Martin Mosebach

Rotkäppchen und der Wolf

Ein Drama
Cover: Rotkäppchen und der Wolf
Hörbuch Hamburg, Hamburg 2008
ISBN 9783899036145
CD, 14,95 EUR

Klappentext

Martin Mosebach gelingt es, aus einem Märchen voll alter Mythen ein eindrucksvolles modernes Versdrama zu gestalten. Rotkäppchen ist halb Licht und halb Schatten, halb Alice im Wunderland, halb Iphigenie, halb Kind und halb Frau. In freien und gereimten Rhythmen, Songs und volksliedhaften Gedichten wird das ganze Märchen zur handelnden Person: der Wald mit den Tannen und Tieren, Pilzen und Blumen, der Wolf und seine auf Rotkäppchen eifersüchtige Frau, der Förster und natürlich Großmutter, Mutter und Rotkäppchen, die drei Generationen von Frauen repräsentieren. Die ganze Fülle des Stückes, Zartes und Empfindsames, Vitalität und Poesie, Musikalität und Sprachphantasie, erschließt sich einzigartig beim Hören der szenischen Lesung live vorgetragen von Hans Hollmann, der Sopranistin Andrea Reuter und Martin Mosebach selbst.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 08.12.2008

Ein Gegenstück zu gängigen Rotkäppchen-Adaptionen, die meist in parodistischer Absicht die Märchenerzählung auf eine alltagssprachliche Stilebene übertragen, hat Martin Mosebach bereits 1988 mit einer Dramatisierung des Stoffes in Versen geschaffen. Diese liegt nun als Hörbuch vor, gesprochen vom Autor selbst, der Sopranistin Andrea Reuter und dem Regisseur Hans Hollmann. Rezensent Christoph Schmaus bescheinigt Mosebachs Dichtung, eine äußerst lebendige Fassung des Märchens geschaffen zu haben, in der nicht nur die handelnden Figuren, sondern auch Pflanzen und Steine eine vielstimmige und kunstvolle Klangkomposition erzeugen. Dabei werde auf Verfahren griechischer Tragödiendichter zurückgegriffen, etwa mit der Einführung von Chören, aber auch ein Bezug von Rotkäppchens Martyrium zur christlichen Eucharistie hergestellt. Nach ihrer Rettung wird Rotkäppchen dann auch zum Stern entrückt. Den Sprechern ist eine überzeugende darstellerische Leistung geglückt, die neben feinsinniger Poetik auch Raum für Witz lässt und auch die von den Brüdern Grimm weitgehend ausgeblendeten erotischen Konnotationen des Wolfshungers andeutet, findet der Rezensent. Eine eindeutige Empfehlung.
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