Mary Gaitskill

Bad Behavior. Schlechter Umgang

Storys
Cover: Bad Behavior. Schlechter Umgang
Blumenbar Verlag, Berlin 2020
ISBN 9783351050795
Gebunden, 256 Seiten, 20,00 EUR

Klappentext

Aus dem Amerikanischen von Nikolaus Hansen. Mit einem Nachwort von Kristen Roupenian. Mary Gaitskills Stories sorgten in den achtziger Jahren für eine Sensation mit ihren Geschichten über die geheimsten Wünsche und Sehnsüchte ihrer Figuren.

Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk Kultur, 04.07.2020

Mary Gaitskills Kurzgeschichten, 1988 erschienen und nun neuaufgelegt, sind zwar nicht mehr ganz so aktuell wie damals, haben aber trotzdem noch Relevanz, findet Rezensentin Verena Auffermann. Die Amerikanerin, die selbst Straßenverkäuferin und Callgirl war, schildert Beziehungen in diesem Milieu, die meist von männlicher Erniedrigung geprägt sind. Dabei erzählt Gaitskill von Brutalitäten nicht nach herkömmlichem Filmmuster, sondern "raffiniert und verführerisch" und mit Blick für blinde Flecken, lobt Auffermann. Manches davon sei in Zeiten von Me too mittlerweile etwas verblasst, Gaitskills Geschichte aber trotzdem besonders für junge Autoren heute noch relevant, und die Neuauflage als Aufruf zur weiteren Veränderung zu verstehen, schließt die Rezensentin.

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 28.05.2020

Mary Gaitskill gilt heute als Vorbild für junge Autorinnen und ihr Debüt "Bad Behaviour" als Kult-Buch - zu Recht, findet Rezensentin Antonia Baum. Alle darin enthaltenen Geschichten handeln von Frauen, die sich als Künstlerinnen, Schriftstellerinnen oder Schauspielerinnen durchschlagen. Diese Frauen leben in amerikanischen Metropolen, haben wenig Geld und sind unglücklich, fasst Baum zusammen. Die Stimmung, die sich durch die Geschichten zieht, könne man sich am besten vorstellen, wenn man an Neonlicht und verlassene Lagerhallen denke. Doch wäre alles gar nicht so schlimm, wären da nicht das toxische Beziehungsgeflecht, indem die Protagonistinnen fest hängen und in dessen Mitte der männliche Blick lauert. Dass die weiblichen Figuren alle versuchen, diesem Blick zu gefallen, mindert Baums Sympathie für das Buch nicht. Das verhindert schon die Souveränität, mit der Gaitskill Frauen in den "unsouveränsten Situationen" zeigt, so die Rezensentin.

Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk, 29.04.2020

Miriam Zeh ist voller Bewunderung dafür, wie die Autorin es hingekriegt hat, mit solcher Präzision und gleichzeitig wie nebenbei von sexueller Unterwerfung beziehungsweise Dominanz zu erzählen. Nicht selten wird aus der Perspektive des Vergewaltigers gesprochen - und das ist nicht einmal immer der Mann. Die Kritikerin ist hingerissen von den drei Jahrzehnte alten Geschichten, die Lust nicht mit Moral zu verbinden suchen. Und sie freut sich schon jetzt auf das neue Buch der Autorin, das kürzlich in New York erschienen ist - und für den der Blumenbar Verlag eine baldige deutsche Ausgabe versprochen hat.

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 12.03.2020

Rezensentin Marlen Hobrack freut sich, dass Mary Gaitskills Skandalerzählungen von 1988 nun in frischer deutscher Übersetzung von Nikolaus Hansen erneut vorliegen. Das Skandalöse an den Kurzgeschichten, die sich in Büros oder Pizzaläden abspielen und die die "Lust am emotionalen oder körperlichen Leiden" des jeweils anderen ausloten, mag heute nicht mehr nachvollziehbar sein, glaubt die Kritikerin: Wie knapp, präzise und neutral Gaitskill aber Masochismus, Unterwerfung und Dominanz analysiert, findet Hobrack nach wie vor beeindruckend.