Ludwig Fels

Die Parks von Palilula

Roman
Cover: Die Parks von Palilula
Jung und Jung Verlag, Salzburg 2009
ISBN 9783902497574
Gebunden, 256 Seiten, 22,00 EUR

Klappentext

Er ist ein Schriftsteller aus Treuchtlingen, der lange schon in Wien lebt. Er ist nicht mehr der Jüngste, ohne dass ihm das Älterwerden viel gebracht hätte, im Gegenteil: Er hat sich mehr erwartet von seiner Schreiberei, und er hat sich auch mehr erwartet von sich selbst. In dieser Situation trifft er auf etwas, womit er nicht rechnen konnte, was ihn vollkommen entwaffnet und sozusagen in die Bahn wirft: ein kleines winziges neugeborenes Kind mit einer in diesen Breiten nicht gewöhnlichen Eigenschaft: Es ist schwarz, es ist das Kind nigerianischer Eltern. Was den Schreiber daraufhin beschäftigt, sind zwei Dinge: zum einen eine Odyssee durch Wiener Ämter und schwarzafrikanisches Laissez-faire, immer in der Hoffnung, die Lebensbedingungen von Mutter und Kind zu regeln, zu verbessern; zum andern der Glaube - ja, Glaube - an das Erscheinen und die Erscheinung dieses Kindes, das ihm als lebendige Erneuerung aller vergessenen und verdrängten Hoffnungen und Möglichkeiten gilt.

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 04.11.2010

Mit großer Emphase beschreibt Bartholomäus Grill seine Begegnung mit diesem neuen Buch von Ludwig Fels. Es dokumentiert Grill zufolge in Tagebuchform die wahre Geschichte von Fels' Rettungsversuch an einem afrikanischen Kind und sich selbst in einem Wiener Ausländerghetto. Denn der Versuch dieses alternden Schriftstellers, die Zehnjährige aus der hoffnungslosen Ghetto-Existenz ans Licht zu führen, sei auch eine schonungslose Abrechnung mit sich selbst, mit jemandem, der im Selbstverwirklichungsfuror nie Vater wurde, und nun, da Geld und Erfolg ausgeblieben seien, entdecke, was in seinem Leben bislang keinen Platz hatte: die Liebe zu einem Kind. Der Kritiker folgt den beiden auf Schritt und Tritt bei ihren Wanderungen durch die Parks des Viertels Palilula, den Dschungel der Wiener Ausländerbehörden, immer dicht an den Abgründen des alltäglichen Rassismus entlang. Er sieht europäische Afrika-Klischees schwinden, liest Sätze von seltener Prägnanz und Schönheit, und klappt am Ende beglückt nicht nur eine "bezaubernde Geschichte", sondern auch ein Lehrstück über Fremdenfeindlichkeit in einer "europäischen Zitadellengesellschaft" wieder zu.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 06.02.2010

In Form eines Tagebuchs kommt dieses jüngste Buch von Ludwig Fels daher. Der ist, darauf weist die Rezensentin Beatrice von Matt hin, ein vielseitiger Autor, der nach Lyrik, Roman und Theater nun auch die Tagebuchform meistert. Nicht zuletzt, indem er aus der Künstlichkeit gar keinen Hehl macht und manchen Eintrag etwa mit einem Gedicht enden lässt. Ungewöhnlich findet von Matt allerdings das Thema des Buchs: Ein Schriftsteller ungefähr im Alter des Autors wird durch Zufall zu etwas wie dem "Ersatzgroßvater" eines schwarzafrikanischen Mädchens namens Udoka. Mit einem Schlag sieht die Welt für ihn anders aus. Er schreibt kaum mehr, geht lieber mit Udoka spazieren. Kein Problem hat die Rezensentin damit, dass das Buch diesen Wandel als eine Art Rückkehr zur "verschütteten Wahrheit" der Existenz feiert. Etwas schwierig findet sie gelegentliche Pauschalseitenhiebe auf die westliche Zivilisation insgesamt - lobt das Buch aber als weiteres starkes Stück eines Autors, den sie offenkundig ohnehin schätzt.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 24.12.2009

Sabine Doering lauscht dem "einstmaligen Bürgerschreck", dem österreichischen Schriftsteller Ludwig Fels in seinem jüngsten Buch ganz neue Töne ab und zeigt sich durchaus gerührt von Fels' "Vertrauen in die Menschlichkeit", das sich darin manifestiert. Die Rezensentin hat das Buch, das sich ihr als Tagebuch, Chronik und nicht zuletzt als Instrument der Selbsterforschung darstellt ganz unumwunden als autobiografisch gelesen. Ein Ich-Erzähler schreibt darin von seiner Liebe zu einem nigerianischen Baby, für das er zu einer Art Ersatz-Großvater wird und mit dem er durch die Parks des von vielen Ausländern bewohnten Wiener Viertels Palilula streift. Die Rezensentin registriert mit Überraschung die religiöse Inbrunst, mit der der Ich-Erzähler seinen in einer afrikanischen Freikirche gefundenen Glauben artikuliert, wobei sie, wenn Fels auf die schwierige Realität der afrikanischen Migranten zu sprechen kommt, den alten, zynischen und die politischen Verhältnisse analytisch in den Blick nehmenden Autor durchaus wieder erkennt. Dass Fels sich aber nicht vor "Pathos und Kitsch" scheut, wenn er über die kleine Udoka schreibt, die er  mit dem Christuskind vergleicht, schreckt die Rezensentin nicht, sondern sie liest das als Fels' ganz persönlichen "Gottesbeweis".
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Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 08.12.2009

Große Gefühle und Gesellschaftsanalyse ganz "ohne Larmoyanz" hat Ludwig Fels in seinem neuesten Roman vereint, weiß Rezensentin Meike Fessmann und macht einen neuen Ton im Werk des an Ginsberg und Kerouac geschulten Autors aus. "Die Parks von Palilula" ist nämlich ein "demütiges" Buch, so Fessmann: Ein Buch, in dem ein alternder Wiener Schriftsteller seine Zuneigung für ein neugeborenes Flüchtlingskind entdeckt und dabei den Alltag von Asylbewerbern kennenlernt. "Listig" findet sie dabei, wie Ludwig Fels es gelingt, immer wieder seinen eigenen Namen in den Roman zu schmuggeln und so Authentizität zu suggerieren. Und was es heißt, ein ganzes Leben lang Schriftsteller zu sein, das erfährt man ebenso in diesem Roman, auch wenn das den meisten Menschen bisher "piepegal" war, wie Fessmann kritisch markiert. Komödie und Tragödie in einem.
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