M. Karagatsis

Das gelbe Dossier

Roman
Cover: Das gelbe Dossier
Hellasproducts - Verlag der Griechenland Zeitung, Athen 2016
ISBN 9783990210154
Gebunden, 640 Seiten, 24,80 EUR

Klappentext

Aus dem Neugriechischen von Theo Votsos. Mit einem Vorwort von Petros Markaris. Im Heute begegnet der Schriftsteller (und Ich-Erzähler) Karagatsis, der sich selbst als Romanfigur inszeniert, am Grab des Literaten Manos Tassakos einer geheimnisvollen Frau namens Maria. Sie vertraut ihm in der Folge ein gelbes Dossier mit persönlichen Materialien von und zu Tassakos an. Tassakos ist der eigentliche Protagonist des Werkes, der, wie wir zu Beginn des Romans erfahren, Selbstmord verübt haben soll. So entrollt sich auf einer zweiten Ebene - als Roman im Roman - der Knäuel des geheimnisvollen Lebens und Todes des Helden, der sich als skrupelloser und unmoralischer Ränkeschmied und Intrigant sowie leidenschaftlicher Liebhaber Marias entpuppt. Letztere wird als sein weibliches Alter Ego dargestellt, die ihm - im Positiven wie im Negativen - Gleiches mit Gleichem vergilt. Eine entscheidende Rolle in der Handlung nehmen auch der Mentor von Tassakos, der große, mit dem Nobelpreis dekorierte Literat Kostis Roussis und dessen Neffe Nikos ein, die beide ebenfalls in einem engen Verhältnis zu Maria stehen.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 03.03.2018

Rezensent Manuel Gogos rät unbedingt zur Entdeckung des hierzulande viel zu unbekannten griechischen Autors M. Karagatsis. Nicht nur, weil der Krimiautor Petros Markaris in seinem Vorwort Karagatsis mit Nikos Kazantzakis ("Alexis Sorbas") vergleicht, sondern vor allem, weil Gogos mit dem 1957 erschienenen "Gelben Dossier"  Roman den griechischen Gesellschaftsroman der Fünfziger in den Händen hält: Geschickt mit Krimielementen, vor allem aber mit einem an Dostojewski geschulten Realismus spielend, porträtiert der Autor hier mit der rätselhaften Figur des Tassakos ein skrupelloses "luziferisches Genie", das zeitlebens Menschen manipuliert, verrät der Rezensent. Wie Karagatsis Tagebucheinträge, Briefe, Prozessakten und literaturhistorische Essays in seinen Text montiert und dabei mit "scharfer Feder" und viel griechischer Mentalitätsgeschichte ein "Bestiarium" der Athener zeichnet, ringt dem Kritiker größte Anerkennung ab. Karagatsis' erotische Freizügigkeit, sein Zynismus, aber auch seine lyrische Empfindsamkeit haben Gogos außerdem viel Vergnügen bereitet. Ein dickes Lob geht auch an Theo Votsos, der den Roman brillant übersetzt habe.