Meera Nair

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Erzählungen
Cover: Video
Kindler Verlag, Berlin 2002
ISBN 9783463404035
Gebunden, 253 Seiten, 17,90 EUR

Klappentext

Aus dem Englischen von Eike Schönfeld. In zehn Erzählungen verleiht die Autorin den Menschen des heutigen Indiens eine Stimme und führt den Leser durch eine im Umbruch begriffene Gesellschaft.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 28.06.2003

Trotz der "Anlegeordnung ungewöhnlicher Stoffe" und Meera Nairs spürbar "sorgsamer Verarbeitung" findet die Rezensentin Angela Schader diesen Erzählband insgesamt entweder zu "knapp zugeschnitten" oder zu ausgefranst an den Kanten. Zwei Erzählungen haben ihr jedoch besonders gefallen: "Der Mieter von Zimmer 726", wo inmitten von "Kahlheit" und "Schäbigkeit" eine Art lichtspendendes "Zauberreich" entsteht, und "Mein Großvater träumt von Zäunen", die einen "hässlichen Kleinkrieg" zwischen einem alten Gutsbesitzer und seinem aufbegehrenden Landarbeiter beschreibt, und deren Wirkung in der äußerst knappen "dramatischen Zuspitzung" und der ständig wechselnden Perspektive liegt, die dem Leser einen immer wieder neuen Blick auf die Ereignisse bietet.

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 28.01.2003

Mit dem Genre der erfolgreichen amerikanisch-asiatischen Literatur, zuständig für Emigrantenschicksale, weibliche Lebensentwürfe zwischen Tradition und Moderne, kulinarische Ergüsse, Ehebrüche usw., so Karsten Kredel, hat der Erzählband von Meera Nair kaum etwas gemeinsam. Immerhin soviel: Nair stammt aus Indien und hat in Amerika studiert, wo sie heute lebt. Wenn etwas für sie typisch ist, sagt Kredel, dann ist es die amerikanische School of creative writing. Untypisch bei ihr ist die Erzählform: kein Epos, sondern kleine Erzählungen, untypisch ist auch der Ort ihrer Handlung, nämlich Indien. Wenn Amerika vorkommt, erzählt Kredel, dann als Echo, wie in einer der Erzählungen, in der ein ganzes Dorf den angekündigten Besuch des amerikanischen Präsidenten vorbereitet, der nie kommt, aber immerhin ist am Ende die Toilette repariert. Nairs Buch trägt in Kurzgeschichtenform Erinnerungen an ihre Heimat zusammen, meint Kredel, ganz unspektakulär und "nicht von epischer Dringlichkeit". Eins müsse man dem Boom immerhin zugute halten, dass Nair sonst vermutlich nie übersetzt worden wäre.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 14.01.2003

Nein, es handelt sich nicht um die gleichnamige Filmregisseurin, beteuert Martin Kämpchen, sondern um eine in Amerika lebende indische Autorin. Bücher von indischen Autoren englischer Sprache haben derzeit Konjunktur, und das liegt daran, erklärt der Rezensent die momentane Bücherschwemme, dass zum einen der Zusammenprall der konservativen indischen Kultur mit der westlichen Welt offenbar besonders schöpferische Impulse freisetze, zum anderen viele Mittelstandsinder keine der indischen Sprachen mehr beherrschten und sich mit Vorliebe schreibend ihrer heimatlichen Wurzeln versicherten. Kein indischer Redakteur, der nicht gerade ein Romanmanuskript in Arbeit hätte, spottet Kämpchen. Auch die Erzählungen von Nair spielen mit einer Ausnahme in Indien, zumeist im Mittelstandsmilieu, aber es finden sich auch ausgezeichnete Charakterisierungen anderer Milieus darunter, befindet Kämpchen. Er ist von Nairs nostalgiefreier, mit den Figuren stets sympathisierender Erzählweise sehr angetan. Viele Geschichten umkreisen das Thema "Familie", manche auch mit historischem Hintergrund, so Kämpchen, häufig werde aus Kinderperspektive berichtet; es seien Geschichten des Übergangs, des Generationenwechsels, so "anmutig" erzählt, dass der Rezensent das Lesen extra in die Länge gezogen hat.
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