhung" gönnt, für den Rezensenten zu viel altklug marmorierte Gefühlsoper mit eher niedrigem Reflexionshorizont. Richtig schlimm findet Halter die eingestreuten lyrischen Ergüsse der Adoleszenten, die Pennälerwitze und die O-Töne der Eltern. Das alles scheint ihm nicht recht zusammenzupassen. Grimmiger Humor, genaue Beobachtung und Beschreibung kommen ihm zudem zu selten vor im Text.
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 16.10.2014

Judith von Sternburg kennt die Manier von Lisa Kränzler, diesen symbolschwangeren Ton. Im neuen Buch nun gehört er Lilith, der es nicht gut geht, die Essstörungen hat und nicht mitkommt in der Schule, und Rufus, einem Außenseiter. Überbilderung wechselt laut Judith von Sternburg mit Lässigkeit. Spürbar ist für die Rezensentin, dass hier ein Schutz eingezogen wird gegen die Verzweiflung. Dem rhythmischen Wechsel der Perspektiven folgt Sternburg, vermag aber nicht herauszubekommen, was genau mit Lilith nicht stimmt, was schließlich zur Tragödie führt, "einfach und drastisch", wie Sternburg schreibt.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 07.10.2014

Eine wunderbare Liebes- und Adoleszensgeschichte hat Rezensentin Jutta Person mit Lisa Kränzlers neuem Roman "Lichtfang" gelesen. Ihr begegnet hier die neunzehnjährige Lilith, die in ihren Träumen von einem mythologischen Riesen-Falter verfolgt wird, ihren Wahnvorstellungen aber durch Rufus, einem mathematisch begabten Mitschüler am Provinzgymnasium, entfliehen kann. Als "haarfeine Historisierung" des Erwachsenwerdens lobt die Kritikerin den Roman, der dem pubertär Hochtrabenden nur selten verfalle, sie dafür aber umso mehr bildgewaltig und sprachspielerisch überzeugt.
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