Magnus Brechtken

Albert Speer

Eine deutsche Karriere
Cover: Albert Speer
Siedler Verlag, München 2017
ISBN 9783827500403
Gebunden, 912 Seiten, 40,00 EUR

Klappentext

Seit 1931 NSDAP-Mitglied und bald ein Vertrauter Hitlers, wurde Albert Speer rasch zum Architekten des Rassenstaates. Im Krieg engagierte er sich als Rüstungsminister unermüdlich für den totalen Kampf und die Vernichtungsmaschinerie. Gleichwohl behauptete er nach Kriegsende, stets distanziert, ja eigentlich unpolitisch und gar kein richtiger Nazi gewesen zu sein. Magnus Brechtken zeigt, wie es Speer gelang, diese Legende zu verbreiten, und wie Millionen Deutsche sie begierig aufnahmen, um sich selbst zu entschulden. Brechtken, Zeithistoriker und stellvertretender Direktor des Münchner Instituts für Zeitgeschichte, beschreibt nicht nur, wie markant Speers Stilisierung als angeblich unpolitischer Techniker den historischen Tatsachen widerspricht. Auf der Basis jahrelanger Recherchen und vieler bislang unbekannter Quellen schildert er zugleich, wie Millionen Deutsche Speers Fabeln mit Eifer übernahmen, um sich die eigene Vergangenheit schönzureden, und wie sehr Intellektuelle, namentlich Joachim Fest und Wolf Jobst Siedler, diese Legendenbildung unterstützten.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 06.06.2017

Rolf-Dieter Müller erkennt Magnus Brechtkens Versuch an, Albert Speers Selbstdarstellung als eines unpolitischen Technokraten und Mitläufers des Regimes als Lüge zu entlarven und als exemplarisch darzustellen. Dass bei Brechtken aus Mitläufern unterschiedslos Mittäter werden, scheint Müller allerdings nicht vollständig zu goutieren. Ebenso kritisiert er, dass der Autor ausschließlich Zeitdokumente als Beweis hernimmt und Einlassungen nach 1945 nicht gelten lässt sowie dass er über seine Methode wenig spricht und er frühere kritische Stimme gegen Speer nicht anführt. Brechtkens Urteil über Historiker und Publizisten, die sich von Speer faszinieren ließen, namentlich Wolf Jobst Siedler, Joachim C. Fest und Gitta Sereny, findet Müller allerdings scharf und kenntnisreich. Um dieser späten Hinrichtung Speers etwas abzugewinnen, empfiehlt der Rezensent dem Leser mit den Worten des Autors, weiter nachzudenken.
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Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 06.06.2017

Spät aber nicht zu spät findet Robert Probst die entlarvende Speer-Biografie von Magnus Brechtken. Die zählebige Geschichte vom bürgerlichen Deutschen und rechtschaffenden Architekten ohne Bezug zur nationalsozialistischen Ideologie kann ihm der Autor endgültig als Märchen erweisen und Speer als bewussten Nazi darstellen, der auch später nicht zur Einsicht fand. Speers eifrige Helfer bei der Erfindung des Märchens, seinen Verleger Wolf Jobst Siedler und den Publizisten Joachim C. Fest, präsentiert der Autor dankenswerterweise gleich mit, freut sich Probst. Die rund zehn Jahre Arbeit an dem Text haben sich also gelohnt, findet er. Doch kann Brechtken noch mehr. In schwungvoller Darbietung und unter Einbezug wenig beachteter Quellen, so der Rezensent, legt er nicht nur Speers Nähe zu Himmler und Goebbels und seine Gier nach Macht dar, sondern liefert auch eine Analyse der deutschen Nachkriegsgesellschaft und eine Abrechnung mit der Historikerzunft. Dass der private Speer darüber im Buch zu kurz kommt, empfindet Probst zwar als Manko, furios scheint ihm das Buch aber allemal.
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Rezensionsnotiz zu Die Welt, 31.05.2017

Rezensent Sven Felix Kellerhoff wünscht sich, dass in Zukunft niemand mehr Albert Speers manipulierte "Erinnerungen" liest und stattdessen zu Magnus Brechtkens Buch greift, was in jedem Fall eine "richtige wie lohnende Entscheidung" sei. In "Albert Speer. Eine deutsche Karriere" räumt der Historiker mit den zahlreichen Legenden, den Lügen und Manipulationen auf, die sich um Speers Leben ranken und meist aus Kalkül von dem Architekten selbst in die Welt gesetzt wurden, um sich als den "guten Nazi" darzustellen, der er nicht war. Keine Mühe hat Brechtken gescheut, um diesen Lügenbaron Schritt für Schritt, entlang seiner "Erinnerungen" zu entlarven, lesen wir. Das Ergebnis ist nicht nur äußerst erhellend, sondern auch flüssig geschrieben und geschickt aufgebaut, lobt der Rezensent. Eine deutlichere und leidenschaftlichere Kaufempfehlung ist kaum möglich.