Martin Hochrein (Hg.), Siegfried Lokatis (Hg.)

Die Argusaugen der Zensur

Begutachtungspraxis im Leseland DDR
Cover: Die Argusaugen der Zensur
Dr. Ernst Hauswedell und Co. Verlag, Stuttgart 2021
ISBN 9783776221046
Broschiert, 851 Seiten, 78,00 EUR

Klappentext

"Genau genommen ist es so, dass jedes Werk einmal die Chance hat, gedruckt zu werden. Der Schriftsteller muss nur die Geduld aufbringen, zwei Jahre, fünf Jahre, zehn Jahre auf den günstigen Moment zu warten, da die Zensur einmal vor Übermüdung für Sekunden die Augen schließt." (Karl-Heinz Jakobs) Zu jedem in der DDR erschienenen Buch existieren mehrere Gutachten, die den Zensor über den Inhalt, die gesellschaftliche Bedeutung und die ideologischen Gefahren eines Werkes informieren sollten. Sie waren bis 1989 im Druckgenehmigungsverfahren die Grundlage jeder Zensurentscheidung, ob ein Buch überhaupt erscheinen konnte, und wenn ja in welcher Form, ob es also noch verändert oder gekürzt werden musste. Im September 2019 befasste sich die Konferenz "Die Argusaugen der Zensur. Eine Geheimgeschichte der DDR-Literatur" mit der Interpretation solcher Gutachten, einer auch 30 Jahre nach der Wende noch unerforschten Textsorte, die ohne Kenntnis der institutionellen Hintergründe, üblichen Sprachregelungen und taktischen Absichten kaum zu verstehen ist. Dieser Tagungsband versammelt die Beiträge der teilnehmenden Zensurforscher verschiedener Disziplinen, Historiker, Literaturwissenschaftler und Buchwissenschaftler sowie von Lektoren der berühmten DDR-Verlage.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 21.10.2021

Rezensent Mark Lehmstedt nimmt den von Siegfried Lokatis und Martin Hochrein herausgegebenen Band zum Anlass für einen kleinen Essay zum Thema Buchzensur in der DDR. Da der auf eine Tagung in Leipzig im Jahr 2019 zurückgehende Band größtenteils einfach Fallgeschichten der Zensur versammelt, hat Lehmstedt nämlich nicht viel zu rezensieren. Über Gutachten, ihre Beweggründe und Urheber und die Organisation der Zensur im Ministerium für Kultur und im ZK der SED erfährt Lehmstedt allerdings doch das ein oder andere aus den Beiträgen. Die Lektüre lässt beim Rezensenten das Bild entstehen vom Buch als Entwurf, an dem das System sich so lange abarbeitete, bis es passte.
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