Manuel Menrath

Unter dem Nordlicht

Indianer aus Kanada erzählen von ihrem Land
Cover: Unter dem Nordlicht
Galiani Verlag, Berlin 2020
ISBN 9783869712161
Gebunden, 480 Seiten, 26,00 EUR

Klappentext

Mit farbigen Abbildungen. "Wir wurden nicht in Kanada geboren, sondern Kanada wurde auf unserem Land geboren." Bären an wilden Flüssen, Ahornsirup, Eishockey, nette Umgangsformen - unser Bild von Kanada ist von Klischees geprägt. Genauso romantisiert ist unsere Vorstellung von Indianern, die immerhin einen Großteil des Landes besiedeln: Lagerfeuer, Adlerfedern, Wildpferde und ein Leben im Einklang mit der Natur. Doch wie leben sie wirklich? Der Schweizer Historiker Manuel Menrath zeigt es uns in diesem Buch. Er machte sich auf in entlegene Gebiete im hohen Norden Kanadas, dorthin, wohin keine Straße führt, und traf Cree und Ojibwe in ihren Reservaten.Und sie vertrauten ihm, dem Europäer - dem Wemistigosh (Holzbootmensch). Sie nahmen ihn mit zu ihren rituellen Festen und zur Jagd, er lebte unter ihnen. In über hundert Interviews erzählten sie ihm von ihrem Leben - ihrem Verhältnis zur Natur, ihren Vorfahren, ihrer Geschichte - und von dem Land, das sich heute "Kanada" nennt und dessen Entstehung für sie mit großem Leid verbunden ist. Sie erzählten von verschwundenen Tieren, alten Ritualen. Und von den Grausamkeiten in den Residential Schools, in denen ihre Kinder in die Gesellschaft der Weißen zwangsassimiliert wurden. Ihre Geschichten handeln von den sozialen wie seelischen Verwüstungen des kulturellen Völkermords, von Depression, Drogen- und Alkoholmissbrauch. Allein im Cree-Dorf Attawapiskat gab es im Jahr 2016 100 Selbstmordversuche unter Jugendlichen - genau in dem Jahr, in dem Premier Justin Trudeau (viel zu spät) die Rechte der Indigenen anerkannte. Manuel Menraths Buch berichtet vom Leben derer, die schon seit Jahrtausenden in Kanada leben - und lässt sie selbst zu Wort kommen.

Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk Kultur, 28.08.2020

Dringend empfiehlt Rezensent Günther Wessel dieses Buch, in dem ihm der Schweizer Autor Manuel Menrath die verdrängte Geschichte Kanadas erzählt. Menrath sprach mit Vertretern indigener Völker, bereiste entlegene Dörfer und blickt in die Geschichte der Indianer, die, wie Wessel erkennt, eine Geschichte von "Tod, Entwurzelung und kulturellem Verlust" ist. So liest der Kritiker hier von Diskriminierung, Enteignung und Ethnozid, lauscht in den mehr als hundert Interviews einzelnen Schicksalen und bleibt nach der Lektüre zwar "erschüttert", aber auch um viele Erkenntnisse reicher zurück. "Oral history at its best", meint er.
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