Martin Kessel

Die Schwester des Don Quijote

Ein intimer Roman
Cover: Die Schwester des Don Quijote
Schöffling und Co. Verlag, Frankfurt am Main 2002
ISBN 9783895610271
Gebunden, 240 Seiten, 14,80 EUR

Klappentext

Mit einem Nachwort von Lothar Müller.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 05.09.2002

1938 erschien dieser "Künstler-Roman" des 1901 in Plauen geborenen Martin Kessel, berichtet Jürgen Verdofsky. Der Rezensent freut sich, dass der 1990 verstorbene und lange Zeit in Vergessenheit geratene Autor seit der Wiederveröffentlichung seines Berlin-Romans "Herrn Brechers Fiasko", 1932 zuerst erschienen, an Bekanntheit gewinnt. Allerdings erwartet den Leser mit "Die Schwester des Don Quijote" ein anderes Genre und eine andere Erzählweise, warnt Verdofsky. Denn 1938 ließ sich im nationalsozialistischen Deutschland nicht mehr frei schreiben. Kessel musste die "literarischen Mittel" wechseln, um überhaupt noch publizieren zu können, und habe mit diesem Roman, der eigentlich mehr eine Novelle sei, eine der Zeit angemessene Farce geschrieben. Der "Jungmaler" Theo Schratt zieht unter "Eisenbahner" und "Schutzmannswitwen", beginnt sogleich ein Verhältnis mit seiner Wirtin, verliebt sich aber in sein Modell Saskia Skorell, eine "Dame der Gesellschaft", die dann aber verarmt, nach Sizilien entflieht und eine pragmatische, mit Solvenz verbundene Ehe mit einem anderen eingeht. Soweit zum Inhalt, in dem der Rezensent von Kessels "Sprachgewalt" aus "Herrn Brechers Fiasko" nicht mehr viel entdecken kann. Stattdessen herrsche ein "konventioneller Kammerton", der zwar ab und an von Anspielungen auf die NS-Zeit durchbrochen, aber nicht wirklich politisch werde, bedauert der Rezensent. Immerhin aber hat der Autor einen recht souveränen "Genre-Wechsel" vollzogen und versucht, sich aus dem "Nazi-Alltag" mit einer "klassischen Form" des Erzählens zu retten, die hier und da von kleinen Grotesken subversiv unterwandert wird, meint Verdofsky.

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 09.07.2002

"Berlinromane" sind es keine, befindet Rezensent Werner Jung über Martin Kessels zwei neu herausgegebene Romane "Die Schwester des Don Quijote" (1938) und "Lydia Faude" (1965), sondern eher Belege dafür, dass Kunst Realität zu sein hat - in aller Freiheit. In "Die Schwester des Don Quijote" verliebt sich ein junger Maler in die Frau, die er porträtieren soll - ein schon fast "klassisches Thema" wie Jung meint. Er gibt der Lesart Recht gibt, es handle sich hier um ein "spätromantisches Produkt". Befremdlich für den Rezensenten ist dabei vor allem, dass man dem Roman nicht anmerkt, dass er während der NS-Diktatur entstanden ist. "Beinahe zeitlos" erscheint dem enttäuschten Rezensenten die Geschichte.