Maeve Brennan

Die Besucherin

Novelle
Cover: Die Besucherin
Steidl Verlag, Göttingen 2003
ISBN 9783882439373
Gebunden, 96 Seiten, 14,00 EUR

Klappentext

Aus dem Englischen und mit einem Nachwort von Hans-Christian Oeser. Nach dem Tod ihrer Mutter Mary kehrt die junge Anastasia King traurig und einsam zu ihrer Großmutter nach Dublin zurück. Doch die Großmutter denkt gar nicht daran, ihr Trost zu spenden. Mary hat ihren einzigen Sohn gegen ihren Willen geheiratet und dann verlassen, Anastasia ist ihrer Mutter nach Paris gefolgt und deshalb, meint die Großmutter, schuld am Tod des Vaters. Mrs. King sinnt auf Rache und verwickelt Anastasia in ein perfides emotionales Katz-und-Maus-Spiel. Kaltherzig gibt sie Anastasia zu verstehen, daß sie in dem Haus ihrer Geburt nur mehr als Gast geduldet wird. Aber auch Anastasia ist der Liebe, die sie so verzweifelt herbeisehnt, unfähig. Denn als es eines Tages darum geht, den letzten Wunsch einer alten Freundin zu erfüllen, versagt sie kläglich.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 10.02.2004

In "erstarrte Räume" ließ sich der Rezensent mit dem Kürzel "as" von Maeve Brennans kürzlich wiederentdeckter Novelle aus den vierziger Jahren entführen. Obgleich die Figurenkonstellation Stoff für eine "erstklassige" Schmonzette abgeben würde, wie der Rezensent meint - Miss Kilbrides, eine alternde Jungfer, die im Schatten ihrer verstorbenen Mutter eingefroren ist; die eifersüchtig über das Herz ihres Sohnes wachende Mrs. King, die ihre Schwiegertochter samt Tochter vergraulte; und eben diese Tochter, die es nach Jahren heimatlos und verwaist zurück ins Haus ihrer Großmutter treibt -, so schafft Brennan doch so "eisklare, fremde und hochgespannte" Szenen, dass dem Leser kein "Atem für gefühlige Seufzer" bleibt. Wie das Nachwort von Hans-Christian Oeser, der auch für die "versierte" Übersetzung zeichnet, nahe legt, nahm Brennan mit der Geschichte dieser "aus schierer seelischer Entbehrung in sich zurückgescheuchten" Frauen bereits die "Unbehaustheit und Umnachtung" ihrer späteren Jahre vorweg, berichtet der Rezensent.