Max Brod

Arnold Beer: Das Schicksal eines Juden. Roman

und andere Prosa aus den Jahren 1909-1913
Cover: Arnold Beer: Das Schicksal eines Juden. Roman
Wallstein Verlag, Göttingen 2013
ISBN 9783835312685
Gebunden, 347 Seiten, 29,90 EUR

Klappentext

Aus der Reihe "Max Brod - Ausgewählte Werke", herausgegeben von Hans-Gerd Koch und Hans Dieter Zimmermann in Zusammenarbeit mit Barbora Šramková und Norbert Miller. Mit einem Vorwort von Peter Demetz. Arnold Beer ist ein junger Mann, der eine Flugschau in Prag veranstalten möchte. Er sammelt Geld und baut Bretterbuden. Die unscheinbare Lina, ein böhmendeutsches christliches Mädchen, das ihm als Sekretärin zur Seite steht, verliebt sich in ihn. Schließlich kommt, was kommen muss: sie verführt ihn - eine schöne Variante in den an Verführungsgeschichten reichen Liebesromanen Brods. Der Band enthält außerdem den kleinen Roman "Ein tschechisches Dienstmädchen" (1909) sowie die Novelle "Weiberwirtschaft" (1913).

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 30.11.2013

Das bisschen Patina, scheint Rezensent Wolfgang Schneider zu sagen. Dieser in einer neuen Edition erscheinende Roman und die weiteren im Band enthaltenen Prosatexte Max Brods jedenfalls findet der Rezensent erstaunlich vital und beschreibungsstark. Der Roman besticht für ihn durch einen von Schneider durchaus autobiografisch verstandenen "Mann mit zu vielen Eigenschaften" als Hauptfigur, durch die Beschreibungen Prags vor dem Ersten Weltkrieg, jüdischer Traditionen und zeitgenössischer Leidenschaften, Fußball zum Beispiel. Wie ein Dandy in diesem Text seine jüdische Verwurzelung erkennt, findet Schneider zwar mitunter etwas zu plakativ dargestellt. Dennoch wird für ihn beim Lesen die deutsch-tschechische Kultur wieder lebendig. Hinter Kafka jedenfalls, glaubt Schneider, braucht Brod sich nicht zu verstecken.
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Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 07.09.2013

Die von Hans-Gerd Koch und Hans Dieter Zimmermann bislang herausgegebenen frühen literarischen Arbeiten Max Brods wecken beim Rezensenten die Hoffnung auf "reifere Leseproben" in den kommenden Bänden. Lorenzo Bellettini scheint es jedenfalls kein Unglück für den Autor darzustellen, dass er einer breiteren Leserschaft vor allem durch Kafka in Erinnerung ist. Freundlich gesprochen. Dabei lernt der Rezensent Brod in seinem Roman "Arnold Beer" und in der Prosa aus der Zeit von 1909-1913 durchaus als genauen Beobachter seiner Zeit kennen, als psychologischen Realisten und Milieukenner mit breitem Themenspektrum. Glänzt der Autor auch immer wieder durch seine Beschreibungen des Prager jüdischen Großbürgertums, nicht zuletzt durch eine edelrostige Sprache, kommt der Roman für Bellettini doch allzu zusammenhanglos episdodenhaft daher und bietet eine eher zweifelhafte innere Entwicklung des Helden, der seine Misogynie nicht überwindet. Auch die übrigen, thematisch um die Frauenbewegung und den Zionismus kreisenden Texte scheinen Bellettini recht oberflächlich, zeugend von der Unreife des Autors. Daran können auch die euphorischen Urteile und "schmeichelnden Stilverwandtschaften" im Vor- und Nachwort nichts ändern.