Peter Demetz

Die Flugschau von Brescia

Kafka, d'Annunzio und die Männer, die vom Himmel fielen
Cover: Die Flugschau von Brescia
Zsolnay Verlag, Wien 2002
ISBN 9783552051997
Gebunden, 256 Seiten, 19,90 EUR

Klappentext

Unterhaltsam und farbig schildert Peter Demetz das abenteuerliche Spektakel um die Flugschau in Brescia, das gleichzeitig ein Stück Literaturgeschichte ist. An jenem denkwürdigen 11. September 1909 gingen die berühmtesten Piloten mit tollkühnen Fluggeräten an den Start - ein einzigartiges Ereignis, das phantastische Ingenieure, waghalsige Flieger, Visionäre und Künstler aus ganz Europa anzog, unter ihnen Franz Kafka, Gabriele d'Annunzio und Giacomo Puccini.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 19.11.2002

Sehr freundlich, kenntnisreich und ein ganz klein wenig gelangweilt schreibt Lothar Müller über diese "kulturhistorische Novelle" des namhaften Kulturhistorikers und Literaturwissenschaftlers Demetz. Sehr gefallen hat ihm offenbar die Konstruktion, nämlich den Ort von Kafkas "Aeroplane in Brescia" als Schauplatz zu nehmen, um die Biografien von Kafka, D?Annunzio und Puccini zu erzählen, die sich zu den Anfang des 20. Jahrhunderts in Brescia stattfinden Flugschauen tatsächlich im Publikum eingefunden haben. Demetz findet viele "Abschweifungen" und "mehr Details, als man unbedingt braucht", freut sich jedoch dann auch wieder an der vom Autor klug durchgeführten "ästhetischen Polarität" D?Annunzios und Kafkas, die Demetz in Brescia aufeinandertreffen lässt. Was da allerdings passiert und welche Rolle Puccini spielt, wird uns von Lothar Müller vorenthalten. Die abschließende korrigierende Anmerkung, Milena Jesenska sei nicht in Bergen-Belsen sondern in Ravensbrück umgekommen, ist vielleicht ein kleiner Stich gegen den Autor, der ansonsten "das Wetter, das Verkehrschaos, die Gastronomie" in Brescia zur Zeit der Flugschauen bis hinab zur Speisekarte seiner Aufmerksamkeit für Wert gehalten hat.
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Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 07.11.2002

Die Anfänge des Fliegens waren der Aufbruch in ein neues Zeitalter. Dieses Gefühl vermittelt eindrücklich Peter Demetz' Buch über die Flugschau von Brescia im September 1909, an der eine große Zahl von Schaulustigen inklusive zahlreicher Prominenter aus den verschiedensten Bereichen des öffentlichen Lebens teilnahm. Auch wenn der Autor selbst sein Buch als "Entertainment" charakterisiert, zieht Rezensent Paul Jandl viel mehr aus der Lektüre. Denn der Literaturwissenschaftler Demetz nutze das bahnbrechende Ereignis für interessante Exkurse über seine prominenten Besucher aus dem künstlerischen Leben - unter den Gästen befanden sich beispielsweise Giacomo Puccini, die Brüder Max und Otto Brod und Franz Kafka! Aber nicht nur für den Informationswert, sondern auch für die sprachliche Gestaltung findet Jandl nur lobende Worte, so dass die Lektüre dieses Buches einen echten Lesegenuss verspricht.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 09.10.2002

Auch wer sich wenig für das Fliegen interessiert, wird mit diesem Buch des Prager Literaturwissenschaftlers Peter Demetz über die erste Flugschau in Brescia im September 1909 voll auf seine Kosten kommen, verspricht Maike Albath. In zwölf "kurzweiligen" Kapiteln lasse der Autor das Geschehen jener Tage, zu dem Künstler wie Franz Kafka, Giacomo Puccini, die Gebrüder Brod oder Gabriele d'Annunzio, einfache Bürger und der italienische König gekommen waren, Revue passieren, berichtet die Rezensentin. Der Leser könne in einer Art "Drehbühnen-Prinzip" aus den verschiedensten Perspektiven die Flugschau verfolgen: aus der Perspektive der Zuschauer, der Mechaniker und der Piloten, schwärmt Albath. Fern jeglichen "Pathos", mit einen gelungenen Gespür für "komische Details", rückt Demetz das Ereignis in ein sehr "menschliches Licht", so die Rezensentin, die außerdem die "aufschlussreichen" und "unterhaltsamen" Porträts über Kafka, die Brod-Brüder und den "Salonlöwen" und "Literaturstar" d'Annunzio besonders gern gelesen hat.